Guten Abend Frau Ubbens,
ich hatte Ihnen kürzlich das Problem mit meinem 4 Jahre alten Sohn geschildert (Einzelkind).
Er tritt, haut oder spuckt, wenn ihm was nicht gefällt oder er etwas nicht bekommt.
Die Trennung von seinem Vater liegt inzwischen 6 Monate zurück. Wir leben seitdem bei seinen Großeltern.
Er sieht seinen Vater meistens 2 mal die Woche. Dort zeigt er das Verhalten kaum.
Zu Ihren Fragen: Leon ist eigentlich ein ausgeglichenes Kind. Vom Charakter her eher ruhig und schüchtern.
Schlafen ist schon immer etwas schwer gewesen. Er war schon immer sehr früh wach und ist am Tag dann oft unausgeschlafen.
Er ist sehr gerne draußen, wo er das Verhalten nicht zeigt. Er ist ständig in Bewegung.
Die Trennung fiel mitten in die Eingewöhnung in der Kita.
Dadurch gestaltete sich diese etwas schwierig. Länger als bis 12 Uhr möchte er nicht bleiben. Wir haben es versucht aber er war völlig verzweifelt. Hat abends beim einschlafen geweint deswegen und morgens wieder. Ließ sich nicht beruhigen.
Daher haben wir es erstmal gelassen, bis 14 Uhr zu verlängern. Ich wollte ihm Zeit geben, weil ich dachte, dass er durch die Trennung seiner Eltern vielleicht auch verstärkt Verlustangst und Schmerz verspürt, was die Trennung von mir betrifft, wenn er in die Kita soll.
In der Kita zeigt er das Verhalten nicht. Dort ist er ruhig und schüchtern. Er hat lange gebraucht, um mit den Kindern in Kontakt zu kommen. Spielt viel alleine, findet schwer Anschluss.
Bei seinen Großeltern haut er auch.
Nun zu meinen Fragen: wie soll ich auf das Hauen reagieren?
Ist dies eine Folge der Trennung?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Viele Grüße
von
Leon0419
am 05.06.2023, 20:01
Antwort auf:
Nachtrag zu Kind 4 Jahre, haut, tritt und spuckt
Liebe Leon0419,
es kann sein, dass Ihr Sohn etwas sensibler auf "Zurückweisung", sprich wenn er etwas nicht darf oder bekommt, aufgrund der Trennungssituation reagiert. Es ist aber auch möglich, dass dies seiner normalen Mentalität entspricht.
Was tun Sie bisher, wenn Ihr Sohn haut, tritt oder spuckt? Wichtig wäre, dass ihm die Grenzen aufgezeigt werden. Deutlich ist, dass er dies nur bei seinen engsten Bezugspersonen macht, da er sich im sicheren Hafen fühlt. Dennoch darf dieser sichere Hafen ihm Grenzen und Alternativen aufzeigen. Haut, tritt oder spuckt Ihr Sohn, sprechen Sie bzw. die Großeltern, ein deutliches Nein aus und setzen ihn für einen Moment an die Seite bzw. gehen selbst auf Abstand. "Ich möchte nicht getreten werden, darum gehe ich kurz raus." Ihr Sohn wird über Ihre Handlung mehr lernen als durch Erklärungsversuche.
Wenn Sie Ihrem Sohn etwas verbieten müssen bzw. ihm etwas nicht geben können/möchten, was er gerne haben möchte, können Sie versuchen, Alternativen anzubieten, bevor Sie ein Nein aussprechen. "Einen Keks kannst du nicht haben, ich kann dir aber einen Apfel klein schneiden." So kann Ihr Sohn über die Alternative nachdenken und muss nicht wütend werden.
Wie sehen die Erzieher/innen die Betreuungszeiten? Probieren Sie gerne aus, ihn länger in der Kita zu lassen. Kinder können in dieser Hinsicht nicht selbst einschätzen, was ihnen gut tut bzw. was den Eltern gut tut. Wenn Sie die zwei Stunden längere Betreuungszeit für sich zum Arbeiten, Haushalt, Sonstiges gut gebrauchen können, nutzen Sie die Möglichkeit der längeren Betreuungszeit. Besprechen müssen Sie dies nicht mit Ihrem Sohn. Stellen Sie nur fest, dass er, wenn dem so ist, heute zum Mittagessen in der Kita bleiben darf und Sie ihn anschließend abholen. Nach ein paar Tagen können Sie sich dann mit den Erzieher/innen über die Erfahrungen austauschen und überlegen, ob Sie bei der längeren Betreuungszeit bleiben oder wieder verkürzen.
Ihr Sohn ist draußen wesentlich ausgeglichener, dann geben Sie ihm gerne die Möglichkeit, viel Zeit draußen zu verbringen. Er fordert die Bewegung ein. Im Haus wird er unruhig, was sich manchmal in seiner Wut äußert. Mit viel Zeit an der frischen Luft wirken Sie seinem Verhalten entgegen, ohne "ständig" ein Nein aussprechen zu müssen.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 07.06.2023