Frage: Verhalten 3 Jähriger

Liebe Frau Ubbens, Unser Sohn eben erst 3 geworden, bringt mich zur Verweiflung. Ich bin Grundschullehrerin, pädagogisch sehr interessiert und belese mich gerne. Nur leider scheinen sämtliche Konsequenzen an meinem Sohn abprallen. Scheins habe ich ein willensstarkes Kind. Er macht den Alltag im Großen und Ganzen einigermaßen mit, was halt von ihm verlangt wird. Aber: Alles immer nur zu seinen Bedingungen. Indem wir auf ihn zugehen. Ansonsten fängt er an zu schreien und kann dies eine Stunde lang durchhalten, wegen einer Kleinigkeit. Ich bin Grundschullehrerin. Als ich noch unterrichtete, waren meine Klassen wegen meiner Konsequenz stets die folgsamsten. Kind hat nicht gehört. Logische Konsequenz. Kind hat nächstes mal gehört. Ausnahmen willensstarke Kinder. Aber auch die hatte ich dann über kurz oder lang mit Konsequenzen unter Kontrolle. Beim eigenen Kind, scheint mir dies aus "praktischen" Gründen nicht zu gelingen. Beispiele: Aufstehen. Es ist genügend Zeitpuffer vor Kiga extra eingerechnet. An schlechten Tagen geht es dann morgens schon los: Er will nicht aufstehen. Ich komme auf ihn zu, will ja keine absolut autoritäre Erziehung, gebe ihm noch Zeit etc. Evtl hilft das aber nicht immer. Ich ziehe ihn also aus dem Bett (ich kann ja schlecht 20 min warten bis er endlich will), darauf hin keinerlei Kooperation mehr. Er schreit dann und hört ewig nicht mehr auf. Zwingt man ihn geht das Geschrei weiter, überreden funktioniert evtl. Zu seinen Bedingungen macht er dann mit. Wir haben mittlerweile im Alltag so viele Spezial Bedingungen damit er mitmacht. Zb. Er möchte sein Pulli aussuchen, er möchte seine Jacke an den Platz hängen den er will. Er möchte die Schuhe die er will. Er möchte beim Frühstücken lesen etc... Dies sind lauter Sachen die ich nicht will, ich versuche also konsequent zu sein und zb zu sagen, wenn du nicht ohne Buch essen willst, isst du eben nix. Aber es ist ihm dann egal. Er reagiert nicht auf logische Konsequenzen. Anderes Beispiel. Nach dem Mittagsschlaf will ich die Windel wechseln. Er will nicht. Ich kann ihn nicht zwingen, da er so viel Kraft hat und mir gegen den Babybauch strampelt. Ich fahre also die Wartetaktik. Dh. Ich warte so lange, bis er kooperiert. Er darf also nur aus dem Zimmer, wenn die Windel gewechselt ist. Diese Taktik funktioniert immer, da ich extrem konsequent bin und auch über 60 min warten kann. Problem er kooperiert wirklich oft erst nach so langer Zeit, oder man bietet ihm "seine " Bedingungen an Problem: Mit Baby werde ich weder Zeit haben jeden Kampf mit Warten von 60 min zu bestehen, noch will ich ihm immer seine Bedingungen geben, da dies das Leben unnötig kompliziert macht und er uns ja auf der Nase rumtanzt. Wie soll ich vorgehen und warum hat er so einen extrem starken Willen? Vielen Dank für die Hilfe

von Markus-Mami am 07.12.2021, 17:43



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Liebe Markus-Mami, die Mentalität eines jeden Menschen ist sehr unterschiedlich, dass fängt schon beim Baby an. So gibt es die "angepassten" aber auch die "willensstarken" Kinder und noch viele Charaktere mehr. Sie haben schon viele Meinungen gelesen. Hier nun ein paar praktische Ideen: Verschieben Sie beispielsweise die Schlafenszeiten Ihres Sohnes, damit morgens (noch) mehr Zeit ist. Wecken Sie Ihren Sohn eine Woche lang 15 Minuten früher als bisher und legen ihn abends 15 Minuten früher schlafen. Hat sich Ihr Sohn an den neuen Rhythmus gewöhnt, verschieben Sie die Zeiten noch einmal um 15 Minuten. Womöglich ist nach etwa 14 Tagen schon viel mehr Ruhe am Morgen. Durch das harmonischere Wachwerden und Aufstehen kann es schon sein, dass Ihr Sohn auch nicht mehr so wählerisch bei der Kleiderwahl ist und sich schneller entscheiden kann. Evtl. haben Sie immer nur drei Pullover sichtbar im Schrank liegen, damit Ihrem Sohn die Wahl nicht so schwer fällt. Besprechen Sie mit Ihrem Sohn die Regeln, die am Essenstisch herrschen. Am Tisch wird nicht gelesen, dann gibt es auch kein Buch mit an den Tisch. Sie dürfen die Vorgaben machen und Sie dürfen den Protest aushalten. Im Notfall lässt Ihr Sohn auch mal eine Mahlzeit aus. Nach ein paar Tagen wird Ihr Sohn verstanden haben, dass es in dieser Hinsicht keinen Kompromiss gibt und sich dann auch freiwillig ohne Buch an den Tisch setzen. Grundsätzlich gilt, sich Gedanken zu machen, was Ihnen wichtig ist und wo Sie als Eltern kompromissbereit sind. Bleiben Sie bei den Dingen, die Ihnen wichtig sind konsequent in Ihrer Haltung und halten den Willen Ihres Sohnes aus bei den Dingen, bei denen sie kompromissbereit sind. Und denken Sie immer daran, dass Ihr Sohn erst drei Jahre alt ist. Er muss mehrfach in einer bestimmten Situation Ihre Konsequenz erfahren, um zu begreifen, was Ihnen wichtig ist. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 08.12.2021



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Ehrlich gesagt fehlt mir an dem Text mal das liebevolle Wort, das verstehen wollen wieso dein Sohn so reagiert. Möchtest du so druckvoll behandelt werden? Ich würde es mal mit Ruhe und weniger Konsequenzen versuchen. Herr Dr Nohr im Nachbarforum hat bestimmt auch Tipps.

von Elodie am 07.12.2021, 20:12



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Hallo Markus Mami Ein 3 Jähriger hat ein komplett anderer Entwicklungsstand als ein ein Grundschulkind. Er ist momentan in der Autonomiephase und will möglichst seinen Alltag selbstständig bewältigen und selber aussuchen. Das ist kein Fehlverhalten sondern normal und ein wichtiger Entwicklungsschritt. Versuche seine Selbstständigkeit im Rahmen seiner Möglichkeit zu fördern, anstatt zu unterbinden. Ein 3 Jähriger darf doch durchaus selbst aussuchen, welchen Pulli er anziehen will, sofern dieser zur Witterung passt. Für uns „logische Konsequenzen“ sind für ein Kind in diesem Alter noch nicht gleich verständlich wie für uns. Ist es denn so schlimm, wenn er nun einmalig ein Buch zu Tische mitnimmt? Auch bezüglich dem Windelwechseln nach dem Mittagsschlaf bin ich der Meinung, dass dein Sohn keinen Schaden erleidet, wenn es einmal nicht SOFORT gemacht wird, sofern keinen Stuhlgang gemacht wurde. Viel mehr drängst du ihn in einen Machtkampf, der sich im Alltag immer weiter manifestiert. Vermutlich werden sich die Probleme aber alleine auflösen, wenn das zweite Kind da ist. Dann wirst du zufrieden sein, wenn morgens beide Kinder gefrühstückt haben und angezogen sind, unabhängig davon welcher Pulli das Kind jetzt trägt und an welchem Haken die Jacke hängt :) Liebe Grüsse und alles Gute Marceline

von MarcelineCH am 08.12.2021, 07:32



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Warum ich sein Verhalten so nicht akzeptieren kann, hat ganz praktische Gründe: Beispiel Pulli selbst aussuchen. Na klar könnte er diesen selbst aussuchen. Nur wenn ich ihn dies lasse, übertreibt er und das Aussuchen kann sich über 10 min ziehen. Den Pulli, nein, doch nicht, den anderen, nein Mama doch den ersten etc. So ein Tamtam macht aber keinen Sinn, da es wieder nur Zeit und Nerven kostet. Er mir mein Entgegen kommen ja ausnutzt. Würde er einfach sagen dem Pulli und das wäre es hätte ich kein Problem. Beispiel Windel nach dem Mittagsschlaf. Da er leider nicht merkt bzw es ihm egal ist, wenn die Windel voll ist bzw alles naß ist, er aber vor dem Mittagsschlaf also nach dem Kiga auch schon auf gar keinen Fall wechseln will (hier komme ich ja eh schon auf ihn zu, da ich da nicht auf das wechseln bestehe, weil er sonst einen Anfall bekommt und dann auch nicht schlafen würde), muss ich nach dem Mittagsschlaf die Windel definitv wechseln, sonst geht alles über. Also auch hier keine Alternative. Wenn es nach ihm ginge würde er nie wechseln außer der Popo wäre schon ganz rot. Beispiel Buch zum Essen mitnehmen. Am Tisch stehen schon so viele Sachen. Das Buch wirft dann oft Sachen runter vom Tisch, weil nicht genug Platz ist. Ich kann aber ja schlecht das Essen bzw die Teller zugunsten des Buches weglassen. Also auch hier welche Alternative? Ich freue mich auf Antworten. Bitte Frau Ubbens auch noch zu antworten.

von Markus-Mami am 08.12.2021, 10:10



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Hallo Markus Mami Also, wenn er einen Pulli anziehen soll, gibst du ihm 2 zur Auswahl und einer von diesen muss er anziehen. Wenn er nicht entscheidet, musst du ihm einfach einen anziehen, ohne dabei lange TamTam zu machen und mit Konsequenzen zu drohen. Minutenlange Monologe werden von Kindern in diesem Alter meistens nicht verstanden oder falsch interpretiert. Falls das Buch auf dem Tisch Platz hat, darf es mitgenommen werden. Wenn es keinen Platz gibt, erklärst du, dass das Buch keinen Platz hat und er es nach dem Essen wieder haben kann. Falls er ohne das Buch nicht essen will, dann hat er Pech gehabt und du setzt dich ohne ihn an den Tisch und isst. Wetten, er wird nach wenigen Minuten von selber ohne Buch an den Tisch kommen? Wenn nicht kann der Hunger nicht so gross gewesen sein. Wenn die Windel randvoll ist und gewechselt werden muss, dann sage ihm das und tu es auch. Wenn er sich körperlich zu sehr wehrt, versuche es mal mit Windeln Pants. Dann kann er sich die Windeln selbstständig wechseln, klappt bei unserer Tochter (2.5 Jahre) sehr gut. Sonst würde ich das Kind halt einfach ausziehen und unten ohne rumrennen lassen und mich zwischenzeitlich einer anderen Tätigkeit widmen. Spätestens wenn ihm kalt ist, wird er sich von dir anziehen lassen. Meine Tochter ist auch stur und will möglichst alles selber machen. Gewisse Situationen muss man einfach locker sehen und mit Humor bewältigen. Sonst wirst du den Alltag mit 2 Kindern nur schwer schaffen :)

von MarcelineCH am 08.12.2021, 13:48



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Danke für die Antwort. Aber genau so mache ich es ja mit keinem Erfolg. Ich gebe 2 Pullis zur Auswahl, wenn er keinen 3. Bekommt schreit er und bockt wie gesagt wenn ich Pech habe 60 min lang. Gleiches Thema beim Buch Essen. Ich sage, das Buch kann er nachher lesen, dann bockt und schreit er eben ne Stunde. Windel wechseln. Er läuft dann leider den ganzen Tag nackt rum. Er kommt nicht an. Er macht dann natürlich auch überall hin. Mein Problem ist ja eben, dass es immer drauf raus läuft, dass ich entweder sein Geschrei ne Stunde ertragen muss (danach lenkt er dann von einer Sekunde auf die andere ein und macht alles wie gefordert) oder ihm seinen Willen geben muss. Deine Tochter scheint ja dann bei den jeweiligen Situationen nicht ne Stunde lang zu schreien. Weißt du was ich meine?

von Markus-Mami am 08.12.2021, 14:11



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Ich muss sagen, dass auch ich ein wenig den Eindruck habe, du verwechselst dein Kind mit deinen Schülern :-) Zu Hause bist du aber nicht Lehrerin, sondern Mutter. Da muss nicht alles so laufen, wie in einer Klasse mit 24 Kindern (die darüber hinaus auch schon doppelt so alt sind wie dein Kind zu Hause). Natürlich ist es richtig und gut, mit logischen Konsequenzen zu arbeiten. Aber zu Hause hast du eben die Möglichkeit für etwas mehr Spielraum als das in einer Klasse möglich ist. Den solltest auch nutzen. Heißt: hier kannst und solltest du dir deine Kämpfe mit Bedacht aussuchen. Natürlich möchte ein 3-jähriger auf Grund seiner Entwicklung auch mitentscheiden. Und das solltest du auch zulassen. Indem du zB 2 Pullover zur Auswahl hinlegst. Normal ist entwicklungsbedingt, dass er dennoch Entscheidungen treffen und mit der Konsequenz leben, erst lernen muss. Das kann er aber nicht, wenn du ihm diese Entscheidungen immer abnimmst, weil es dir zB zu lange dauert. Er will den roten Pulli - gut. Aber dann kann er ja den blauen nicht anziehen. Dann doch den blauen? Aber dann geht der rote ja nicht und so weiter. Ja, hier darf er lernen, dass er sich 1 x noch umentscheiden kann, dann aber Schluss ist. ZB mit der Ankündigung/Beruhigung von dir, dass er dann ja morgen immer noch den anderen aussuchen kann. Was ist so schlimm daran, dass er einen eigenen Platz für seine Jacke haben will? Dann macht ihm doch einen extra Haken, den er auch aussuchen darf. Kinder sind stolz auf diese eigenen Dinge. Sie fühlen sich dann eben wie die Großen. Warum darf er denn nicht die Schuhe anziehen, die er will? Wenn er mehrere zum Wetter passende hat, ist es doch ok und normal, dass er aussuchen will. Das tun wir doch auch. Ich glaube, du willst zu viel effizient geordnet haben und vergisst dabei ein bisschen, dass ein Kind eigene Erfahrungen machen muss, um sich überhaupt dahin entwicklen zu können, dass etwas dann auch ohne Theater laufen kann. Morgens würde ich auch eher einen positiven Anreiz setzen wie "wenn du jetzt schnell aufstehst, haben wir noch Zeit, ein Buch anzuschauen" anstatt damit zu "drohen", dass es gleich zu spät ist für alles mögliche. Zeit/zu spät etc ist für Kinder in dem Alter doch etwas gar nicht greifbares. Das funktioniert besser mit Anreizen, was man dann machen könnte. Oder im Fall des Windel-Dramas auch mal "wenn das jetzt nicht so zügig klappt, können wir nichts mehr lesen" oder so ähnlich. Ich würde allerdings auch mal die Höschenwindeln versuchen. Ich könnte mir vorstellen, dass es deinem Kind mehr darum geht, selbst machen zu dürfen. Und verabschiede dich schon mal davon, jetzt schonmal deinKind so zu organisieren, dass mit 2. Kind alles reibungslos läuft. Das wird etwas sein, dass du jetzt noch gar nicht abschätzen kannst. Lass das doch erst mal auf dich zukommen, anstatt jetzt schon darüber zu sinnieren, was dann alles eh nicht mehr geht.

von cube am 08.12.2021, 16:08



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

geht er in den KiGa? Und wenn ja, wie läuft es da? Seit wann ist das zu Hause so, dass er wirklich 1 Std lang am Stück brüllt? Schon immer, oder erst seit zB er 2,5 ist? Oder vielleicht auch erst, seitdem du zunehmend schwangerer wirst? Wie strukturiert bzw. von Regeln bestimmt ist euer Alltag? Was darf er selbst entscheiden? Wo bzw. in welchen Situationen gibt es keine Probleme? Manchmal sind es eben auch einfach zu viele Regeln - die zwar für dich Sinn machen, aber ein Kind zu stark einschränken und dann wird gegen alles rebelliert.

von cube am 08.12.2021, 17:36



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Also er geht seit Anfang des Monats in den Kiga. Dort läuft es sehr gut. Er mag das Strukturierte auch und braucht es auch. Seit er ein Baby war war immer solange alles gut, wie es jeden Tag gleich gelaufen ist. Rituale halt. Neues und unbekanntes mag er nicht. Das verunsichert ihn. Nachdem er nach einigen Tagen Eingewöhnung im Kiga gesehen hat, dass es da auch jeden Tag gleich läuft, geht er reibungslos hin. Er hat seit Beginn Autonomie Phase extrem getrotzt. Immer länger und ausdauernder ausgerastet als andere. Nicht zu beruhigen. Er war schon als Baby nicht zu beruhigen. Er war aber auch quasi immer brav. Hat wirklich nur bei Hunger und müde geweint, dann konnte man ihn aber auch nie trösten, er hat so lange geschrien bis er Flasche bekommen hat bzw man ihn ins Bett gelegt hat. Er freut sich auf das Baby. Umarmt den Bauch etc. Er sagt sogar dass Baby soll endlich kommen. Ich denke dass kein Zusammenhang besteht, da er schon bevor er vom Baby wusste bzw bevor ich schwanger war schon lange Anfälle hatte. Unter 20 min gar nie. Natürlich nicht immer 60 min. Aber bis zu 60 min, je nachdem wie sein Tag auch ansonsten ist. Problem bleibt: Man gibt ihm Freiräume und er nutzt es sofort aus. Dann muss man wieder aufwändig zurück rudern. Und sowas nervt natürlich. Er gibt sich halt zb mit einem neuen Haken nicht zufrieden für die Jacke sondern will dann noch einen am nächsten Tag usw. Und wenn man dann sagt nein. Ist großes Drama Wenn ich aber von vorne herein nein sage, akzeptiert er es eher. Aber ich sehe auf was ihr alle hinaus wollt. Frage bleibt für mich nur, warum er so schwierig ist....

von Markus-Mami am 08.12.2021, 20:26



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Ich finde nicht, dass dein Kind schwierig ist. Er ist gesund, munter und willensstark. Das ist eine Eigenschaft, die ihm im späteren Leben zu Gute kommen wird. Schwierig ist das Leben mit einem kranken oder behinderten Kind.

von MarcelineCH am 08.12.2021, 21:32



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Ich kann dich sehr gut verstehen. Vor etwa einem halben Jahr waren wir in einer ähnlichen Situation. Ich war irgendwann völlig verzweifelt, weil ich wusste, was mir am nächsten Tag drohte (50 Situationen mit Eskalationspotenzial, startend am Morgen und endend am Abend). Bei uns hat sich erst etwas geändert, als wir den Druck rausgenommen und uns überlegt haben, welche Dinge uns wirklich (!) wichtig sind und welche eigentlich nicht. (Es bleibt erschreckend wenig übrig.:-).). Das hat dazu geführt, dass sich viele Kämpfe buchstäblich in Luft aufgelöst haben, aber erst nachdem sie nach einer Weile merkte, dass es uns aufrichtig egal geworden ist. Bei anderen Dingen haben wir versucht Wege zu finden genug Zeit einzuplanen (Kleidung abends aussuchen, fertig machen...) und andere Sachen lösen wir mit Humor (mein Mann krabbelt regelmäßig mit meiner Tochter auf dem Rücken als Schildkröte Richtung Bett oder Wickeltisch, weil sie so gar keine Lust hat usw.). Zusätzlich geholfen hat mir, mich bestimmte Themen einzulesen. 2 Dinge, die ich sehr eingängig fand: Schaffen einer "Ja-Beziehung und Ja-Umgebung" und der Grundsatz: "stop acting, start being". Ich habe angefangen, die Wutanfälle meiner Tochter auszuhalten, mich zu ihr zu setzen und versucht sie in ihren kindlichen Bedürfnissen wahrzunehmen (Welches Bedürfnis steckt hinter den Wutanfällen? Wie war ihr Tag? Wie stellt sich die Situation aus ihrer Sicht dar? Wo steht sie in der Entwicklung - Stichwort: Autonomiephase; usw.). Die Tatsache, dass ich ihr zugestanden habe wütend, traurig,... zu sein, hat bei uns viel ausgemacht. Soviel zu uns, ich bin gespannt auf die Expertenmeinung.

von Frau_H. am 08.12.2021, 22:00



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Ein großes Danke für alle Antworten. Ich konnte nun das für uns Wesentliche erkennen. Wir überlegen, was uns wirklich wichtig ist, da bleiben wir konsequent. Ansonsten lassen wir ihm seinen Wahlraum. Ihr habt sicherlich Recht, dass ich am liebsten überall Struktur hätte, aber er ja auch selbst entscheiden können soll. Das sehe ich durch eure Kommentare nun deutlicher. Nochmals vielen Dank für die Tipps. Ich verbuche das Ganze hier als sehr hilfreich. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Jetzt ist mir das Vorgehen sonnenklar.

von Markus-Mami am 09.12.2021, 08:37



Antwort auf: Verhalten 3 Jähriger

Hallo Markus-Mami, ich weiß, ich bin "late to the party", und im Grunde ist schon alles gesagt. Ich möchte aber noch erstens schreiben, dass ich Deine Einsicht/Erkenntnis ganz toll finde, das bekommt nicht jeder hin, sein Verhalten zu überdenken und potenziell zu ändern. Ich denke, Du gehst jetzt den richtigen Weg mit Deinem Sohn. Mir hilft bei dem Thema die Frage, "Möchte ich, dass mein Sohn später als Erwachsener überall spurt ("brav ist") oder aber, dass er für sich einsteht? Wenn Letzteres, dann muss ich dementsprechend erziehen und seine Willensäußerungen respektieren (wenn ich auch nicht allen entsprechen kann)". Ich persönlich mache es mit meinem 2,5-jährigen Sohn so. Ich lasse ihn viel wählen (häufig mit eingeschränkter Auswahl, z. B. das Anzieh-Thema haben wir genauso, ebenso das andauernde Umentscheiden. Drüben im Nachbarforum bei Dr. Nohr heißt es, das sei normal für das Alter, dass sie sich nicht entscheiden können) und drücke möglichst wenig durch, denn vieles ist tatsächlich eigentlich nicht wichtig für mich (für ihn umso mehr). Bei den Themen, die nicht verhandelbar sind (z. B. Abwenden von Gefahren), gibt es dann aber einfach eine klare Ansage. Wenn er deshalb wütend wird, begleite ich ihn dadurch. Ich finde den vorletzten Kommentar super, zu überlegen, wie es dem Kind gerade geht, was seine Bedürfnisse sind etc. Und dann bin ich eben wieder über den Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster gestoßen. Der hat u. a. ein Buch geschrieben, das "Erziehung prägt Gesinnung" heißt. Da geht es im Grunde darum, dass er die Ansicht vertritt, dass die Kindheit enorm wichtig ist für die spätere politische Gesinnung. So nach dem Motto, wer als Kind erfahren hat (sowohl in der Familie als auch in der KiTa/Schule), dass er okay ist, wie er ist, dass er angenommen wird, dass er Mitspracherechte hat, der fühlt sich innerlich sicher und jagt später nicht irgendwelchen Ersatzversprechungen nach. Finde ich einen spannenden Ansatz und hat mir noch einmal klar vor Augen geführt, worauf es ankommt. Wen es interessiert: Ein kurzes Interview dazu mit ihm (und einen tollen Spielplatz! ;) ) gibt es hier auf 3sat: https://www.3sat.de/kabarett/beim-pelzig/beim-pelzig-auf-der-bank-herbert-renz-polster-102.html Viele Grüße!

von Curcuma am 14.12.2021, 01:26



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