Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Problematische Eingewöhnung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Problematische Eingewöhnung

whitesheep

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Sehr geehrte Frau Ubbens, Ich bin sehr verunsichert, da die Eingewöhnung von meinem Sohn (2J. 1 Monat) so schwierig verläuft. Ich hatte 4 Wochen eingeplant und wir haben jetzt noch zusätzlich 2 Wochen drangehängt ( 6 Wochen insgesamt), weil mein Mann zum Glück Urlaub hat. Mein Sohn sollte eigentlich danach jeden Tag ca. 6 h in der Kita bleiben, wo auch schon meine Tochter (5 J.)hingeht (allerdings in eine andere Gruppe für größere Kids). Mein Sohn kennt also schon die Räumlichkeiten und auch schon gleichaltrige 2 Spielkameraden. Das Problem ist, sobald die Trennung ist (ob bei mir oder meinem Mann) schreit und weint er durchgängig unsere Namen, lässt sich weder beruhigen noch irgendwie ablenken. Heute hat die Erzieherin nach 20 Minuten abgebrochen und gesagt es gänge so nicht weiter. Er steigert sich regelrecht rein. Andererseits wollen die Erzieher auch überhaupt nicht, dass meine Tochter zu ihrem Bruder geht um ihn abzulenken. Das war auch mein Vorschlag gewesen. Gibt es da pädagogische Hintergründe dafür? Das heißt momentan geh ich morgens mit ihm in den Gruppenraum (wenige Kinder da), bleibe 30 Minuten, geb ihn dann der Erzieherin in den Arm, verabschiede mich kurz und bleibe für 10 bis 30 Minuten in einem anderen Raum. Währenddessen schreit er NONSTOP ,bleibt an der Tür vom Gruppenraum und lässt sich nicht auf die Erzieher ein. Ich dachte immer es wäre von Vorteil, ein Geschwisterkind schon dort zu haben zum ablenken und trösten, aber dass ist ja nicht erwünscht. Als ich anfangs noch dabei war, hat er aber super mit den anderen Kindern und der Erzieherin gespielt und war auch sehr mutig. Es wird jetzt aber immer schlimmer. Heute wollte er gar nicht von meinem Schoß und hatte also gar nicht gespielt . Er wollte morgens schon gar nicht mehr in den Gruppenraum. Ich weiß echt nicht mehr weiter... vielleicht haben sie einen Rat?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe whitesheep, meine Vorrednerin hat schon sehr ausführlich geantwortet. Aus dem Grund hier die Kurzform: Dass Ihre Tochter nicht dazugeholt wird sehe ich genauso, wie meine Vorrednerin es erklärt hat. Ab Montag wird, so habe ich es rausgehört, der Papa die Eingewöhnung übernehmen. Auch, wenn nur zwei Wochen Zeit sind, sollte erst einmal wieder ein Schritt zurück gegangen werden. Sprich, am Montag und evtl. Dienstag bleibt der Papa die ganze Zeit mit im Gruppenraum, ohne Versuch des Gehens. Am Mittwoch bleibt der Papa, bis sein Sohn gut ins Spiel gefunden hat. In Begleitung einer Erzieherin geht er dann zur Tür, um sich von seinem Sohn zu verabschieden. Ihr Sohn sollte sehen, wie der Papa nicht nur den Gruppenraum, sondern auch die Einrichtung verlässt. Für Ihren Sohn muss klar werden, dass der Papa nicht greifbar ist, damit er sich auf das Trösten der Erzieher einlassen kann. Nach einer abgesprochenen Zeit, vielleicht 10 oder 15 Minuten, holt der Papa ihn ab und die Beiden gehen nach Hause. So auch die nächsten Tage. Hat sich Ihr Sohn beruhigen lassen, werden die Zeiten ausgedehnt. Viele Grüße Sylvia


Ani123

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Für mich klingt das wie eine gescheiterte Eingewöhnung. Ich denke, dass die Eingewöhnung nochmal von vorne starten sollte und dass eine Person (Mutter oder Vater) es machen soll. Ein täglicher Wechsel bzw allgemein Wechsel kann für das Kind irritierend sein. Eine konstante Person sollte es machen. Von vorne starten bedeutet auch bsp angelehnt an das Berliner Modell (so wie du schreibst wirkt es für mich aber auch so als würde es angewandt). Das Modell läuft so ab: die ersten 2-3 Tage bleibt das Elternteil mit dem Kind für 2h da. Sie kommen und gehen zur gleichen Zeit. Am 3 oder 4 Tag (wird abhängig vom Kind gemacht) erfolgt die erste Trennung. Das Elternteil bleibt ca. 30 Minuten mit dabei, verabschiedet sich und kommt in 10 Minuten wieder. Danach geht es nach Hause. Je nachdem wie die Trennung verlief erfolgt folgendes: + es hat gut geklappt. Kind hat sich von Erzieher beruhigen lassen. Weinen wenn das Elternteil geht bzw soweit das Kind dieses wiedersieht wird raus genommen. Wichtig ist die Zeit dazwischen. Die Trennungszeiten werden dann ausgeweitet (30 Min, 1h, 1.5h, evtl auch mal größere Sprünge von dann auf 2.5h,...) Die Vorzeit in der Gruppe (anfangs 30 Minuten wird auf 15, dann 5 und dann bringen, gehen verkürzt). ÷es hat so mittelmäßig geklappt. Es gibt keine Tendenz ob es gut oder schlecht war. Der nächste Tag erfolgt genauso wie dieser. -Kind lässt sich nicht beruhigen. Am nächsten Tag bleibt das Elternteil wieder die kompletten 2h mit dabei. Am Tag darauf erfolgt wieder eine Trennung. Wichtig: × die Zeiten werden anfangs nicht geändert. Wenn mit 9-11 Uhr gestartet wurde so wird auch das als Erstes so gemacht, dass das Kind diese Zeit alleine da bleiben kann. Danach erfolgt eine Ausweitung der Zeiten. × Montag ist Freitag. Montags wird alles so gemacht wie Freitag auch. Keine Veränderungen. × eine Person gewöhnt ein × wie ist dein Verhältnis zu seiner Bezugserzieherin? Hast du noch Vertrauen zu ihr? Wenn nein bitte um einen Erzieherwechsel. Das kann die Situation (ggf angespannte Stimmung) entschärfen × das Elternteil welches eingewöhnt muss hinter der Betreuung stehen. Zweifelt diese, hat Angst, so überträgt sich das unbewusst an das Kind × Kita ist Kita. Nicht zu Hause vor dem Kind darüber sprechen wie "schlecht" es doch läuft. Wenn das Kind nicht da ist kann darüber gesprochen werden. Aktuell scheint euer Sohn mit der Umstellung zur Kita überfordert zu sein. Daher haltet es zu Hause thematisch so gering wie möglich. Wie lange die Eingewöhnung noch dauern wird kann euch keiner sagen. × wie lange habt ihr denn jetzt noch Zeit? × wer soll ihn weiter eingewöhnen? × kann ggf noch jemand länger Urlaub nehmen? × kann ggf Oma, Opa,... das Kind eingewöhnen? Manchmal bewirkt es Wunder wenn es jemand Vertrautes, aber nicht die Hauptbezugsperson macht. Was ihr braucht? Ganz viel Kraft und Geduld. Nicht alle Kinder sind gleich. Ich weiß ja nicht wie die Eingewöhnung bei eurer Tochter war, aber ihr solltet nicht vergleichen, denn jedes Kind ist verschieden. Das eure Tochter nicht zu eurem Sohn geholt wird ist für mich (auch Erzieherin) in gewisserweise nachvollziehbar. Denn niemand weiß wie er auf sie reagieren wird. Vermutlich wird er sich an sie klammern, wird sie beanspruchen. Das kann für eure Tochter zu viel sein, Überforderung. Und das soll verhindert werden. Denn sie wird ihn trösten, sie wird ihn beistehen, das macht sie als Schwester ganz selbstverständlich. Aber es kann auch zu viel für sie sein was sie nicht sagen wird um u.a den Erziehern aber auch euch zu helfen, denn sie wird auch mitbekommen haben wie die aktuelle Situation bei ist. Sie wird dadurch geschützt. Sicher wird es noch die Tage geben wo sie da zu Besuch sein wird. Später wird er auch sie mal besuchen gehen. Alles zu seiner Zeit. Er muss erstmal in seiner Krippe ankommen.


whitesheep

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Vielen herzlichen Dank an beide!! Von der Erzieherin habe ich herausgehört, dass man sobald man mit Trennungen begonnen hat,keinen Schritt zurück machen sollte, also dass das Dabeibleiben ohne Trennung kontraproduktiv wäre?? Aber es geht ja nicht anders, er klammert ja jetzt nur noch, da müssen wir halt langsamer machen und ihm die Zeit geben, finde ich. Mein Mann war bisher nur 1 Tag dabei und hat gleich getrennt, die restlichen Tage hatte ich übernommen. Ich denke die Bezugserzieherin ist jetzt schon negativ eingestellt gegenüber der Eingwöhnung, sie meinte zu nur, sie hätte schon Albträume davon. Das ist nicht gerade förderlich, im Beisein des Kindes darüber zu stöhnen. Ich denke, wir versuchen es mal mit einer anderen Erzieherin und mit dem kompletten Rausgehen aus der Einrichtung wie vorgeschlagen. Ich weiß noch nicht, was die Erzieher sich am Freitag überlegt haben wir die Eingwöhnung am Montag weitergehen soll.


Mitglied inaktiv

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Auch sehe es kritisch wenn die Schwester mit dazu geholt wird. Sie wird sich wahrscheinlich (wie schon beschrieben) um ihren kleinen Bruder kümmern und er sich an sie klammern. Irgendwann muss es dann doch zur Trennung der Geschwister kommen und dein Sohn hat das gleiche Problem wie jetzt. Meiner Meinung nach solltet ihr weiterhin viel Zeit für die Eingewöhnung einplanen. Mama oder Papa bleiben für eine gewisse Zeit in der Gruppe, verabschieden sich kurz und gehen. Nach zehn fünfzehn Minuten kommen sie wieder und holen das Kind ab. Es gibt durchaus Eingewöhnungen die zwei Monate oder länger dauern. Nicht sehr oft, aber auch nicht ungewöhnlich. Das Kind wird lernen dass ihm in der Kita nichts passiert und sich irgendwann auf die Erzieherinnen und die anderen Kinder einlassen. So lange die Erzieherinnen geduldig und einfühlsam sind und die Eltern mit dem Vertrauen an die Sache gehen dass alles gut wird und das Kind gut aufgehoben ist, wird die Eingewöhnung schon klappen. Jeckyll


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