Mama Nadja niest schon, wenn sie nur ein lustiges Katzenvideo ansieht, Papa Tom braucht nur an eine Wiese mit frisch gemähtem Gras zu denken, schon tränen die Augen – damit ist klar: Ihre kleine Clara hat ein erhöhtes Risiko, ebenfalls eine Allergie auszubilden. Denn wenn Eltern oder Geschwisterkinder eine Allergie haben, zählt das Baby als Risikokind.
Gefahr erkannt – Möglichkeiten zum Handeln
Risikokind hat hierbei gar keine negative Bedeutung. Es ist sehr hilfreich und wirklich sinnvoll, Babys als Risikokinder zu erkennen – denn nur so können Eltern dann im zweiten Schritt wirklich etwas tun, um das potentiell erhöhte Allergierisiko für Ihren Nachwuchs zu minimieren. Das ist heutzutage nach den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen tatsächlich möglich.
Eine sehr gute Vorbeugung vor Allergien können Eltern über die Nahrung durchführen. Muttermilch schlägt hier natürlich alle künstlich hergestellten Produkte, sie ist für die kleine Clara und andere kleine Babys das Beste. Unzählige Studien haben belegt, dass Muttermilch einen schützenden Effekt vor Allergie hat. Es wird heutzutage empfohlen, dass Babys in den ersten vier Monaten am besten voll gestillt werden.
Was tun bei Stillproblemen?
Stillen ist das Beste für den kleinen Schatz, keine Frage. Aber leider klappt es nicht immer so wie Mamas sich das wünschen. Dann kannst du in unserem Expertenforum Stillberatung nach Tipps fragen, dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden oder auch bei deiner Hebamme um Rat fragen.
Falls alles nichts nutzt, muss eine Babynahrung her. Ziegen- und Schafsmilch oder Sojagetränke kannst du direkt außer Acht lassen, sie scheiden als Ernährung für dein allergiegefährdetes Babys aus, da sie keinen Schutzeffekt vor Allergien haben. Für Babys wie Clara ist in den ersten vier Lebensmonaten dann eine HA-Nahrung mit nachgewiesener Wirksamkeit die beste Wahl. Aber was macht diese Nahrung so wertvoll für allergiegefährdete Kinder?
Das HA steht für hydrolisierte Anfangsnahrung. Diese Produkte enthalten also Eiweiß in einer speziell aufgespaltenen Form. Die Vollmilch- und Molkeeiweiße sind so zerkleinert, dass sie dadurch als weniger allergen angesehen werden. Das Immunsystem erkennt sie nicht als „Störung“, eine Abwehrreaktion bleibt aus.
Der positive Effekt für Risikokinder zeigt sich in der Studienlage
Insbesondere das Risiko für eine Kuhmilchproteinallergie und für ein atopisches Ekzem, das kleine Kinder ausbilden können, sollen durch das Füttern mit der HA-Nahrung gesenkt werden. Das atopische Ekzem wird begleitet durch eine chronische Entzündung der Haut, quälenden Juckreiz, die Lebensqualität ist beeinträchtigt und - das ist der springende Punkt – bei Kindern mit atopischem Ekzem bildet sich später häufiger eine Nahrungsmittelallergie aus.
Eine mögliche allergievorbeugende Wirkung der HA-Nahrung bei Risikokindern, vor allem hinsichtlich des atopischen Ekzems und Asthma, wird seit dem Jahr 2023 von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) anerkannt.
Die European Society of Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) weist darauf hin, dass partielle Hydrolysate das Risiko von Neurodermitis verringern können.
Jedoch gibt es aktuell noch nur wenige Präventionsstudien zum Thema. Eine eindeutige Empfehlung für die HA-Nahrung wird momentan noch nicht ausgesprochen, aber du solltest diese Milchnahrung für dein Risikokind auf jeden Fall als Option in Betracht ziehen. Denn das Füttern dieser Babymilch kann sich auf die Hautbarrierefunktion und den Allergiemarker deines Kindes auswirken.
Schonend aufgespaltenes Eiweiß – das macht den Unterschied
Das Angebot an HA-Nahrungen im Handel ist groß. Die Art des hydrolisierten Eiweißes macht den Unterschied. Ein Vollhydrolysat ist ein Protein, das vollständig zerlegt wurde, das keine größeren Peptide mehr enthält und das sehr schnell aufgenommen wird vom Körper. Partiellen Hydrolysaten wird eine bessere Wirkung zugeschrieben. Also HA-Nahrung, die kurzkettige Eiweißbausteine enthält, ist eine bessere Wahl.
Vielleicht hast du schon mal von der GINI-Studie gehört. Das ist eine Untersuchung in ganz Deutschland zur Allergievorbeugung mit Säuglingsnahrung. Hierbei hat sich gezeigt, dass bei Babys, die nicht gestillt wurden und die als Risikokinder gelten, mit dem Füttern von HA-Nahrung ein vorbeugender Effekt erzielt werden konnte.
Darüber hinaus wurden mittlerweile auch weitere Untersuchungen, Meta-Analysen etc. durchgeführt – mehrere gehen von einer allergiepräventiven Wirkung der HA-Nahrung mit partiell aufgespaltenen Hydrolysaten für nicht gestillte Kinder mit höherem Allergierisiko aus. Es sind Produkte im Handel, die zwar seit über 30 Jahren immer weiterentwickelt werden, bei denen aber der Hydrolyseprozess über die Jahre nicht verändert worden ist – ein Signal für den positiven Nutzen dieser speziellen HA-Milchnahrung mit dem schonend aufgespaltenem Protein.
Lass dich nicht verunsichern!
Du bist nicht allein, wenn es in eurer Familie Allergien gibt und du über die richtige Milchnahrung für dein Baby nachdenkst. Das Thema ist für viele Eltern wichtig: Die Bezeichnung Risikokind betrifft eine Vielzahl an Familien, insgesamt zählen etwa 40 Prozent aller Neugeborenen als Risikokinder.
Falls dein Kind also zu dieser Gruppe zählt, weil du, der andere Elternteil oder Geschwisterkinder eine Allergie haben, und du dein Baby nicht stillst, lass dich nicht verunsichern vom großen Angebot an Babynahrungen, dann ist eine wissenschaftlich geprüfte HA-Milchnahrung mit partiell aufgespaltenen Eiweißen und nachgewiesener Wirksamkeit die beste Wahl für die Gesundheit deines Schatzes. Denn damit kannst du sein Risiko für eine Allergie senken.
Falls du Fragen zum Thema Allergieprävention und Ernährung haben solltest, kannst du dich gern jederzeit an unsere Kinderärzte, Dr. Andreas Busse und Dr. Ralf Brügel, bzw. an unsere Kinderärztin Miriam Althoff wenden. Du findest die Ärzte/ die Ärztin im Expertenforum Kindergesundheit.