Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

unzufriedenes Verhalten

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: unzufriedenes Verhalten

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Bei unserer Tochter (4,5) gab es vor ein paar Monaten im Kiga einen Betreuerwechsel, seitdem wird ihr Verhalten immer schlimmer. Wir sind uns nicht sicher, ob es überhaupt mit diesem Wechsel zu tun hat, aber wir vermuten es einfach mal. Sie will die neue Betreuerin einfach nicht akzeptieren. Habe auch schon lange mit ihr gesprochen, sie ist auch ziemlich hilflos, weil sie nicht an sie heran kommt. Seitdem hat sie starke Trennungsängste, kann sich morgens kaum von mir trennen. Zum Turnen, Musikschule will sie nicht hin, macht Theater. Zu Hause wird sie immer frecher, beschimpft uns, schlägt uns, wenn sie Besuch von einem anderen Kind hat, ist sie übermütig, um zu demonstrieren, wie stark sie ist. Läuft im Kiga etwas nicht so, wie sie es will, ist sie genauso stur und zu Hause dann umso aggressiver. Gespräche auch mit den anderen Erzieherinnen haben oft stattgefunden, die interessiert es nicht wirklich. Die Kinder werden häufig einfach stehen gelassen und sind sich selbst überlassen. Freispielzeit ohne Ende sozusagen. Schläge sind (soweit ich mitbekommen habe) unter den Kindern an der Tagesordnung, meine Tochter erzählt des Öfteren, dieses oder jenes Kind hat sie geschlagen. Ihr gefallen auch am besten die flippigen, teilweise sogar boshaften und gemeinen Mädchen, bei denen sie meistens den Kürzeren zieht. Hat sie mal mit einem „netten“ Mädel gespielt oder hat sie besucht, ist sie ihr zu langweilig gewesen. Sie wird immer bockiger, weigert sich bei den kleinsten Kleinigkeiten, wie morgens anziehen, Zähne putzen, Hände waschen, zum Essen kommen usw. Ich kündige ihr dann immer eine Konsequenz an, z.B. morgens gibt’s dann keine Süßigkeiten. Es klappt dann, irgendwann, Ewigkeiten später, aber es ist jedes Mal wieder ein Kampf. Es ist ganz egal, was es ist, die Antwort lautet meistens „Will ich nicht!“ oder „Mach ich nicht!“ Sie ist nie wirklich mit etwas zufrieden. Ständig will sie etwas neues, vor allem Spielsachen oder andere Dinge, die sie bei einem anderen Kind gesehen hat. Sind wir in der Öffentlichkeit oder unter Fremden, ist sie total schüchtern und verlegen, spricht auch nur sehr wenig, falls überhaupt. Das ist ja auch okay, aber dieser Wechsel in ihrem Verhalten ist erstaunlich. Dazu kommt noch, dass sie ein Daumenlutscher ist. Es war bisher im Rahmen, aber nachdem wir beim Zahnarzt waren, der dringend dazu geraten hat, es ihr abzugewöhnen, ist sie zum DAUERdaumenlutscher geworden. Wo sie geht und steht, wenn sie nicht gerade mit etwas anderem wirklich beschäftigt ist, kommt der Daumen in den Mund. Wahrscheinlich fühlt sie sich zu sehr unter Druck gesetzt, ich sag schon nichts mehr, aber inzwischen ist es bei ihr zum Automatismus geworden. Ablenken hilft auch nicht, alles ausprobiert. Sie liegt dann meistens auf dem Fußboden herum und nuckelt vor sich hin. Und das ständig. Ich mache mir Sorgen, dass meine Tochter in so einer Unzufriedenheit steckt bzw. schon ein echtes Problem hat, auch wegen der Daumenlutscherei. Ist es nicht der richtige Kindergarten? Oder hat es damit gar nichts zu tun?!? Sie bekommt genug Aufmerksamkeit (vielleicht zuviel?), ich habe viel Zeit für sie. Aber sie hat gar keine richtige Lust mehr, etwas mit mir zu machen. Sie ist mehr auf andere Kinder fixiert, und wenn die nicht auf sie eingehen, ist wieder Frust angesagt. Ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Haben wir etwas falsch gemacht? Wie verhalten wir uns richtig?


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Hallo Ratsuchende Meiner Ansicht nach hängt das beschriebene Verhalten schon auch mit der Kiga-Situation zusammen. Sie fühlt sich verunsichert und weiß nicht, wie sie ein (Vertrauens-)Verhältnis zu der "neuen" Erzieherin aufbauen kann. Diese Unsicherheit läßt sie aggressiv und bockig werden. Hinzu kommt, dass Sie und auch die "alte" Erzieherin jeweils begründete Grenzen setzen, bzw. gesetzt haben, während nun ein anderer Erziehungsstil in der Kiga-Gruppe bevorzugt wird, was wiederum zur Verunsicherung beiträgt. Bitte versuchen Sie, Ihrer Tochter verstärkt liebevolle Aufmerksamkeit zu schenken, indem Sie nicht mehr mit ihr unternehmen o.Ä., sondern mehr mit ihr kuscheln, ihr zeigen, wie lieb Sie sie haben, wie stolz Sie auf sie sind und dass Sie immer zu ihr halten werden, da man gemeinsam doppelt stark ist. Nehmen Sie nach Möglichkeit auch einmal als Besuch am Kiga-Alltag oder am Turnen, in der Musikschule teil, um diesen Zusammenhalt zu verdeutlichen und um zu erreichen, dass gemeinsam nach der Ursache für diese Unzufriedenheit und Unsicherheit geforscht werden kann. Vermeiden Sie möglichst ein Schimpfen, indem Sie mit einem achselzuckenden "Dann eben nicht; aber ungewaschen und nicht angezogen gibt`s kein Frühstück "usw. reagieren und sich ggf. entsprechend konsequent verhalten. -auch auf die Gefahr hin, dass 1 mal nicht in den Kiga gegangen wird-. Zählen Sie Ihrer Tochter die Vorteile auf, wenn nicht alle Kinder das gleiche Spielzeug haben und freuen Sie sich mit ihr, dass gerade im Kiga sehr viel (Spiel- und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung steht. Regen Sie sie morgens konkret zu einer Aktivität an, die sie im Kiga ausführen kann: neues Lied lernen, Bild für Oma malen, eine bestimmte Form kneten, Sandburg bauen usw. Treten Sie ihr stets froh und zuversichtlich gegenüber und versuchen Sie, stets das Positive hervorzuheben -auch wenn es in Ihrem Inneren ganz anders aussieht-. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihre Tochter mit der jetzigen Kiga-Situation längerfristig unzufrieden und evtl. über- oder unterfordert ist und sind Sie es auch, ziehen Sie bitte -wenn möglich- einen Wechsel in Erwägung. Liebe Grüße und: bis bald?


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