Hallo Frau Neumann,
mein Sohn ist nun 7 Monate alt und bekommt derzeit mittags und abends Brei. Die Einführung hat etwas gedauert bis die Mengen reichten um satt zu werden aber nun klappt es gut, jeweils ca. 150g. Ansonsten stille ich noch komplett. Mittags habe ich bereits Gemüse wie Möhren, Pastinake, Kürbis, sowie Süßkartoffeln, Kartoffeln, Rindfleisch und Fisch gegeben. Bisher mag er alles. Dazu dann mittags immer noch ca. 2 EL Obstbrei (Apfel, Birne, Pflaume, Mango) als Nachtisch sozusagen.
Abends bekommt er bisher Grießbrei, den ich mit Wasser aufkoche und ca. 1 EL Obstbrei untermische, da meine Hebamme meinte, dass er im 1. LJ keine Milch bekommen sollte. Daher habe ich jetzt für den Abendbrei immer Ausschau nach Produkten gehalten, die milchfrei sind.
Nun steht demnächst die Einführung von Zwischenmahlzeiten an: Nach meinem Kenntnisstand bedeutet das, dass es vormittags und nachmittags einen Obst-Getreide-Brei geben kann. Aber den bekommt er ja bereits abends im Moment. Soll er dann 3x täglich den gleichen Brei erhalten? Oder variiere ich hier einfach zwischen dem Getreide, wie z.B. Grieß, Dinkel. 5-Korn etc.? Wäre die Menge an Obstbrei (je 1 EL in den Mahlzeiten + 2-3 EL als Dessert zum Mittag) in Ordnung?
Ist es sinnvoll abends den Brei mit Pre-Milch anzurühren? Bisher hat er noch nie Pre-Milch bekommen, weil ich halt komplett stille. Zwischen 19 Uhr und 7 Uhr morgens stille ich in der Regel einmal um 21/22 Uhr, 1h, 4h, und dann wieder morgens, also ca. alle 3 Stunden.
Ich höre von vielen gleichaltrigen Babys, dass die Eltern schon viel Fingerfood ausprobieren: Nudeln, Avocado oder Obst zum lutschen. Haben Sie Tipps was sich hier gut eignet?
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir bei der Beantwortung dieser Fragen behilflich wären.
Herzliche Grüße
von
Murzel2021
am 21.05.2022, 22:01
Antwort auf:
Milchfreier Brei - Einführung von Zwischenmahlzeiten/Snacks - Fingerfood?
Hallo Murzel2021
Als Stillmama kannst du die Beikost ganz wörtlich nehmen und zusätzlich zum Stillen eine BEI-Kost, Zusatzkost anbieten. Das kann der klassische Brei sein, das kann breifrei sein oder Beides zusammen. Ob Brei, breifrei oder Brei und breifrei zusammen, es ist alle möglich und kommt ganz auf dein Baby an, was es mag und kann und will.
Babys, welche mit Säuglingsmilch ernährt werden brauchen Beikost vorrangig und auch wegen der enthaltenen Nährstoffe und zur Eneergieversorgung, sowie für Anderes. Sie brauchen Beikost auch, um die Milchmenge (Flaschenzahl) nach und nach, schrittweise reduzieren zu können und um dabei trotzdem satt zu werden und alle Nährstoffe zu erhalten.
Babys, welche nach Bedarf gestillt werden, brauchen Beikost zusätzlich zur Muttermilch und nicht anstatt Muttermilch. Du darfst vollkommen bedürfnisorientiert vorgehen. Hier reguliert sich das Reduzieren der Milchmenge ganz automatisch, da das Baby nach Bedarf quasi selbst entscheiden kann viel es zusätzlich stillen will.* Die Menge der Beikost richtet sich hier, bei einem angemessenen Angebot, ebenfalls nach dem Bedarf. Durch ausreichendes Stillen (dem individuellen Bedarf entsprechend) ist die Milchmenge im 1. Lj normalerweise ausreichend abgedeckt. Dein Baby bräuchte keine weitere Sorte Milch außer Muttermilch.
Als Stillmama hast du viele verschiedene Möglichkeiten, um deinem Baby Beikost zu geben. Du kannst den "Milchbrei" komplett mit Wasser anrühren und anschließend dein Baby nach Bedarf, stillen. Du kannst den Brei auch weglassen und dein Baby mit bspw zerdrückter Avocado füttern oder via BLW an breifreie Beikost heranführen
Statt einem Abendbrei/Milchbrei ist es möglich, einen milchfreien, den sog. GOB anzubieten. So wie du das machst.
Auch Muttermilch kannst du als Zutat für Brei verwenden. Muttermilch sollte nur nicht erhitzt werden. Auch möglich ist es, die Breie mit Wasser zuzubereiten und anschließend ein paar Tropfen Muttermilch dazuzufügen.
Das Essen von Beikost erfüllt viele Aufgaben und gehört zur gesunden Entwicklung dazu. Babys erleben und erfahren durch Beikost die Welt - mit allen Sinnen und durch alle Sinne. Dazu zählen der Geschmacks/Geruchssinn genauso wie der Sehsinn, der Hörsinn und der Tastsinn, Wärmesinn, Gleichgewichtssinn, Lebenssinn...
Der Tastsinn befindet sich auf der Haut, an den Händen, den Fingern und auch im Mund und am Mund.
Während beim Breiessen hauptsächlich der Geschmackssinn angesprochen wird und der Hauptaspekt beim Breiessen die Sättigung und die Nährstoffzufuhr ist, kann ein Baby bei BLW, bei breifreier Beikost die weiteren Sinne noch im besonderen Maß einsetzen, um die Welt und die Nahrung zu erfahren. Es schmeckt die Welt und bringt diese Erfahrungen zugleich in einen vielschichtigen Zusammenhang. Es erlebt die Welt in einer ganzheitlichen Weise.
Breifreie Speisen sollte sich dein Baby immer selbständig in den Mund befördern. Denn durch das Greifen mit den Händen erhält dein Baby erste Eindrücke über die Beschaffenheit, Temperatur, Festigkeit u.a. zur Speise.
Durch das Befühlen in den Händen, durch das Betasten im Mundraum erhält dein Baby Informationen. Darauf kann es reagieren.
Achte auf weiche und verantwortungsbewusste Speisenangebote und achte darauf, dass dein Baby gut und sicher, aufrecht sitzt, dabei beide Hände und Arme frei bewegen kann.
Weiche Banane, weiche Avcoado sind geeignet.
weitere Zubereitungstipps für babygerechte Kost, Gemüsesticks:
Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich.
Fertig ist das Fingerfood.
Für einen besonders guten Grip kann man ein Wellenschnittmesser verwenden - kleiner Tipp für den Fall, dass du eines hast.
Auch geeignet sind Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen nach dem gleichen Prinzip: einfach weich garen.
Wie gut und wie gerne und auch wie schnell dein Baby neue, breifreie aber babygeeignete Speisenangebote annimmt und isst, das kannst du vorsichtig ausprobieren.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
P.S. schau auch mal hier:
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Baby-ist-fast-keinen-Brei_49825.htm
*für die Vollständigkeit: auch bei Pre-Milch ist das "Anbieten nach Bedarf" wie beim Stillen möglich.
von
Birgit Neumann
am 23.05.2022