Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Eingewöhnung Krippe, kindliche Aggression

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Eingewöhnung Krippe, kindliche Aggression

Anie2009

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Liebe Frau Ubbens,   Wir haben zwei Kinder (5 und 2), das Dritte ist unterwegs. Unsere kleine geht nun seit Anfang Januar in die Krippe. Ich habe sie zwei Tage, Donnerstag und Freitag, eine Zeit lang begleitet. Nach dem Wochenende, ab Montag, ist sie alleine in die Krippe, täglich eine gewisse Zeit mehr, bis sie dann ab Donnerstag, also eine Woche nach Start, den ganzen Vormittag alleine gegangen ist. In der Zeit gab es keine Probleme. Sie ging freudig in den Kindergarten und wollte eigentlich gar nicht mehr mit nach Hause.  Danach war sie zwei Wochen komplett außer Gefecht mit einer Grippe und konnte nicht in den Kindergarten.  Nach diesen zwei Wochen haben wir da weitergemacht, wo wir aufgehört haben, sprich 8-12 alleine in den Kindergarten.  Sie geht freudig hin und freut sich, wenn ich sie hole.  Nun geht sie mit Unterbrechung der Faschingstage die 3. Woche seit Krankheit, also die 4. Woche überhaupt, alleine in den Kindergarten.  Ich habe bereits in dem Infozettel, was der Kiga über mein Kind wissen muss, geschrieben, dass meine kleine sehr genau weiß was sie will und dies auch körperlich durchsetzt. Das wurde damals eher belächelt.  Ich möchte aber auch erwähnen, dass meine kleine insgesamt ein sehr aufgewecktes offenes kleines Kind ist, das auch sehr feinfühlig, hilfsbereit und aufmerksam ist.  An manchen Tagen höre ich "heute war es gut". An den meisten Tagen höre ich "heute ist es nicht gut gelaufen".  Es ist immer dann nicht gut gelaufen, wenn meine kleine jemanden gezwickt oder gekratzt hat, mal mehr mal weniger schlimm.  Laut Erzieherinnen würde mein Kind das meistens grundlos machen.  Gestern meinte einer der Erzieherinnen, es werde besser. Und ich solle mir keine zu großen Gedanken machen. Es sei völlig normal.  Heute war es laut einer anderen der Erzieherinnen überhaupt gar nicht gut. Auf Nachfrage was das heißt, meinte sie sie habe "sogar 3" Kinder angefallen. Und ein Kind habe sich eben gewehrt, deswegen hat meine Kleine auch Kratzer im Gesicht. Ich meinte darauf, was wir tun können. (Letzter Vorschlag war Fingernägel kürzen). Die Erzieherin meinte, dass sie auch ratlos seien. Meine kleine mache das völlig aus dem Hinterhalt und sie würden sie nun Strafe sitzen lassen, alleine 2 Minuten auf einem Stuhl, damit sie drüber nachdenkt. Sie selber hätte am Montag eine Fortbildung zu diesem Thema und hofft, da Infos zu erhalten.  Unsere Kleine zeigt das Verhalten auch gegenüber der Schwester und anderen Kindern privat, aber meiner Ansicht nach immer mit Grund. Entweder sucht sie Kontakt oder ist wegen irgendetwas das das andere Kind macht oder nicht macht grantig.  Wir sagen dann klar Stop und dass sie nicht zwicken oder an den Haaren ziehen etc. Darf. Und versuchen aber dann mit ihr die Situation zu klären und ihr andere wege vorzuschlagen ihre emotion zu zeigen.  Mir tun die Kinder leid, die von meinem Kind verletzt werden und ich mache mir mittlerweile wirklich auch Gedanken als wie auffällig ich dieses Verhalten einschätzen muss. Ich finde es aber nicht ok, wenn mein gerade 2-Jahriges Kind in der Krippe Strafe sitzen muss.  Nun meine Frage: Wie sehen Sie das Ganze? Was können wir als Familie tun? Und wie kann ich mich dem Kindergarten gegenüber verhalten? Va. Bzgl. Dem Strafe sitzen.    Liebe Grüße Anie


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Anie2009, die Erklärung für das Verhalten Ihrer Tochter haben Sie schon selbst geliefert. Sie nutzt das Kneifen und Kratzen, um auf ihren Unmut und ihre Überforderung aufmerksam zu machen. Sie haben selbst viele Situationen beobchtet, wann Ihre Tochter zwickt usw.. Im Kindergarten hat Ihre Tochter auch ihre Gründe, auch wenn diese von den Erziehern nicht immer als Grund beobachtet werden, wie beispielsweise, dass ein anderes Kind den Raum betritt. Da ist die Begründung, dass Ihre Tochter sich überfordert fühlt, dass noch ein Kind mehr in "ihren" Bereich eintritt und sie nicht einschätzen kann, was das Kind von ihr - auch wenn es gar nichts von ihr möchte - will. Nehmen Sie Ihre Tochter nach einem Kratzen, Haare ziehen usw. an die Seite und erklären mit wenigen Worten, dass sie nicht kratzen (oder was immer sie gerade gemacht hat) darf. Mehr Erklärung versteht Ihre Tochter in dem Moment nicht und zu viele Worte bedeuten, Aufmerksamkeit für das Verhalten zu bekommen, was ja nicht sein soll. Bzgl. des Kindergartens warten Sie die Fortbildung der Erzieherin ab und kommen im Laufe der Woche mit dieser ins Gespräch. Welche Methode hat sie in der Fortbildung gelernt? Vielleicht auch etwas für Sie zu Hause? Viele Grüße Sylvia


Anie2009

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Sehr geehrte Frau Ubbens,   Hier ein Nachtrag.  Gestern Nachmittag hatten wir Besuch von zwei Kindern im gleichen Alter wie meine Kleine.  Und es war wieder gehäuft, dass sie gezwickt und gekratzt hat.  Nun ist mir folgendes aufgefallen.  Das eine Kind hat sie links liegen gelassen, nicht damit gespielt, gelacht, aber auch nicht gezwickt oder ähnliches.  Mit dem anderen Kind hatte sie viel Spaß, zusammen gespielt, gefetzt, gelacht.  Soweit ich das gesehen habe, hat sie immer dann gezwickt, wenn dieses Kind zu ihr dazu gekommen ist zum Spielen, wenn sie dazugekommen ist oder aber vorbei wollte und nicht vorbei kam, wenn sie etwas wilder waren (freudig) und auch wenn das andere Kind nach einem gemeinsamen Spiel weggegangen ist.  Zudem war sie heute sehr liebevoll gegenüber ihrer Schwester, die über Kopfschmerzen klagte. Sie hat sie gestreichelt, ihr Fieber gemessen. Als sich die große dann wegdrehte, weil sie nicht mehr wollte, hat die kleine gezwickt.  Ein Kind im Freundeskreis zwickt sie immer dann, wenn diese nicht hochgenommen werden will.  Im Kindergarten zwickt sie zum Beispiel laut Erzieherinnen grundlos, wenn ein Kind zur Tür rein kommt.  Überhaupt ist sie ja wie gestern schon gesagt ein sehr offenes und auch fürsorgliches kind. Sie will immer alle umarmen, allen helfen, alle beim rutschen auffangen.  Wenn meiner kleinen gestern jemand etwas weggenommen hat oder sie sich wegen irgendetwas anderem geärgert hat, hat sie geschrien oder sich auf den Boden geworfen. Aber niemanden wehgetan.  Kann es sein, dass ihr "aggressives verhalten" meistens zumindest ein sehr unbeholfener und übermütiges Kontaktverhalten darstellt und Frust, wenn sie nicht entsprechend geachtet wird und ihre Angebote nicht angenommen werden?   Liebe Grüße 


Anie2009

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Vielen lieben Dank für Ihre Nachricht und Ihre Einschätzung dazu.  So mache ich das. :)      


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