Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Familienkost - Mittagessen wird verweigert

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Familienkost - Mittagessen wird verweigert

Dani-23

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Hallo, ich bin momentan total am verzweifeln. Meine Tochter (14 Monate) verweigert das Mittagessen total. Wir probieren jetzt seit einigen Wochen ihr die Familienkost näher zu bringen. Seit 02.09. geht sie jetzt auch in die Kita. Heute war sie das erste mal beim Mittagessen in der Kita dabei und hat auch dort nichts angerührt. Wenn ich ihr zu Hause was anbiete verzieht sie das Gesicht, fängt an zu quengeln und schiebt meine Hand wieder weg. Dann will ich sie selbst essen lassen, aber das will sie auch nicht. Brot, Banane, Joghurts, Kekse und Nudeln mit Tomatensauce isst sie ohne weiteres. Nur jegliches anderes Essen wird verweigert. Ich habe schon Kartoffeln, Karotten (weich gekocht), Spinat, Rühreier und Risotto ausprobiert. Vielleicht haben Sie ja noch eine Idee was ich probieren könnte. Vielen Dank Mit freundlichen Grüßen Daniela


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Daniela Essen lernen ist ein länger dauernder Prozess. Deine Tochter steht noch ganz am Anfang. Eine kleine, solide Basis an Familienkost hat deine Kleine bereits gefunden. Sie mag Brot, Nudeln mit Tomatensosse, Banane, Joghurt, Kekse - ausserdem Milch. Das ist schon ein guter Anfang. Wichtig ist momentan, dass es bei euch 5 Mahlzeiten am Tag gibt. Davon 3 Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ. Die Zwischenmahlzeiten dienen als Überbrückung zwischen den Hauptmahlzeiten. Sie dürfen mehr oder weniger sättigen. Je nach Kaloriengehalt der voran gegangenen Mahlzeit und je nach Aktivität, darf die ZMZ größer/kleiner oder kalorienärmer/kalorienreicher ausfallen. Eine grobe Orientierung ist in etwa das: morgens: Brot und Milch oder Milch und Obst oder Kindermüsli oder nur Milch oder Joghurt ZMZ: Brot oder Obst Mittag: Mittagessen bspw basically gestaltet, mit vielen einfachen Grundzutaten in Anlehnung an die üblichen Breie oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder dazu Familienkost. ZMZ: Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Kekse etc Abends: Brot und Milch, ggf fein geraffelte Rohkost, oder Milchbrei (Grießbrei, Haferbrei/müsli), oder Nudeln und Milch etc, gekochtes Gemüse Kuhmilch kann/sollte dein Kind ca 300 ml Milch-und Milchprodukte am Tag bekommen. 100ml Milch können durch ca 100g Joghurt oder je 15g Schnittkäse bzw 30g Weichkäse ersetzt werden. Miteinberechnet werden auch Milchprodukte, die in Speisen verarbeitet wurden. In Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Pizza, Auflauf, Kuchen und Gebäcken, Pudding.. Deine Kleine kennt die Nahrungsvielfalt, die für dich selbstverständlich ist, noch nicht. Sie muss vieles erst noch kennen lernen. Und das geht oft sehr langsam. Manche Babys sind sehr forsch und probieren alles und finden das ganz toll. Andere Babys sind sehr skeptisch und gewöhnen sich nur langsam an Neues. Bei der Einführung der Familienkost ist es meist sehr hilfreich in kleinen Schritten vorzugehen. Besonders gut wird das Neue angenommen, wenn es direkt vom Teller anderer Mitesser stammt. So siegt die Neugier über eine evtl Scheu. Wiederholungen sind wichtig. Esst zusammen. Kinder imitieren gerne. Biete ihr zu den üblichen, altbewährten Breien im Gläschen (am besten den Brei auf einen Teller geben) auch einen Teller mit den Speisen, die du/ihr esst. Falls Zerkleinern der Speisen erforderlich ist, kannst und solltest du das direkt vor den Augen deines Kindes tun. Deine Tochter kann sich so langsam an das Neue herantasten. Zuerst ist es gut, wenn sie etwas Neues einfach erst einmal mit den Händen, den Fingern, befühlen kann. Sie sollte die Gelegenheit bekommen, das "Ding" ausgiebig zu betasten und zu erspüren. Danach wird sie es in den Mund nehmen und dort mit den vorhandenen Tastrezeptoren befühlen. Was gefällt, wird meist geschluckt. Und wenn sich die Konsistenz einer neuen Speise merkwürdig anfühlt, wird sie ausgespuckt. Das bedeutet nicht, dass diese Speise niemals gegessen würde. In ein paar Wochen kann sich das ändern. Bei mehrmaligem "Befühlen" mit der Zunge, mit dem Mundraum, kann sich dein Kind langsam an die neue Konsistenz und den Geschmack gewöhnen. Erlaube unbedingt das Essen mit den Fingern. Denn das ist wichtig, wie oben erwähnt, für das sinnliche Erlebnis und die langsame Annäherung. Kinder erleben das Essen mit allen Sinnen und Essen dient in diesem Alter nicht mehr nur zur Ernährung, sondern vor allem zum Sammeln von neuen Ess- bzw Sinneseindrücken. Es ist für sie wichtig, dass sie Unterschiede kennen lernen kann, sowohl bei Geschmack als auch bei Konsistenz. Für die Kleinsten ist genau das jetzt sehr spannend. Diese Experimentierphase gehört unbedingt dazu und sie vergeht auch wieder. Lasst eure Tochter nun vielfältige Esserfahrungen machen, sodass sie vielerlei Esseindrücke sammeln kann. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird. Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen wird meist kleiner. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen. Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen durch Nachahmung und Wiederholung. Langsam und unmerklich lässt sich die Palette der Gerichte erweitern. Ganz häufig wird Neues besser akzeptiert, wenn es in an einem anderen Ort probiert wird: bspw bei Freunden, auf dem Spielplatz, bei der Oma, im Urlaub, im Restaurant.... Du kannst die Speisenauswahl jetzt sehr vielseitig gestalten und dein Kind querbeet das mitessen lassen, was ihr üblicherweise esst. Das ist eure Familienkultur - eure Familientradition. Daran sollte sich euer Kind langfristig gewöhnen. Der (gedeckte) Esstisch bietet eine große Spielwiese an Möglichkeiten, den Esshorizont zu erweitern, denn hier sind alle Sinne angesprochen: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Kinder lernen (auch essen) durch sinnliche Erfahrungen. Sie wollen alles ganzheitlich begreifen: ihr Essen befühlen, mit den Händen, dem Mund, mit dem Geschmack, dem Geruch. Lass dein Kind einfach damit experimentieren, was ihm ohenhin schon Spaß bereitet. In dieser Altersphase, in der die lieben Kleinen selbständiger werden wollen, auch alleine essen möchten, braucht man als Eltern viel Geduld und Toleranz :) Kinder erleben das Essen mit allen Sinnen und Essen dient in diesem Alter nicht mehr nur zur Ernährung, sondern vor allem zum Sammeln von neuen Ess- bzw Sinneseindrücken. Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht wirklich zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten ihre Mitwelt und imitieren gerne. Deshalb sind die Speisen besonders begehrt, die andere Familienmitglieder essen, Dinge die sie immer und immer wieder sehen. Ein Brötchen kann zerlegt werden, die Kruste bröckelt ab, das Innere ist weich und lässt sich formen, wie Knete. Es kann gut geschluckt werden. Die Kleinen begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen sehr genau. Kontinuität ist deshalb wichtig. Sie untersuchen die Dinge zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet... Mach dich also nicht verrückt, kleine Essmengen können ausreichen. Wichtig sind die regelmäßigen, möglichst gemeinsamen Mahlzeiten, mit einem "gesunden" und ausgewogenen Speisenangebot. Sieh "Essen" auch als Erlebnis, vermittle Esskultur - all das ist ebenso gut und wichtig, um dein Kind zu einem guten, vielseitigen und genussreichen Esser heranzubilden. Auch in der KiTa wird dein Kind, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, bald ganz selbstverständlich mitessen. Grüße B.Neumann


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