Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Sohn 3 Jahre alt und schwierige Phase

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Frage: Sohn 3 Jahre alt und schwierige Phase

Amelie1979

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Hallo Frau Lübens, ich habe eine Frage zur Erziehung. Mein Sohn ist aktuell 3 Jahre + 3 Monate. Seit Wochen haben wir wieder diese „Phase“. Ich beschreibe Ihnen kurz einen Ablauf, um mein Problem zu verdeutlichen. Ich hole meinen Sohn vom Kindergarten ab. Zunächst große Freude und Küsschen zur Begrüßung. Schon beim Verlassen des Geländes geht es los: er möchte das Tor öffnen, ein anderes Kind kommt ihm zuvor, mein Sohn geht in die Knie und schreit. Stimmung sofort im Keller. Dann wird unterwegs wegen diesem und jenem etwas gemeckert. Wünsche und Bedürfnisse werden im jammernden bis weinerlichen Ton vorgebracht. Wir fahren Richtung zu Hause. Er möchte noch auf den Spielplatz, will vorher noch das Laufrad aus dem Keller holen. Ich bin einverstanden. Auf dem Spielplatz mit Laufrad angekommen, möchte er nun doch lieber den Roller anstatt des Laufrads. Ich erkläre kurz, dass wir das nicht mehr tauschen werden. Er darf morgen Roller fahren, heute bleibt es beim Laufrad. Sofort fängt er an zu weinen und wälzt sich auf dem Boden. Ich schlage vor, etwas spazieren zu gehen, während er auf dem Laufrad fährt. OK, Vorschlag angenommen. Weiter unterwegs kommt eine Bank. Ich schlage vor, kurz eine Pause zu machen und etwas zu trinken. Mein Sohn blockt sofort in einem weinerlichen Befehlston, dass er das nicht möchte und auch nichts trinken wolle. Ich sage: „OK, ich trinke nun aber etwas, weil ich Durst habe.“ Wir kommen an einer Bushaltestelle vorbei. Mein Sohn besteht darauf, dass wir dort den Bus nehmen. Ich erkläre, dass das nicht geht, denn diese Buslinie fährt in eine fremde Richtung, wo wir gar nicht hin möchten. Sofort fängt er an zu schreien. Weiter geht’s. Irgendwann kommen wir an einen Punkt, wo ich nicht mehr weiter gehen möchte, sondern zurück kehren, weil die Entfernung zur Wohnung zu groß wird. Mein Sohn reagiert wie zuvor. Ich sage ihm, dass wir entweder zurück spazieren oder mit der Tram zurück fahren. Er schreit lauthals und wälzt sich dabei auf dem Bürgersteig, ist zu keinem Kompromiss bereit, lässt sich auch nicht an der Hand führen. Ich nehme ihn schliesslich unterm Arm, das Laufrad mit Helm in die andere Hand. Alles ein Kraftakt. Wir steigen in die Tram. In der Tram weint und schreit er 3 Minuten ohne Pause. Zwischendurch gibt er mir Küsschen (ist für ihn ein Zeichen für Vertragen). Wir steigen aus. Mein Sohn möchte wieder auf den Spielplatz. Ich sage ihm ruhig und klar, dass wir nun nach Hause gehen werden. Er weint wieder. Ich setze mich kurz hin und erkläre ihm im ruhigen Ton, dass ich sein Verhalten nicht in Ordnung finde. Er lenkt ab und lacht und erzählt mir davon, dass er froh ist, dass wir nun die Reifen am Laufrad aufgepumpt haben. Wir kommen zu Hause an. Im Wohnungsflur wälzt er sich bereits wieder auf dem Boden, er fordert lautstark seinen Nuckel (den bekommt er nur noch zum Einschlafen, der Zahnarzt prüft regelmässig und alles OK). Ich sage ihm, dass er bitte seine Schuhe ausziehen soll (bevor er überhaupt Forderungen stellt). Tut er nicht, er schreit. Ich lasse Wasser in die Wanne. Er rennt wütend ins Bad, mit den dreckigen Schuhen voller Sand. Er zieht den Stöpsel der Wanne. Mir reicht es nun, ich ziehe ihm die Kleidung aus, unter Toben und Treten, der gesamte Sand landet auf dem Bad Boden. Er strampelt und schreit. Ich habe ihn kurz gebadet und raus. Ich erklärte ihm an diesem Tag, dass er seinen Nuckel heute GAR nicht bekommt. Vielleicht morgen, wenn er sich morgen vernünftig verhält. Beim Zähneputzen später gab es auch wieder Theater. Mein Sohn möchte sich nie freiwillig die Zähne putzen. Es dauert alles ewig, ich habe auch schon sämtliche Motivationstechniken (Handpuppe Krokodil mit Zahnbürste etc.) ausprobiert und bin mittlerweile auch müde von den ganzen Anstalten. Mein Sohn ist ein lieber fröhlicher Junge, sehr verkuschelt. Die oben beschriebene Szene ist ja kein Dauerzustand, nicht dass Sie mich falsch verstehen. Wir haben auch viele schöne Zeiten miteinander, die recht harmonisch ablaufen. Doch ab und an kommen halt diese komischen Phasen, die paar Wochen anhalten. Ich habe leider oft auch den Eindruck, je mehr ich mit Geduld darauf eingehe und je liebevoller ich zu ihm bin, desto widerspenstiger das Verhalten. Auch meine Freunde und Familie sagen, das kommt daher, weil er zu sehr von mir verwöhnt wird. Derzeit hat sich nichts bei uns verändert, was ein Auslöser sein könnte. Lediglich morgens möchte er nicht zur Kita, bittet zu Hause bleiben zu dürfen und weint sehr oft, wenn ich gehe. Aber er war von Anfang an kein Kita Fan (geht seit August 2017). Auf Rückfragen bei der Erzieherin heisst es „es sei nichts vorgefallen“. Mein Sohn war lange mit der Sprache verzögert. Seit kurzem „ist der Sprach-Knoten geplatzt“ und spricht viel besser in ganzen Sätzen. Kann das ein Entwicklungssprung sein? Aber falls ja: muss ich denn so ein Verhalten immer hinnehmen? Ich muss zugeben, dass mir das auch die Laune verdirbt, das permanente Diskutieren und das grundlose Gemecker wegen Belanglosigkeiten. Dann macht es mir auch viel weniger Spaß, mit meinem Sohn Ausflüge zu machen, alles fühlt sich schwer und anstrengend an. Ich bin alleinerziehend und muss arbeiten. Solches Theater am Abend oder in der Freizeit raubt nun noch die letzten Energien. Es geht auch darum, dass er zeitweise körperlich aufdringlich bis aggressiv wird, wenn es nicht nach seiner Nase geht. Er schubst mich dann. Letztens gab es eine Situation, da hatte ich ihm Frühstück gemacht. Mir wurde schwindelig, hatte kurz ein Kreislaufproblem wegen der vielen Hitzetage, wollte mich mal schnell auf dem Sofa ausruhen. Mein Sohn forderte währenddessen mehr Käse zum Frühstück. Ich sagte ihm, dass er ihn gleich bekommt. Da holte er aus und knallte mir eine. Ich war geschockt und dachte nur: „Nein, so geht das hier nicht“. Wenn ich mal wirklich ernsthaft krank werde und paar Tage Ruhe brauche, was macht er dann? Nun stelle ich mir die Frage, ob und in welchem Rahmen ich für solch ein Verhalten „Strafen“ verhängen soll? Nach dem oben beschriebenen Tag hatte ich mir eigentlich überlegt, dass er „zur Strafe“ nach dem Zähneputzen alleine ins Bett muss. Sonst lege ich mich noch kurz zu ihm, lese ein Buch vor. Wäre das zu extrem als Bestrafung? Oder sind Strafen in dem Alter sowieso nicht angebracht? Ich muss doch auch Zeichen setzen, dass gewisse Sachen eben Konsequenzen haben. Aber welche? Viele Grüße und danke im Voraus.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Amelie1979, viele Kinder im Alter Ihres Sohnes haben eine entsprechend "autonome" Phase. Sie wollen Entscheidungen treffen, wissen aber oft nicht, wie diese aussehen könnten. Ihr Mittel: jammern. "Bitte sage es mir noch einmal im normalen Ton." Gehen Sie nicht weiter auf das Jammern ein, schon gar nicht, in dem Sie das Geforderte für ihn tun. Konnte sich Ihr Sohn im (fast) normalen Tonfall äußern, kommen Sie dem Wunsch oder einem Kompromiss gerne nach, wenn dies denn im möglichen Rahmen ist. Beispiel Kindergartentor: "Ich mache das Tor noch einmal zu und dann kannst du es für uns öffnen." Beispiel Spaziergang: Spätestens nach dem zweiten Gejammer erklären Sie Ihrem Sohn, dass sie nun umdrehen werden, weil Sie auf das Gejammer keine Lust haben. Meistens beruhigen sich die Kinder nach Abbruch einer Aktion und es kann noch ein ganz harmonischer Nachmittag werden. Soll Ihr Sohn so etwas wie Schuhe ausziehen erledigen, bleiben Sie solange bei ihm, bis die Schuhe ausgezogen sind. Er mag es noch nicht so gerne alleine machen. Er möchte bei Ihnen sein. Das ist in dem Alter ganz normal und dafür sollte die Zeit eingeplant werden. Mag sich Ihr Sohn nicht die Zähne putzen lassen, darf gerne eine kleine Motivations"spritze" her. "Wenn wir dir jetzt schnell die Zähne putzen, haben wir noch Zeit für eine zweite Geschichte." Versuchen Sie, mit kleinen Belohnungen zu arbeiten, statt mit Bestrafungen. Möchten Sie Konsequenzen aussprechen, dann ist das auch mal ganz in Ordnung. Es sollte mit drei Jahren aber noch sehr dosiert stattfinden. Strafen, die sich auf das Verhalten des ganzen Tages beziehen, versteht Ihr Sohn noch nicht. Vor allem, Schlafen gehen zu müssen, ohne die geliebte Einschlafhilfe (Schnuller), trägt nicht zu einem entspannten Schlaf bei, der aber gerade in einer Entwicklungsphase sehr wichtig ist. Alleine ins Bett gehen, wenn es doch ansonsten ein anderes Ritual gibt, macht Ihren Sohn auch nur traurig. Konsequenzen können sein, den Ausflug (Spaziergang) abzubrechen, keine Süßigkeiten für den Tag, wenn die Zähne nicht geputzt sind usw.. Viele Grüße Sylvia


Myfairlady11

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Hi. Bei uns ist es genauso. Ging mit dem dritten Geburtstag los. Ich kannte vorher sowas gar nicht von ihm. Alle aus meinem Umfeld sagen das war bei ihren Kindern genauso. Bei dem einen mehr bei dem anderen weniger. Ist wohl eine Phase. Ich denke da werden wir mit viel liebevoller Konsequenz durch müssen. Bei uns hilft es manchmal das Jammern zu ignorieren. Auch wenn es schwer fällt. Alles liebe euch


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