Frage: Beikost und Fingerfood

Liebe Frau Neumann, ich habe einige Fragen zum Thema Beikost. Unsere Tochter ist jetzt knapp 6 Monate und wir haben vor ca. 2 Wochen mit Brei begonnen. Zuerst Pastinake pur, dann Kürbis, Karotte und seit dieser Woche auch mit Kartoffel. Ab wann kann ich ihr Obstmus zum Nachtisch geben? Erst wenn das Fleisch bei der Mahlzeit ist, also nächste Woche? Sollte man dann erst mit einer Obstsorte anfangen? Dürfte sie jetzt auch schon pure Banane essen? Ich beschäftige mich auch mit dem Thema fingerfood und finde das selbstbestimmte Essen für Kinder sehr wichtig. Wobei ich für ausschließlich Fingerfood keine Nerven habe, was Verschlucken angeht. Ich weiß nicht wie ich da entspannt sein kann. Einmal war die Pastinake nicht ganz püriert und sie hat sich daran verschluckt. Ich war fix und fertig danach :-( Gibt es denn Lebensmittel, die ich jetzt schon bedenkenlos mal in die Hand geben könnte? Banane, Avocado? Kann ich denn jetzt schon neue Gemüsesorten mischen oder sollte man da auch wieder eins nach dem anderen nehmen? Es gibt ja Gläschen mit Gemüse Allerlei etc. Sie möchte auch immer schon den Löffel selbst nehmen und den Brei zum Mund führen. Ist das vielleicht auch schon ein Schritt zur Selbstbestimmheit und ich müsste nicht so viel Fingerfood anbieten? Außerdem stille ich noch und möchte sie auch länger stillen. Wäre es da besser, etwas von den Breifahrplänen wegzukommen oder würde ich nicht zwangsläufig abstillen? Sorry für die vielen Fragen. Sie ist mein zweites Kind, aber man vergisst alles :-) LG

von sari3005 am 23.01.2022, 08:12



Antwort auf: Beikost und Fingerfood

Hallo sari3005 das Ersetzen einer Milchmahlzeit durch eine Portion Brei ist vor allem richtig, wichtig und sinnvoll bei Babys, welche ausschließlich Säuglingsmilch erhalten und nicht gestillt werden. Hier geht es vor allem darum, Milchfläschchen zu reduzieren und auf die Nährstoffversorgung auch durch Brei/Beikost zu achten, eben eine Milchmahlzeit komplett durch Beikost adäquat zu ersetzen. Beikost erfüllt aber auch noch mehr Aspekte. Beispielweise auch das Erleben der Mitwelt, der Umwelt, der ganzen Welt mit allen Sinnen und durch alle Sinne. Dazu zählen der Geschmacks/Geruchssinn genauso wie der Sehsinn, der Hörsinn und der Tastsinn, Wärmesinn, Gleichgewichtssinn, ... Der Tastsinn befindet sich auf der Haut, an den Händen, den Fingern und auch im Mund und am Mund. Während beim Breiessen hauptsächlich der Geschmackssinn angesprochen wird und der Hauptaspekt beim Breiessen die Sättigung und die Nährstoffzufuhr ist, kann ein Baby bei BLW, bei breifreier Beikost die weiteren Sinne noch im besonderen Maß einsetzen, um die Welt zu erfahren. Es schmeckt die Welt und bringt diese Erfahrungen zugleich in einen vielschichtigen Zusammenhang. Es erlebt die Welt in einer ganzheitlichen Weise. Da ein Baby wenn es nach Bedarf gestillt wird, durch bestimmte Saugtechniken die Zusammensetzung der Muttermilch jeweils anpassen kann, sich also angepasst satt trinke/essen kann, ist der Sättigungsapekt der Beikost dabei zunächst noch eher zweitrangig - aber auch wichtig. Puh, war das verständlich? Vereinfacht gesagt bedeutet das folgendes: wenn du Brei und breifrei anbieten möchtest, kannst du das tun. Dein Baby darf so viel oder so wenig Brei, breifrei essen, wie es schafft. Dazu darfst du nach Bedarf stillen. Mit der Zeit wird die Essmenge Brei bzw breifrei größer. Die Muttermilchmenge passt sich dein Baby jeweils so an, wie es für dein Baby richtig ist. Du brauchst keine Stillmahlzeit zu ersetzen, kannst diese vielmehr ergänzen. Idealerweise isst dein Baby gerne Beikost (Brei und oder breifrei), steigert allmählich die Menge und wird mit der Zeit damit immer besser satt und zufrieden wodurch weniger zusätzliche Muttermilch gefordert wird. So erhielt das BLW (= baby led weaning) - vom "baby selbst geführtes Abstillen" seinen Namen. Wobei das Wort "abstillen" etwas unglücklich formuliert ist. Es ist weniger ein Abstillen als vielmehr ein langsames Reduzieren, aber im individuellen Tempo des Babys, durch eine sinnvolle und unterstützende Begleitung seitens der Mutter, der Eltern. Mein Tipp: Orientiere dich zunächst an den üblichen Beikostrezepturen und biete deinem Baby an, Brei zu essen. Brei ist, wenn dein Baby Brei isst, völlig in Ordnung. Auch darüber kann dein Baby viele verschiedene Geschmackserfahrungen u.a. machen. Zusätzlich kannst du vor oder nach dem Brei, oder zu einem ganz anderen Zeitpunkt auch breifreie Angebote zum Selberessen machen. Breifreie Speisen sollte sich dein Baby immer selbständig in den Mund befördern. Denn durch das Greifen mit den Händen erhält dein Baby erste Eindrücke über die Beschaffenheit, Temperatur, Festigkeit u.a. zur Speise. Wenn dein Baby selbständig stückige Nahrung in den Mund nimmt, kann dein Baby viel vorsichtiger damit im Mund agieren. Denn durch das Befühlen in den Händen, durch das Betasten im Mundraum erhält dein Baby Informationen. Darauf kann es reagieren. Weißt du, Brei wird anfangs (bei jungen Babys) noch reflexartig geschluckt. Deswegen muss der Brei anfangs ganz fein und homogen sein, fast flüssig - wie Milch. Kleine Stückchen können irritieren und das Baby beginnt zu würgen. Hab also keine allzu große Sorge und schau, wie dein Baby zurecht kommt wenn es selbstbestimmt beginnt, sich gröbere (aber weiche) Stücke an und in den Mund zu führen. Achte auf weiche und verantwortungsbewusste Speisenangebote und achte darauf, dass dein Baby gut und sicher, aufrecht sitzt, dabei beide Hände und Arme frei bewegen kann. Weiche Banane, weiche Avcoado sind geeignet. weitere Zubereitungstipps für babygerechte Kost, Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Für einen besonders guten Grip kann man ein Wellenschnittmesser verwenden - kleiner Tipp für den Fall, dass du eines hast. Auch geeignet sind Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen nach dem gleichen Prinzip: einfach weich garen. Wie schnell du mit verschiedenen Zutaten voranschreiten kannst, wie gut dein Baby neue Zutaten akzeptiert (eagl ob im Brei oder anders), wie gut dein Baby Beikost verträgt, das musst du einfach vorsichtig ausprobieren. Wenn du Apfelmus als Nachtisch anbieten möchtest, dann mach das und beobachte. Also dann Grüße Birgit Neumann schau auch mal hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Baby-hat-keine-Lust-auf-Brei-bzw-Beikostfahrplan_49683.htm

von Birgit Neumann am 24.01.2022



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