Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Essensregel: Aufessen in der Kita

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Essensregel: Aufessen in der Kita

Mitglied inaktiv

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Guten Tag, Frau Schuster, Heute hätte ich gerne mal wieder Ihre Meinung gehört: In der Kita meiner Tochter (20 Monate) sollen und müssen die Kids (und zwar in allen Gruppen, auch die Großen) den Teller mit dem Hauptgericht aufessen, damit sie eine "normal" große Portion Nachtisch bekommen. Die Erzieherinnen laden die Teller je nach dem voll, was die Kinder ihrer Meinung nach mögen und wieviel sie wovon in der Regel essen. (Wer also partout z.B. kein grünes Gemüse mag, muss es auch nicht essen.) Wer aber dann die von den Erzieherinnen vorgegebene Essensmenge (aus welchen Gründen auch immer) nicht schafft, bekommt nur eine kleinere Menge Nachtisch, wer dagegen das Hauptgericht "brav" aufisst, darf auch vom Nachtisch sogar noch einen Nachschlag haben. (Sie wollen so verhindern, dass die Kids sich ausschliesslich am Nachtisch satt essen und sie "brauchen doch auch ein Polster für den langen Nachmittag", bis die Eltern sie dann abholen. Dabei gibt es nach dem Mittagschlaf aber noch Obst. Der Nachtisch besteht durchaus auch aus Pudding, aber wohl auch mal aus Joghurt und Quark und ähnlichem.) Was halten Sie von dieser Essensregel? Wäre es nicht sinnvoller, grundsätzlich keinen oder nur einen kleinen Nachtisch anzubieten, so dass die Kinder sich am Nachtisch gar nicht satt essen könnten? Wird so nicht verhindert, dass sich ein natürliches Sättigungsgefühl einstellen kann? Vielen Dank für Ihre Einschätzung und viele Grüße Friederike


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Hallo Friederike Da Kleinkinder noch überhaupt nicht einschätzen können, wieviel Hunger sie haben und auch ihr Appetit sehr unterschiedlich -da abhängig von vorangegangenen Aktivitäten, Stimmungen, Entwicklungs-/Gesundheitszustand- ist, halte auch ich das Aufessen-Müssen des Hauptgerichts, um Nachtisch zu bekommen, für unangemessen und sogar schädlich, da kein Kind einsichtig lernen kann, wenn es unter Druck gesetzt wird. Allenfalls lernt es dadurch, dass es resgnieren und sich dem Willen der Erzieherin fügen muß, wobei die Individualität und die Aufgabe der Erzieherin, jedes Kind so individuell wie möglich in eine sichere Selbständigkeit zu führen, gänzlich unberücksichtigt bleibt. Wie Ihnen schon geraten wurde, machen Sie dieses Thema zur Diskussion während eines Elternabends und/oder sprechen Sie sowohl mit der zuständigen Erzieherin als ggf. auch mit der Kiga-Leiterin darüber. Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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also ich finde die idee sehr unvorteilhaft.....mein vorschlag wäre dieser: die kinder nehmen auf den teller soviel wie sie MÖCHTEn und was sie glauben schaffen zu können..nachnehmen kann man ja immer! von allem wird wenigstens probiert. das kind lernt so einzuschätzen wieviel hunger es hat. isst es den teller lehr gibt es noch nachtisch. isst es ihn nicht lehr gibt es keinen nachtisch......das kind wird so von tag zu tag immer genauer abschätzen wieviel es auf den teller nimmt. die regel das es keinen nachtisch gibt soll nicht als strafe dienen für den nichaufgegessenen teller sondern dafür das es ja satt ist uns nichts mehr reinpasst. lieben gruss nadja


Mitglied inaktiv

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...ich halte von alledem überhaupt gar nichts. Weder dass die Kinder aufessen müssen, was ihnen andere auf den Teller tun, noch dass sie aufessen müssen, was sie sich selbst aufgetan haben. Wer schon einmal hungrig eingekauft hat weiß, dass man mit Hunger im Bauch viel zu viel einkauft. So schwer ist das auch für ein Kind. Sie können noch nicht abschätzen, wie viel sie essen können. Ich habe nix dagegen, dass sie sich selbst auftun dürfen (mit Hilfe eines Erwachsenen), aber ich sehe keinen Vorteil gegenüber, wenn es die Erzieherinnen tun, die ja die Kinder und ihr Essbedürfnis einigermaßen kennen. Gegen das eigene Gefühl leer essen zu müssen, fördert im schlimmsten Fall Essstörungen (schreibt man das jetzt so?). Ich musste bei meiner Großmutter immer aufessen. Das hat soweit geführt, dass ich mich verweigert habe, ich habe gar nichts gegessen. Oder manchmal habe ich mir überhaupt nichts aufgetan. Gut, es hat mir nicht geschadet, bin nich bulimisch oder was immer, genützt hat es aber auch kein bisschen. Ich bin dankbar, dass meine Mutter uns nie gezwungen hat, den Teller leer zu essen, obwohl sie als Kriegskind Hunger kannte und es ihr immer noch sehr schwer fällt, Essen wegzuwerfen. Den Nachtisch dann zu reduzieren oder zu verweigern, finde ich besonders schäbig, weil die "schlechten" Esser dann auch noch vorgeführt werden. Essen dient der Ernährung, es gehört zu unserer Kultur, genau deshalb sollte es nicht instrumentalisiert werden. Mein Vorschlag wäre, Nachtisch gibts erst nach dem Schlafen oder es gibt überhaupt keinen. Oder - und so machen sie es zum Glück in unserer Kita - es wird nicht reglementiert. Der Nachtisch wird unter allen Kindern, die ihn möchten, aufgeteilt. Und oh Wunder, trotz der Aussicht auf Nachtisch, essen die Kinder das Hauptgericht inclusive Salat (abhängig vom Kind). Es kommt fast nie vor, dass ein Kind vom Hauptgericht gar nicht und nur Nachtisch isst. Es wird darum kein Aufhebens gemacht und es klappt. Nachtisch gibt es nie so viel, dass man davon satt werden könnte. Nach dem Schlafen gibt es dann Obst und Brot. Die Kinder, die dann zu wenig gegessen haben, essen dann eben mehr. Alle Kinder ernähren sich trotzdem "gesund". Also ich kann nicht sehen, was für Vorteile es hat, Kinder Essensregeln vorzuschreiben, sofern sie über so elementare Dinge wie "Sitzen beim Essen", "wer aufsteht, ist fertig" usw. geht. Ich sehe nur Nachteile und schlimmer, Gefahren. Gruß Trine


Mitglied inaktiv

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Hallo Friederike, eigentlich brauchst Du gar nicht zu fragen, Du weißt ja längst selbst, dass es natürlich nicht okay ist, wie das in Eurer Kita gehandhabt wird. Man vermutet, dass viele Essprobleme in der Pubertät (Übergewicht UND Magersucht) ihre Ursache (auch) in der albernen Regel haben, dass als Kind streng der Teller leer gegessen werden musste. So kann ein Kind kein natürliches Gefühl dafür entwickeln, wann es wirklich satt ist. Auch finde ich, dass es fast einer Körperverletzung gleichkommt, wenn ein Kind gezwungen wird, etwas herunterzuschlucken, das es nicht will und obwohl es satt ist. Das ist eine echte Grenzverletzung auch der Seele. Jede Erzieherin wäre empört, würde man sie selbst dazu zwingen. Wende Dich lieber direkt an die Leiterin der Kita (ruhig eigenen Gesprächstermin geben lassen, dann ist das Ganze weniger hektisch und sie hat wirklich Zeit) und besprich das Problem mit ihr. Ich würde noch zwei, drei gleichgesinnte Mütter als Verstärkung mitbringen. Überlegt vorher ganz genau, wie Ihr die Essensregeln verändern und was Ihr durchsetzen möchtet (kein Nachtisch für alle etc.). Wenn Ihr keinen Erfolg habt (was ich nicht glaube, wenn Ihr energisch und sicher genug auftretet), könnt Ihr "androhen", das Ganze zusammen mit dem Elternbeirat zum Thema beim nächsten Elternabend zu machen. Werdet aktiv und schafft die altertümliche und wirklich schädliche Regelung in Eurer Kita ab, huh? Liebe Grüße, Gabi


Mitglied inaktiv

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Danke für die vielen Antworten! :) Nun, die Kinder werden nicht gezwungen, auf zu essen, aber wenn sie es eben nicht tun, dann gibt es halt weniger Nachtisch. :( Nun, das Thema war Thema beim Elternabend...(und die anderen Eltern haben mal wieder den Mund gehalten, der nächste Elternabend findet erst wieder in EINEM JAHR statt) und es wird leider in der ganzen Kita so gehandhabt. Ich BIN seit kurzem Elternvertreterin, aber der Elternbeirat tagt "normalerweise" nie :(, ich hab noch nicht mal die Ansprechpartner aus den anderen Gruppen. Ich fürchte, dass auch die Kitaleitung da nicht zugänglich ist, drum wollte ich eine Stimme der "Fachfrau" zu dem Thema, vielleicht kann das meine Position untermauern. Ansonsten werde ich die Kita wohl wechseln (müssen).


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