Reine Machtkämpfe mit Papa?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Reine Machtkämpfe mit Papa?

Liebe Frau Ubbens, mein Mann und ich leben mit unserer 2,5-Jährigen ein sehr glückliches, durchaus entspanntes und harmonisches Leben und warten aktuell auf die Geburt unserer zweiten Tochter (Stichtag ist in 2,5 Wochen). Mein Mann arbeitet in Vollzeit mit Schichtdienst und ich arbeitete bis zum Beginn des Mutterschutzes in Teilzeit. Unsere kleine Große besucht seit 08.22 zufrieden täglich von 9-12:30 Uhr den Kindergarten. Wir verbringen viel Zeit als Familie, essen 1x täglich gemeinsam am Tisch, unternehmen viel gemeinsam aber auch jeder Elternteil mal alleine mit unserer Tochter. Mein Mann geht sehr gerne mit ihr alleine schwimmen, ich gehe mit ihr zum Kinderturnen oder treffe befreundete Kinder/Mamis oder Großeltern. Wir haben ein Häuschen mit großzügigem Garten, in dem wir uns gerne aufhalten. Ich würde insgesamt sagen, dass wir einen schönen, ausgeglichenen Alltag haben an dem sich jeder von uns beteiligt. Die einzige richtig schwierige Situation tritt ein, wenn mein Mann mit unserer Tochter routinemäßige Situationen ohne mich bestreiten will und ich in Ruf-Weite bin ohne mich blicken zu lassen: alleine ins Bett bringen oder nachts wieder hinlegen sind die Klassiker. Unsere Tochter schläft seit sie 6 Wochen alt ist so super, das darf man gar keinem erzählen. Sie schläft in 29 von 30 Nächten 11-12 Stunden in ihrem eigenen Bett mit geschlossener Zimmertür ein UND durch (derzeit 19:45-7:30 Uhr). Wacht eigentlich nie auf, man kann fast die Uhr nach ihr stellen. Mittags will sie nur noch manchmal schlummern, dann wecken wir sie aber nach 45 Minuten um ihren Rhythmus nicht zu zerstören. Klappt super. Wenn Papa und ich zu Hause sind, bringen wir sie gemeinsam ins Bett. Er zieht um, putzt Zähne und ich lese die Geschichte und decke zu. Da er schichtbedingt alle paar Tage abends arbeitet, sind sie und ich aber auch hin und wieder abends alleine. Soweit kein Problem. Aber wehe, ich bin da und gehe abends nicht mit hoch und er will sie alleine hinlegen. Dann bricht das Chaos aus, nach 60 Minuten sind wir alle 3 nass geschwitzt, fix und fertig und sie liegt immer noch nicht im Bett. Sie schreit sich dermaßen lautstark und mit einer solchen Wut in immer größerer Rage mit "Papa geh weg! Papa lass mich in Ruhe! Das macht die Mama! Papa raus aus meinem Zimmer!" - umso älter und verbal cleverer sie wird, umso gemeiner wirkt die Situation. Sie rennt vor ihm weg, versucht Türen zu knallen und er darf noch nicht mal die Dinge machen, die er sonst immer tut (umziehen, Zähne). Sie lässt ihn gar nicht in ihre Nähe. Er versucht es mit Witz, Charme, Strenge, Konsequenz, Ignoranz und allem, was ihm eben einfällt, aber es wird nicht besser. Leider haben wir diese Situation schon fast seit immer. Ich knüpfe das also nicht an die bevorstehende Geburt, denn leider reagiert unsere Tochter schon seit sie halbwegs sprechen kann so. Tagsüber gibt's das Problem nicht und er ist ihr Held egal ob ich da bin oder nicht, aber abends und die wenigen Male nachts ist es einfach nur grausam für uns alle 3. Wenn ich dazu gehe, ist binnen 5 Minuten Ruhe und sie liegt im Bett. Aber ist das richtig? Und gemein ist es wirklich, denn mein Mann ist der witzige von uns beiden, macht sich für sie und ihre Freunde zum Clown, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab, spielt kreativ oft, gerne und ausgiebig mit ihr, macht ihre Windel sauber, cremt sie ein, ist sich für nix zu schade. Ich bin viel rationaler, vielleicht auch klarer im Auftritt und schneller beim "Nein, so geht das nicht" wobei sie und ich diese Momente nahezu nicht erleben. Bei mir rastet sie erst gar nicht so aus, vielleicht 3-4x in ihren 2,5 Jahren. Viel drumherum für diese 3 Fragen: - ist das reines Grenzen testen bei Papa? Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund für ihr Theater außer dass sie ihre Mama verlangt. Es ist keine Ich-will-nicht-ins-Bett-Verzögerungstaktik oder dass sie noch Hunger/Durst o.ä. hätte, denn sobald ich dazu komme ist Ruhe - sollte ich die beiden erlösen und dazu gehen oder müssen sie ihren eigenen Weg finden? Aktuell mache ich es mal so, mal so aber wer weiß schon, wie es in 3 Wochen mit Baby ist - welchen Tipp haben Sie für meinen Mann? Er wird wie bei unserer Ersten nach der Geburt wieder 3 Monate Elternzeit haben und bei uns zu Hause sein. Darauf freuen wir uns sehr, aber es fühlt sich so unfair an, dass er mit solcher Wehemenz abgestraft wird. Vielen Dank für jeden Rat.

von Tortenkrümel am 19.06.2023, 10:32



Antwort auf: Reine Machtkämpfe mit Papa?

Liebe Tortenkrümel, Kinder in dem Alter haben i.d.R. noch eine engste Bezugsperson, die an erster Stelle steht. Das ist in den meisten Fällen die Mama, so auch bei Ihrer Tochter. Das ist ganz normal. Und wenn Mama da ist, dann soll auch Mama die "wichtigen" Aufgaben übernehmen. Für Kinder bedeutet das ins Bett gehen ein Abschied, ein Loslassen. Da möchten Sie am liebsten die engste Bezugsperson um sich haben. Es ist völlig in Ordnung, wenn ein anderer diese Aufgabe übernimmt, wenn die engste Bezugsperson nicht greifbar ist. Ist sie aber in der Nähe, wird diese eingefordert. Das hat nichts mit Grenzsetzung oder Machtkämpfen zu tun, sondern ist eine rein emotionale, altersbedingte Gegebenheit. Wenn Sie nun möchten, dass der Papa seine Tochter regelmäßig alleine ins Bett bringt, dann kommunizieren Sie dies so mit Ihrer Tochter. Gut geübt werden kann dies, wenn sich zumindest in den ersten Wochen täglich abgewechselt wird. So kann dem Kind erklärt werden, heute ist Mamatag oder heute ist Papatag - morgen wieder Mamatag. Gibt es dann Protest ist es wichtig für alle Beteiligten, den auszuhalten. Für Ihre Tochter muss klar werden, egal, wie sie reagiert, der Papa bleibt der Zubettbringer. Wenn Sie als Mama mal dazukommen und mal nicht, versucht Ihre Tochter heraufzubeschwören, dass Sie dazukommen, da sie nicht einordnen kann, ob heute ein Tag ist, an dem Sie sich "erbarmen" oder auch nicht. Da sich Ihre Tochter vom Papa ins Bett bringen lässt, spricht nichts dagegen, dass Sie dies grundsätzlich von vorneherein übernehmen oder dazukommen, wenn Sie im Haus sind. Ihr Mann muss sich nicht unfair behandelt fühlen. Ihre Tochter zeigt ein ganz normales Verhalten. Sie hat den Papa keinesfalls weniger lieb. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 20.06.2023



Antwort auf: Reine Machtkämpfe mit Papa?

und was passiert, wenn Du sichtbar weggegangen bist?

von zweizwerge am 20.06.2023, 22:44



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Rückfrage auf Antwort: Papa lieber als Mama & Selbstregulation

Liebe Frau Ubbens, dies ist meine Antwort-Nachricht auf Ihre Antwort zu meiner Frage „Papa lieber als Mama & Selbstregulation“. Wahrscheinlich geht sowas als Antwort auf Ihre Nachricht unter, daher nochmal als eigene/neue Frage: Liebe Frau Ubbens, danke schon mal für Ihre Antworten und Ihre Zeit. Ein weiteres Beispiel ist, dass wenn er di...


Kind lässt sich nicht mehr von Papa ins Bett bringen

Hallo, ich bin im Moment etwas ratlos. Unser Kind ist vor kurzem 6 Jahre alt geworden und kommt im Sommer in die Schule. Aktuell haben wir das „Problem“, das unser Kind sich nicht mehr vom Papa ins Bett bringen lassen möchte. Wir haben seit Jahren das Ritual, das wir unser Kind abwechselnd ins Bett bringen. Das heißt waschen, bettfertig mache...


Kleinkind 4 Jahre eskaliert mit Papa

Hilfe, ich bin am Ende. Meine Tochter ist 4 und hat eine extreme Bindung zu mir (Mutter). Es war schon von Anfang an als Baby sehr anstrengend, aber wir haben das gut hinbekommen. Als sie 1 Jahr war hat mein Mann sehr sehr viel Zeit mit ihr verbracht. Waren spazieren, auf dem Spielplatz, viel gespielt und das täglich. Dennoch hing sie sehr an mi...


Kommt irgendwann die Papa-Phase?

Liebe Frau Ubbens, Sie haben mir schon oft direkt oder indirekt geholfen. Vielen Dank dafür! Unser Sohn (26 Mo.) hat seit mind. einem halben Jahr eine Mamaphase. Mein Mann darf wenig, soll ständig weg und erhält kaum Zärtlichkeiten bzw. wechseln diese schnell in Beißen/Hauen/Kneifen und wenn darauf ein "Nein!" mit Wegsetzen folgt, wird unser Sohn...


Tochter ruft nach Papa

Hallo Frau Ubbens, ich bin total ratlos und traurig und weiß nicht was ich machen soll. Zuerst muss ich erwähnen, dass ich vom Kindsvater nun über ein Jahr getrennt bin und seit ca. 9 Monaten auch räumlich. Meine Tochter ist 2 Jahre und ist seit April bei der Tagesmutter. Die erste Eingewöhnung lief super. Sie hat sich auf Anhieb bei der Tagesm...


Verhalten bei Mama, Papa und Oma unterschiedlich

Liebe Frau Ubbens, es ist mir klar, dass mein Kleinkind (19 Monate) bei jeder Person andere Verhaltensweisen an den Tag legt. Mir ist jedoch aufgefallen, dass sich unser Kleiner, bei Papa anstandslos wickeln lässt, das Morgenfläschchen komplett austrinkt, bei Oma (bei der er öfters die Woche über Nacht schläft), das Fläschchen verweigert, be...


Tochter 3 lehnt Papa ab

Guten Tag,  Ich bin seit 2 Jahren vom Kindsvater getrennt. Meine Tochter wird im März 3 Jahre.  seit ein paar Wochen möchte sie ungern zu Papa. Sie sieht ihn jedes Wochenende und auch regelmässig in der Woche.  seit einiger Zeit habe ich einen neuen Partner bei dem wir auch wohnen. Dieser ist aber nur am Wochenende da, weil er bei der Bundesw...


Kind bei Papa ganz anders

Hallo, meine Tochter ist nun 20 Monate alt. Ich beobachte nun seit längerem ein verändertes Verhalten , wenn der Papa da ist. Sie ist wie ausgewechselt kann man sagen. Die Wochenenden sind teilweise so anstrengend, weil sie quengelig ist und total unausgeglichen. Unter der Woche , wenn wir beide alleine sind, ist es viel harmonischer. Ich verstehe...


Mama wird abgelehnt und Papa genannt

Hallo Frau Ubbens, meine 2jährige Tochter ist ein Papakind und lehnt mich seit ca. 2 Monaten von Tag zu Tag mehr ab. Wenn der Papa da ist, bin ich egal und werde teilweise weggeschickt  Unser Verhältnis war vorher immer sehr liebevoll und innig.Mein Mann arbeitet Vollzeit,ist aber in seiner freien Zeit sehr engagiert und liebevoll, wir tei...


Papa weg!

Unsere Tochter (3) ist in der Papa-weg Phase oder wie man das bezeichnen soll. Er darf nicht mehr mit ihr spielen (nur manchmal oder wenn ich weg bin), wickeln muss jetzt auch fast immer ich (früher hat er das abends übernommen). Sie versucht ihn sogar wegzuschicken, wenn er auf dem Sofa oder am Tisch sitzt. Es ist zwar nicht immer so, es gibt sch...