Familienkost / Baby 10 Monate verweigert Brei u. isst weniger

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Familienkost / Baby 10 Monate verweigert Brei u. isst weniger

Guten Tag Frau Neumann, meine Tochter wird diese Woche 10 Monate alt und isst seit dem 6. Monat Brei. Hat ihr eigentlich auch meistens ganz gut geschmeckt; teilweise hat sie 3 komplette Breie à 190g gegessen. Sie war also eigentlich immer ein guter Esser. Nun verweigert sie leider seit ca. 1-2 Wochen den Brei. Wir hatten immer mal wieder Phasen, in denen sie den Mittagsbrei doof fand (ihn aber trotzdem mit viel Geduld gegessen hat); diesmal ist es jedoch anders. Sie will kein einziges Löffelchen mehr und auch der Milchbrei am Abend wird nicht mehr akzeptiert, nur der Obst-Getreide-Brei wird ab und zu noch gegessen. Da sie ja fast 10 Monate alt ist dachte ich, steigen wir einfach auf Familienkost um; Fingerfood war schon immer beliebt. Unser Tagesablauf sieht in etwa so aus: 6:00 Pre-Milch 9:30 Frühstück, vorher hat sie keinen Hunger (Müsli mit Banane, Grießbrei, Bananen-Dinkel-Pancakes, Milchreisschnitten o.ä.) 13:00 Vesper mit Vollkorntoast, Aufstrich wie Frischkäse oder Avocado und dazu Obst (meist kalt da wir abends unser Familienessen haben) 15:30 Obst-Getreide-Brei, manchmal auch Fingerfood (z.B. Obst mit Spinatwaffeln o.ä.) 18:30 Familienessen (babyfreundlich gestaltet, ohne zusätzliches Salz bzw. mein Mann und ich salzen am Tisch) Mein Problem ist nur, dass sie sehr wenig isst, verglichen mit den Mengen die sie sonst teilweise verdrückt hat. Klar hat ein Brei auch viel Wasser, aber trotzdem - gestern z.B. gab es Ofengemüse (Kartoffeln, Paprika, Zucchini, bisschen Tomate u. Zwiebeln) mit Garnelen & Quark-Dip und sie hat zwar alles probiert, aber doch das meiste liegen lassen und eher mit dem Essen gespielt. Von vielleicht 60 g Kartoffeln auf ihrem Teller hat sie nicht mal die Hälfte gegessen, das meiste ist im Teller geblieben oder auf dem Boden gelandet. Tagsüber vermeide ich es, ihr nach den Mahlzeiten Pre-Milch anzubieten; sie möchte auch keine. Z.T. kommt sie jetzt aber nachts wieder und möchte ein Fläschchen obwohl sie über einen Monat lang schon durchgeschlafen hatte (20 Uhr - 6 Uhr). Daher gab es gestern Abend ein Fläschchen vor dem zu Bett gehen (ca. 1,5h nach dem Abendessen und nicht zum Einschlafen sondern in Wohnzimmer). Damit hat sie dann bis heute um 6 Uhr wieder durchgeschlafen. Daher denke ich sie wird einfach nicht ganz satt! Nun meine Fragen: Sind 10 Monate zu früh für die Familienkost? Sollte ich das Fläschchen am Abend weglassen, um sie nicht wieder daran zu gewöhnen? Soll ich es darauf ankommen lassen ob sie nachts hungrig wird? Was kann ich tun damit sie mehr von der Familienkost isst? Soll ich die Pre morgens durch ein Frühstück ersetzen? Vielleicht noch als Randinfo, sie lernt gerade viel (hochziehen, krabbeln, ..) und ich habe manchmal das Gefühl dass sie tagsüber viel zu beschäftigt ist und deshalb keine Lust aufs Essen und auch keinen Hunger hat. Das kommt dann abends wenn sie müde wird, oder eben nachts. Außerdem ist sie zurzeit extrem müde und schläft tagsüber häufig 2x 2 Stunden und nachts 10-11 Stunden. Zähne hat sie bisher zwei, weitere sind gerade nicht in Sicht. Tut mir leid für die lange Nachricht, jetzt bin ich aber fertig und freue mich schon auf Ihre Rückmeldung. Herzlichen Dank im Voraus! Liebe Grüße Stefanie mit Pia

von Kipo91 am 01.11.2023, 11:58



Antwort auf: Familienkost / Baby 10 Monate verweigert Brei u. isst weniger

Hallo Kipo91 deine Tochter entwickelt sich prächtig und es ist alles völligst okay und durchaus normal, was du beschreibst. Keine Sorge. Es gibt immer mal wieder Phasen in denen Babys/Kinder ihre Gewohnheiten wie bspw Essmengen, Essens-und Schlafrhythmen plötzlich ändern. Manchmal erscheinen solche Veränderungen wie Rückschritte. Du kannst, sofern deine Tochter gesund, fit und agil ist und prinzipiell freudig isst und trinkt, ganz unbesorgt sein. Es ist alles gut und richtig. Babys wachsen in ihren ersten Lebensmonaten sehr schnell. Nicht nur das Längenwachstum geht sehr schnell, sondern die gesamte Entwicklung und Gewichtszunahme, wozu auch das Anlegen von "Fettreserven" zählt. Das erfordert die Aufnahme großer Kalorienmengen. Babys brauchen und trinken darum in ihren ersten Wochen und Lebensmonaten viel Milch und brauchen zusätzlich ab spätestens dem 7.- 8. Lm auch kalorienreiche Beikost. Das Gewicht verdreifacht sich bis zum 1. Geburtstag und ab dann geht es sehr viel langsamer voran. D.h., bereits schon mit etwa 10 Lm ist diese anfängliche, sehr schnelle Wachstumsphase in der Regel erst einmal vorbei und auch das Saugbedürfnis lässt nach, das Gebiss will jetzt benutzt werden und ein Baby will und wird selbständiger handeln. Ab jetzt reichen aufgrund des weniger schnellen Körperwachstums kleinere Nahrungs- und Milchmengen. Es kommt dabei auch ganz auf die inidividuelle Entwicklung an. Das zu wissen hilft vielen Eltern. Denn ab und mit der Familienkost, ab etwa dem 10. -12- Lm, essen viele Babys plötzlich kleinere Portionen, scheinbar weniger als zuvor und durch Brei gewohnt. Das irritiert viele Eltern. Auch dich. Biete deiner Tochter jetzt ruhig weiterhin etwas von ihrem gewohnten Brei als Möglichkeit, wenn sie das mag und zusätzlich und ganz unbedingt dazu viele verschiedene, geeignete Speisen vom Famliientisch. Mach also ruhig so weiter wie bisher, so wie du das beschrieben hast. Achte dabei auf die Hunger-Sattsignale deines Kindes. Dränge dein Kind nicht dazu mehr zu essen, wenn es satt ist. Jetzt nochmal konkreter zu deinen Fragen: "Sind 10 Monate zu früh für die Familienkost?" Nein, ab dem 10. Lm kann es und sollte es, wenn das Baby soweit ist, Familienkostangebote geben. Zwischen dem 10.-12. Lm gibt es somit als Nahrung: Milch, Beikost/Brei und Familienkost. Familienkost ist alles das, was die Familie isst und aufgrund der Zutaten, der Konsistenz, der Form, der Größe, Geschmack , u.a. für Babys und Kleinkinder geeignet ist. Stückige Familienkost sollte ein Baby selbständig essen. Es sollte gut und sicher und stabil am Tisch sitzen und selbständig zugreifen und sich die Stücke selbständig in den Mund befördern. Die Stücke und Familienkost sollte es sämtlich gut kauen und schlucken können. Die Konsistenz muss darum so sein, dass sie gut gekaut, d.h. zerdrückt werden kann, um anschließend gut und einfach geschluckt werden zu können. Es darf auch weiterhin Brei geben, dieser darf gefüttert werden, wenn das Baby möchte. Auch Familienkost kann zu einem Brei verarbeitet werden, falls wichtig. Es geht auch um den Geschmack. Familienkost sollte ansonsten in einer für das Baby optimalen Darreichungsform angeboten werden. Es ist ein Kennenlernen von Aussehen, Geschmack, Konsistenz, Temperatur, Grip, und mehr. Nach dem Essen darfst du Wasser als Getränk reichen. "Sollte ich das Fläschchen am Abend weglassen, um sie nicht wieder daran zu gewöhnen?" Nein, dein Baby sollte in diesem Alter das Pre-Milchfläschchen nach Bedarf bekommen. "Was kann ich tun damit sie mehr von der Familienkost isst?" Du kannst deiner Tochter verschiedene, gut greif-und essbare Angebote machen. Du kannst neue Speisen mit bereits bekannte und gemochte Speisen gleichzeitg anbieten. "Soll ich die Pre morgens durch ein Frühstück ersetzen?" Nicht ersetzen, du kannst ergänzen. Wenn das Frühstück und alles Weitere derzeit morgens aber momentan alles gut passt, so wie es momentan ist, kannst du alles so belassen. "...Randinfo, sie lernt gerade viel (hochziehen, krabbeln, ..) und ich habe manchmal das Gefühl dass sie tagsüber viel zu beschäftigt ist und deshalb keine Lust aufs Essen und auch keinen Hunger hat." Das kann sein. Wenn du hier Muster erkennst, könntest du dies im Tages/Speiseplan ggf berücksichtigen. Dein Baby wird noch viele Entwicklungsschritte durchmachen und es wird sich noch vieles verändern. Biete deiner Tochter jetzt einfach Gelegenheiten, um genug zu essen und genug Milch zu trinken. Biete verlässliche Strukturen und finde Rhythmen, welche zu euch passen. Zusammenfassend lässt sich sagen: ab etwa dem 10.Lm beginnt eine Phase, in der die meisten Babys ihre Ess (- und ggf auch Schlaf) gewohnheiten verändern und das Interesse/Appetit an und auf Brei und Milch allmählich weiter abnimmt. Das Interesse an stückigem Essen, am selbständigen Essen und allgemein das Interesse an Familienkost nimmt dafür zu. Genau dies markiert den Zeitpunkt, ab dem ein Baby einen wirklich großen Wachstumsfortschritt vollzogen hat. Was einen Meilenstein in der Entwicklung setzt. Grüße Birgit N.

von Birgit Neumann am 02.11.2023



Antwort auf: Familienkost / Baby 10 Monate verweigert Brei u. isst weniger

Vielen herzlichen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!!

von Kipo91 am 04.11.2023, 22:32



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