Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

schwieriges Verhalten und Fragen über Fragen (leider lang)

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: schwieriges Verhalten und Fragen über Fragen (leider lang)

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Hallo Frau Schuster, erst einmal eine kleine Rückmeldung: Das "Duschproblem" bei Fabian hat sich gelegt, seitdem er wie ein "Großer" den Duschkopf selber halten und sich selber und sein Nilpferd duschen kann. Jetzt ist er in der Badewanne nicht mehr am Jammern sondern am Jauchzen ;-) So, jetzt aber zum aktuellen Problem: Derzeit ist es so, dass Fabian (16,5 Monate) in Situationen, wenn er seinen Willen nicht bekommt, völlig "austickt". Er ist dann am Schreien und Toben. Leider ist das in den letzten Tagen schlimmer/ extremer geworden, wobei ich nicht weiß, ob ggf. das Zahnen einen Einfluss darauf haben könnte. Ich habe es bislang versucht, Fabian in diesen Situationen in den Arm zu nehmen, eine kurze Begründung zu geben und ihn zu beruhigen. Leider hat er in den letzten Tagen in den Situationen keinerlei Augenkontakt aufgenommen und hat sich mit aller Macht aus meinen Armen gewunden. Es fällt mir langsam schwer in den Situationen einigermaßen ruhig zu bleiben, da ich das Gefühl habe, dass ich mit der ruhigeren Art nicht zu Fabian durchdringen kann, wobei ich (leider) sagen muss, dass mein Mann als Hauptbetreuungsperson unter der Woche in diesen Situationen direkt zum Schreien neigt, da er glaubt nur so zu Fabian durchdringen zu können. Ich möchte ungern in einen Teufelskreis geraten, in dem in der Familie nur noch geschrieen wird und Fabian das ggf. als Umgangston übernimmt. Haben Sie vielleicht einen Tipp für mich, wie ich in den Situationen, wo Fabian „austickt“ an Fabian herankomme und ihn aus der Situation „lösen“ kann? Fabian hat auch wieder angefangen mich zu beißen und zu schlagen und hat gestern sogar mit Gegenständen auf mich geworfen, wobei er gestern teilweise so einen Blick hatte wie „mal sehen was jetzt passiert und wie Mama reagiert“. Ist das ein reines Grenzen austesten von ihm aus? Vielleicht klingt das jetzt etwas komisch: Ist es jetzt schon notwendig, in allen schwierigen Situationen stets mit Konsequenzen zu arbeiten und sollten das bei meinem Mann und mir stets die gleichen Konsequenzen sein, so dass er weiß, dass das Verhalten X die Konsequenz Y nach sich zieht oder ist können die Konsequenzen die von Mama und Papa verhängt werden von einander abweichen? Kann ich denn überhaupt davon ausgehen, dass Fabian mit seinen 16,5 Monate kurze Begründungen und Konsequenzen für sich versteht und einordnen kann? Kann es sein, dass bei Fabian jetzt schon die Trotzphase begonnen hat oder kann und soll ich sein derzeitiges Verhalten eher als massivstes „Grenzen-austesten“ verstehen? Also er ist noch nicht großartig am Sprechen und das einzige Wort was er neben Mama und Papa sagen kann ist „Nein“. Eine Abgrenzung als „Ich“ – zumindest sprachlich gesehen – kann ich noch nicht sehen, weshalb ich mir mit der Trotzphase unsicher bin. Vielen Dank schon mal im Voraus für das Lesen des langen Textes und Ihre Hilfe Viele Grüße Monika


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Hallo Monika Fabian setzt all` seine bisherigen Erfahrungen ein, um Ihre umgehende und HELFENDE Aufmerksamkeit zu erreichen, damit er Ihnen mitteilen kann, dass ihm Etwas nicht gefällt, bzw., damit er Ihnen seine jeweiligen Gefühle mitteilen kann. Zeigen Sie darum ihm gegenüber erst einmal Verständnis und bieten Sie ihm in der jeweiligen Situation mitfühlend KONKRET eine Möglichkeit an, sich angemessen abreagieren zu können. Dieses Abreagieren kann -um Suses Tipp aufzugreifen- ein Strampeln mit den Beinen sein, aber auch ein Klatschen in die Hände, das Drücken eines Talismanns, der z.B. als Schlüsselanhänger am Hosenbund befestigt ist, ein lautes Singen (Tanzen) mit Dem Sie beginnen und in Das er vermutlich rasch einfallen wird o.Ä. Nehmen Sie ihn "nur" mitfühlend in den Arm oder wird die Stimme Ihres Mannes immer lauter, wird er sich nicht verstanden fühlen.- Das Beißen und Schlagen ist ebenfalls ein Ausdruck HILFLOSER Wut, wobei Fabian schon erfahren hat, dass ihm bei Schmerzen oder Verletzungen umgehend geholfen wurde. Schlagen Sie ihm darum eine geeignete Handlungs-Alternative vor, damit er Niemandem weh tun muß. In der Trotzphase befindet sich Ihr Sohn meiner Meinung nach noch nicht, da er nicht bewußt gegen Ihre Meinung handelt, um seine eigenen Wünsche durchzusetzen. Damit Fabian sein "Ich" erkennen und aus logischen Folgen lernen kann, ist es aber durchaus wichtig, möglichst KURZ begründet und konsequent zu handeln, nachdem Sie ihn auf diese Folgen hingewiesen haben. Dabei haben die Kleinen sehr schnell herausgefunden, was bei Wem erlaubt ist und was nicht. Sind Sie und Ihr Mann sich in wichtigen Eckpunkten der Erziehungsmethode einig, ist es nicht notwendig, sich stets bis ins letzte Detail einig zu sein. Kinder sind sehr sensibel und wissen schon recht früh, wie sie sich gegenüber der Mama, dem Papa, der Oma usw. zu verhalten haben.- Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo, Ich halte es für verkehrt zu glauben, dass ein enttäuschtes Kind, das auch noch auf der Suche nach sich selbst ist, damit zum Lachen zu bringen, indem man ihn in den Arm nimmt. Nein, so ist es nicht. Dich macht bestimmt deine Hilflosigkeit ärgerlich und wütend. Das versteh ich gut. Da weint und schreit das Kind und man macht das, was geraten wird und nichts passiert. Doch, es passiert was. Aber eher hinter den Kulissen. Dein Kind bekommt bei einem verständlichen Umgang mit seiner Trauer (ja, es ist eher Trauer) ein Bewußtsein, dass es in Ordnung ist, wenn er mal nicht lacht. Er lernt durch Verständnis auch, damit umzugehen. Stell dir vor, bisher kannte er solche Gefühle nicht. Und nun überkommen ihn solche Gefühle. Wenn die Umwelt durch Schimpfen und Agressionen darauf reagiert, bekommt er Angst davor. Er wird so lernen, dass es schlecht ist, "negsative" Gefühle zu haben. Er wird sie unterdrücken und nie damit umgehen können. Stell dir mal vor, deine beste Freundin kommt Hilfesuchend und todunglücklich vor dir. Sie schluchts, heult. Auch wenn du keine Ahnung hast, warum sie traurig ist, hast du Verständnis und meckerst sie nicht voll. Zwar ist sie "kontrollierter" und freut sich über eine Umarmung. Dein Kind dagegen ist noch sehr unsicher mit solchen Gefühlen.Er muss erst mal rausfinden, was ihm gut tut und was nicht in solchen Momenten. Trauer gehörte bisher noch nicht zu seinem Erfahrungsschatz. Sei einfach nur da und versuch ihn zu verstehen. Auch wenn es schwer fällt. Bei uns war es auch um den 16./17.Lebensmonat schlimmer. Aber es geht vorbei. Wenn sich meine Tochter in der Stadt auf der Straße lag und schreiend sich weigerte weiter zu gehen, saß ich oft neben ihr, sprach ruhig auf sie ein oder saß da und legte ihr eine Hand auf den Kopf oder Rücken. Ich sage, dass ich verstehe das sie traurig und wütend ist. Den Part über das kurze erklären hab ich mir für die Momente hinterher aufgehoben, wenn sich die Situation wieder entspannte. Irgendwann hab ich mal von mir gegeben, dass sie noch mit den Beinchen strampeln sollte. Da sah sie mich an, ich erklärte ihr das kurz und sie lächelte und strampelte ganz vorsichtig mit den Beinen. Dieser Kommentar kann man aber nicht in jeder Situation ringen. Wenn wir heute mal zusammen einkaufen sind und sie anstalten macht, sich auf den Boden zu legen, grinst sie mich an und nicke und sage, vergiß das Strampeln nicht. Mit Humor kann man auch Konflikte entschärfer (aber nicht ins lächerliche ziehen, immerhin gehts um Gefühle). Schreien ist total verehrt. Das Problem dran ist, dass du, wenn du dein Kind anschreist, es für deine Gefühle und Hilflosigkeit verantwortlich machst. Aber es sind deine Gefühle. Wenn sie hochkommen und dich überfordern und übermannen, musst du für dich eine Möglichkeit finden mit ihnen klar zu kommen. Und wenn du ml kurz die Küche verlassen musst um durchzuatmen. Weiterhin solltest du auch dein Verhalten reflektieren. Ganz viele Situationen lassen sich ddurch mildern/vermeiden, wenn auch der Erwachsene von gewohntem Verhalten ablässt und cooperative Schritte geht. Auch gute Alternativen sollte man finden. Damit meine ich, wenn du zB putzt und er will unbedingt deinen Besen haben, gib ihm einen eigenen. Konsequent solltest du schon sein. Wenn du sagst, du möchtest nicht, dass er etwas nicht soll, dann sollte das schon so bleiben. Ansonsten weiß er nicht, was er tun soll und du wirkst unglaubwürdig. Überlege deine Neins aber gut. Zu viele und zu willkürlich ausgesuchte Neins verwirren und führen zu Trotz. Dein Mann und deine Konsequenzen müssen nicht in allen Punkten identisch sein. Wenn ihr zusammen seit, solltet ihr aber klare Absprachen haben, ansonsten müsst ihr vor dem Kind diskutieren oder streiten und das Kind steht ohne "Anweisung" daneben. Wenn ihr nicht zusammen seit, kann euer Kind sehr gut unterscheiden, was es bei dir und was beim Papa darf. Na gut, das muss er erst lernen. So wie du lernen musst mit schwierigen Situationen umzugehen. Lass dich von "lauten Rückschlägen" nicht entmutigen und seinicht zu stolz dich zu entschuldigen, auch bei deinem Kind. Ein Tipp hab ich noch. sprich mit ihm in Ich-Botschaften. Also, sag, was du möchtest, nicht was er tun soll. Auch ein Kind ist kein Befehlsempfänger und weiß sehr gut, was er möchte, braucht oder nicht. Du musst nicht mit ihm reden, als sei er dumm und man müsse ihm sagen, was er tun und lassen soll. In dem Sinn, wünsche ich dir viel Reflexionsvermögen, Willenskraft und Geduld Suse


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