Wenn unterwegs der Magen rebelliert: Reiseübelkeit bei Kindern: Ursachen, Symptome & was wirklich hilft

„Mama, mir ist schlecht!“ – dieser Satz kam von meiner Tochter Anna auf nahezu jeder längeren Autofahrt. Ob zur Oma, in den Urlaub oder nur zur nächsten Stadt – nach etwa 30 Minuten war die Stimmung im Kindersitz gekippt.

Während wir Eltern versuchten, mit Spielzeug oder Geschichten gegenzusteuern, wurde das flaue Gefühl im Bauch für Anna zur echten Qual. Erst als ich mich intensiver mit dem Thema Reisekrankheit bei Kindern beschäftigte, begriff ich: Wir sind nicht allein – und es gibt Hilfe.

Was ist Reiseübelkeit überhaupt?

Reiseübelkeit, medizinisch auch Kinetose genannt, tritt auf, wenn das Gehirn widersprüchliche Signale über Bewegung erhält. Beim Autofahren meldet das Gleichgewichtsorgan: „Wir bewegen uns!“, während die Augen beim Lesen oder Blick auf den Fahrzeuginnenraum „Stillstand“ registrieren. Dieser Widerspruch löst eine Reaktion im Brechzentrum des Gehirns aus – mit unangenehmen Folgen.

Häufige Symptome bei Kindern:

• Müdigkeit und Gähnen
• Blässe und kalter Schweiß
• Übelkeit und Erbrechen
• Bauchschmerzen und Schwindel
• Kopfschmerzen und schnelle Atmung

Kinder zwischen 2 und 12 Jahren sind besonders betroffen, da ihr Gleichgewichtssinn noch sensibler reagiert. Kleinkinder unter zwei Jahren sind eher selten betroffen, da ihre Sinneswahrnehmung noch nicht ausgereift ist.

7 wirksame Tipps gegen Reiseübelkeit im Auto

Ob kurzer Ausflug oder lange Urlaubsfahrt – diese Maßnahmen helfen, das Risiko für Reiseübelkeit zu senken:

1. Frontblick statt Seitenfenster Kinder sollten aus dem vorderen Fenster schauen, um dem Gehirn eine konsistente Bewegungsinformation zu geben.
2. Stilles Wasser trinken Viel trinken hilft, aber bitte ohne Kohlensäure – das beruhigt den Magen.
3. Frische Luft im Auto Eine gute Luftzirkulation (Fenster leicht geöffnet oder Klimaanlage) kann Übelkeit lindern.
4. Leichte Kost vor der Fahrt Keine fettigen oder süßen Speisen – lieber ein kleiner Snack wie Zwieback oder Banane.
5. Regelmäßige Pausen einlegen Alle 1–2 Stunden anhalten, frische Luft schnappen, ein bisschen Bewegung – das wirkt Wunder.
6. Ablenkung mit Geschichten und Musik Statt Bücher oder Tablets helfen Hörspiele oder ruhige Musik, um den Fokus vom Unwohlsein wegzulenken.
7. Reisekaugummis oder Akupressur-Armbänder Für ältere Kinder geeignet. Wichtig: vorab mit dem Kinderarzt sprechen.

Was Eltern noch wissen sollten

Vor der Fahrt:

• Zeitlich planen: Wenn möglich, zu den gewohnten Schlafenszeiten fahren. Im Schlaf ist Reiseübelkeit seltener.
• Bequeme Kleidung: Nichts darf drücken, vor allem nicht im Bauchbereich.
• Kopfstützen & Nackenkissen: Minimieren die Kopfbewegung und entlasten den Gleichgewichtssinn.

Medikamente? Nur im Notfall!

Rezeptfreie Medikamente (z. B. mit Antihistaminika) gibt es als Zäpfchen, Tabletten oder Kaugummis. Aber Vorsicht:

• Nicht für Kinder unter 3 Jahren!
• Immer Beipackzettel beachten und mit Kinderärztin oder -arzt Rücksprache halten.
• Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Reizbarkeit möglich.

Häufige Fragen – kurz erklärt

• Warum trifft es Kinder so oft? Ihr Gehirn reagiert besonders empfindlich auf Sinneskonflikte.
• Ist Zug oder Flugzeug besser? Tendenziell ja – da hier der Blick nach außen leichter möglich ist.
• Hilft frische Luft wirklich? Ja! Sauerstoffzufuhr kann die Symptome deutlich lindern.
• Kann das Kind „rauswachsen“? In den meisten Fällen ja – ab etwa 12 Jahren tritt Reiseübelkeit seltener auf.

Fazit: Gut vorbereitet, stressfrei unterwegs

Reiseübelkeit bei Kindern ist keine Seltenheit – aber mit der richtigen Vorbereitung lässt sich die Fahrt deutlich angenehmer gestalten. Und: Jedes Kind ist anders! Was bei Anna geholfen hat, war die Kombination aus Hörspiel, leerem Magen und häufigen Pausen. Heute fährt sie fröhlich mit – und ich bin deutlich entspannter am Steuer.