Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Verhalten zweijährige Tochter

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Verhalten zweijährige Tochter

Polo1985

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Liebe Frau Ubbens, Ich mache mir aktuell viele Gedanken. Wir haben eine zauberhafte Tochter die wir sehr lieben, sie ist im Juli zwei geworden. Sie ist sehr sozial und aufgeweckt, spricht schon sehr gut und versteht für ihr Alter sehr viele Dinge und Zusammenhänge. Seit august ist sie große Schwester, das klappt auch eigentlich sehr gut. Was mir aber aktuell auffällt ist ihre geringe bis nicht vorhandene Frustrationstolersnz. Beim kleinsten bisschen wird geweint, wenn was nicht klappt ist sofort Frust da, warten oder „gleich“ ist ein Fremdwort da gibt es zt richtige ausraster. Da sie noch nicht im Kiga ist bin ich viel mit beiden allein und es belastet mich sehr dass sie beim kleinsten „warte bitte kurz“ ausflippt. Oder sehr traurig wird was mir auch leid tut. Ich werde auch stark rumkommandiert („Mama! Vorlesen! Jetzt!“) und generell hat sie sehr genaue Vorstellungen wie die Dinge zu laufen haben. Seit neustem haut sie sogar nach mir wenn ich nein sage. Das macht mich traurig und ich frage mich was wir tun können. Klar war sie bisher die „Prinzessin“, sie war die erste und einzige in der ganzen Familie, grade die Großeltern tun ALLES was sie sagt, ich habe natürlich schon immer natürliche Grenzen gesetzt aber im Großen und ganzen mich im Alltag viel nach ihr gerichtet. Das geht jetzt mit 2. Kind in dem Maße nicht mehr und außerdem habe ja auch ich meine Bedürfnisse und möchte auch mal nicht mehr das 15. Buch vorlesen etc. Noch dazu testet sie aktuell sehr, ich höre eigentlich ständig, nein mach ich nicht oder nein ich komm jetzt nicht. Das ist im Alltag wirklich belastend. Zb legt sie sich einfach mitten auf die Straße und ich stehe da mit den Einkäufen und der kleinen in der trage. Froher hätte ich sie mir auf den Arm gepackt aber das geht oft nicht da bin ich drauf angewiesen dass sie auf mich „hört“. Haben Sie einen Tipp, wie man mit diesen Situationen umgeht? und auch die Schärfe raus nimmt? Mir gehen aktuell schon manchmal die Nerven durch und ich werde lauter als ich möchte.... Vielen Dank!!


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Polo1985, Sie haben sich schon sehr gut ausgetauscht. Ich kann dem nichts Neues mehr hinzufügen. Viele Grüße Sylvia


cube

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Naja, wie du selbst sagst - sie ist nun "große" Schwester. Damit muss sie erst mal klarkommen - egal wie toll ihr Geschwisterchen grundsätzlich findet. Dazu kommt: sie ist nicht groß - sie ist selber noch klein aber man vergisst das eben oft und erwartet ein Verhalten, dass eben schon "größer" ist. Sie ist aber tatsächlich gerade auch mitten in der Selbstbehauptungsphase ("Trotzphase"). Auch ohne Geschwisterchen ist das keine einfach Phase. Im Grund verhält sie sich völlig altersgerecht :-) Insbesondere, wenn sie vorher doch einigermaßen viel schon bestimmt hat/sich nach ihr gerichtet wurde. Du solltest dir genau überlegen, welche Regeln für dich wirklich wichtig sind und dazu passende Konsequenzen für das Nicht-Einhalten dieser. Also zB sie haut dich, dann sag ihr, dass dir das weh tut, du es nicht möchtest und entferne dich ein Stück. Oder kündige eben an, dass du den Raum verlässt, wenn sie dir weiterhin weh tut. Einkäufe solltest du evt. auf einen Zeitpunkt legen, bei dem dich jemand begleiten kann. Sie ist ja dennoch nicht "doof" und merkt, dass du mitsamt Einkäufen natürlich kaum reagieren kannst, sie also ihren Willen bekommt indem du auf sie warten musst. Ein "Nein" muss auch ein "nein" bleiben und nicht nach genügend weinen, toben etc doch aufgeweicht werden. Da solltest du dir auch ein dickeres Fell zulegen. Wenn du einmal nett und freundlich erklärt hast, dass y gerade noch nicht geht, dann reicht das. Du musst weder ständig weiter erklären - aber auch nicht erwarten, dass sie dann sagst "ah ja ok, dann warte ich eben" ;-) Wenn ihr zB gehen wollt und sie kommt nicht, dann musst du sie halt holen. Deine Worte müssen aktuell noch auch noch von Taten unterstützt werden. Lass sie mit entscheiden - bestimmen tust aber DU! Also sie kann entscheiden zwischen der blauen und der grünen Jacke - aber du hast damit bereits bestimmt, das sie eine anzieht. Klappt das nicht, kann man eben leider nicht noch zum Spielplatz, weil keine Zeit mehr ist nach 20 min. Theater deswegen. Auch da wirst du eben sozusagen vorausschauend dir überlegen müssen, wie du mit verschiedenen Situationen umgehen möchtest. Gut wäre auch - falls es nicht eh schon so ist - wenn zB die Großeltern mal mit dem Kleinen spazieren fahren und du exklusiv Zeit für sie hast. Oder der Papa sich speziell für sie Zeit nimmt, während du eben dich um das Geschwisterchen kümmerst. Und ganz wichtig: versuche, Zeit für dich! rauszuschaufeln! Du brauchst nämlich auch mal Freizeit. Also auch hier Großeltern mal einspannen und/oder Mann, die sich um die Kids kümmern und du mal alleine raus gehen kannst.


Julchen88

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Hi! Was mir jetzt gerade so auf die Schnelle einfällt... Klar muss es Grenzen und Regeln geben, ich denke die sind auch wichtig für ein Kind. Aber für manche Sachen ist sie vielleicht noch zu jung. Ich denke zwar schon, dass Kinder auch in einem gewissen Maße warten lernen müssen. Aber am Anfang tun es auch mal 1-2 Minuten. Aber so wie du schreibst, machst du das ja auch. Meine Kinder sind 18 Monate auseinander. Ich habe die Große versucht immer mit einzubinden. Also anstatt, dass sie auf mich warten musste, wenn ich mich um den Kleinen gekümmert habe, habe ich ihr kleine Aufgaben gegeben. Sie hat eine frische Windel geholt, etwas weggebracht... und ihr versucht zu erklären, wenn sie mir hilft, sind wir schneller fertig und ich habe Zeit für sie. Vielleicht fühlt sie sich dann nicht so hinten an... und ist dann in anderen Situationen gelassener und kann auch wenige Male am Tag auch mal warten oder sich alleine beschäftigen. Liebe Grüße


Polo1985

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Vielen Dank für eure Antworten! Vorweg, vielleicht hab ich es auch falsch dargestellt - vieles eurer Tipps mache ich, ich gehe sehr stark auf sie ein, erkläre, Binde sie immer wenn möglich mit ein und sie macht das auch wirklich toll. Aber manchmal geht es nur darum sie will dass ich ihr vorlese und ich muss die kleine aber noch zu Ende anziehen oder es hat gar nichts mit der kleinen zu tun und sie muss einfach mal wirklich kurz (1 min) warten, das reicht oft Schon. Und dann schreit sie manchmal schrill auf, brüllt „och Mama!!!“ und haut mich! Das kann doch nicht sein :-( ab und zu darf sie auf meinem Handy selbst geschossene Bilder schauen , also Fotos die ich gemacht habe, und ich vereinbare vorher dann irgendwann so noch 3 Fotos und dann ist Schluss. Sie willigt ein und es gibt natürlich trotzdem Riesen Theater wenn Sie mir das Handy wiedergeben soll. (Und jetzt bitte keine Moralpredigt warum sie es überhaupt kriegt. Das Interesse daran ist natürlich da weil sie es bei uns sieht sich wenn ich das in ihrer Gegenwart stark einschränke). Dass es Theater gibt verstehe ich, sie ist ja noch klein, aber wie gesagt seit einigen Tagen haut sie mich dann! Und da fällt es mir schwer mit umzugehen bzw ich weiß nicht so richtig wie ich in diesen Momenten reagieren soll...


cube

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Das ist der Punkt "dickeres Fell zulegen" und "nicht erwarten, das Kind genau deiner Meinung ist" ;-) Wenn du sagst, nur noch 3 Fotos (wobei fraglich ist, ob sie das wirklich mitzählen kann/versteht, wenn du nicht mitzählst), dann ist das so. Das Gezetere danach musst du aushalten. Und versuch eben nicht, mit ihr darüber zu diskutieren. Du kannst ihr sagen, dass du verstehst, dass sie das ärgert/traurig macht etc - aber bleib dabei, das Schluss ist und geh dann nicht weiter darauf ein. Erwarte eben nicht, dass sie sich brav fügt :-) Bzgl. Hauen: sag ihr deutlich "das tut mir weh" und setz sie ein Stück weg von dir. Oder entferne du dich von ihr. Momentan ist das eben ihre Ausdrucksweise für Ärger und sie muss erst lernen, dass Hauen etc aber nicht angesagt ist. Auch hier kannst du ihre Gefühle verbalisieren und sowas sagen wie "ich sehe, du bist wütend, aber Hauen tut mir weh, das möchte ich nicht". Und dann ist eben gut. Konsequenz wegsetzen, selber weggehen und das Genöle darüber aushalten. Mach dich davon frei, dass ein Kind in dem Alter deinen Erklärungen folgt und sie beherzigt wenn du es nur immer wieder sagst - du wirst nicht drumherum kommen, deine Worte mit taten/Konsequenzen zu füllen.


Polo1985

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Ja du hast sicher recht. Vielen Dank für die Denkanstöße... ich darf es wohl einfach nicht persönlich nehmen in dem sinne aber genau das fällt schwer. Werde ich dran arbeiten! Wahrscheinlich erwarte ich zT wirklich Zuviel von ihr, da sie sehr aufgeweckt und so weiter für ihr Alter ist, aber sie ist eben natürlich noch klein. Wenn ich traurig über ihr Verhalten bin oder Dauer sagt sie immer „Mama sei wieder fröhlich“. Ich erkläre ihr dann was mir nicht gefallen hat, aber dein Punkt stimmt sicher sich dsss ich manchmal Zuviel erkläre. Werde deine Tipps mal probieren! :-)


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