Das Zubett-Gehen eskaliert fast täglich (6-Jähriges Kind)

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Das Zubett-Gehen eskaliert fast täglich (6-Jähriges Kind)

Sehr geehrte Damen! Unsere Tochter ist 6,5 Jahre alt und noch im Kindergarten. Ich würde sie nicht als problematisch bezeichnen, sie ist außerhalb von Zuhause eher schüchtern, wobei das im letzten Jahr stark nachgelassen hat, zuhause dafür versucht sie immer schon den Ton anzugeben. Unser Erziehungsstil ist weder autoritär noch laizzes faire, eher auf Augenhöhe, aber mit konkreten Regeln, die mein Mann und ich jedoch vielleicht tagesformabhängig umsetzten, also mal mehr, mal weniger streng. Seit Jahren eskaliert die Stimmung bei uns fast täglich abends. Wir gehen in der Regel (mein Mann arbeitet Schicht) alle zusammen rauf und machen uns bettgehtfertig. Unsere Tochter stellt sich dabei an, wie ein Baby - dabei kann sie auch sehr schnell sein, wenn zum Beispiel am Wochenende danach noch ein Film erlaubt ist. Sie braucht 10 Minuten, um ihre Socken auszuziehen, 20 für die Hosen etc., statt überhaupt etwas zu machen, springt sie lieber vom Badeteppich zum Teppich und erfindet weitere Spiele. Wir erklären ihr dann, dass sie sich bitte fertig machen soll, denn wenn sie zu lange im Bad braucht, haben wir keine Zeit mehr fürs Vorlesen. Wir argumentieren, dass wenn sie vor uns Erwachsenen fertig ist, sie noch in ihrem Zimmer spielen darf, bevor wir zum Vorlesen kommen. Sie sieht uns provozierend an und macht noch langsamer. Ich sage, komm bitte zum Zähne putzen, sie geht extra im Zeitlupentempo. Wir ermahnen, dass wir, falls wir vor ihr fertig sind, runter gehen und erst wenn sie fertig ist, raufkommen zum Gute-Nacht-Sagen, hier gibt es meistens Aufregung, sie beschuldigt uns dann, uns sei es egal, ob sie traurig ist oder nicht, Vorwürfe, Spieß umdrehen also, darin ist sie sehr gut. Alle Erklärungen, dass wir ja nur deswegen runter gehen, weil sie soooo lange braucht und wir ja dann wieder kommen, wenn sie fertig ist, helfen nicht. Das Kind ist eingeschnappt, zerfließt vor Selbstmitleid und will getröstet werden. Danach ist es dann meistens wieder gut und sie macht sich schnell fertig. Das gleiche passiert, wenn ich vor lauter Nervenkrieg jeden Abend irgendwann mal in Tränen ausbreche, dann wirkt sie erschrocken und wir versöhnen und alles ist gut. Mir kommt es oft schon vor, als bräuchte sie so eine Art "reinigendes Gewitter", aber ganz ehrlich, das will ich nicht sein, dieses täglich Theater zermürbt mich, sodass ich untertags auch eher gereizt reagiere. Wir haben es auch schon versucht, sie dazu zu verdonnern, dass sie selbst ins Bett geht, aber dann sitzt sie einfach noch vier Stunden im Bad oder kommt immer wieder runter, um uns dramatische Vorwürfe an den Kopf zu werden, ihr würde das Herz brechen etc. (wir benutzen solche Sprache bei solch banalen Problemen übrigens nie) und um dann wieder nach oben abzurauschen, bis einem von uns doch der Geduldsfaden reißt und wir raufgehen, um ein Gespräch zu führen. Die gleiche angespannte Situation ist übrigens auch in der Früh, wenn wir sie selbst anziehen lassen, braucht sie gut und gerne 45 Minuten, dann ist natürlich keine Zeit mehr für Frühstück und auf dem KiGa-Weg können wir dann auch nicht jeden Stein umdrehen, weil eben keine Zeit mehr ist. Das erklären wir immer, ich erkläre auch immer, dass ich es eilig haben, weil ich zur Arbeit muss, aber dennoch setzt sie in aller Ruhe erst alle ihre Kuscheltiere auf den Garderobenschrank und verabschiedet sich 3 mal von jedem. Grrrh!! Ich will nur ungern mit Verboten und Strafen arbeiten, wie dann dürfen die Kuscheltiere halt gar nicht mit runter oder dann gehen wir abends eben schon um fünf rauf, das ist mir irgendwie zu hart und auch zu unpraktisch, um fünf haben wir ja in der Regel noch gar nicht gegessen, und in der Früh kann ich sie schließlich nicht schon um 5 aufwecken, damit sie alle Zeit der Welt hat. Gleichzeitig höre ich mich schon wie ein Papagei an, "bitte mach weiter", "komm schon", "beeile dich". Und diese Streitereien vergiften die ganze Atmosphäre zuhause. Was wir schon versucht haben, ist sie - wenn es mal wieder nicht geklappt hat - am nächsten Abend alleine eine Stunde eher hochzuschicken, damit sie sich in Ruhe fertig machen kann und wir uns das Elend nicht anschauen müssen und nicht die Geduld verlieren. Nun, erst wird dann eine viertel Stunde gebettelt und versprochen was das Zeug hält, wir sollen doch bitte mitkommen und alles klappt heute, als es dann klar wird, dass wie nicht nachgeben, wird gepöbelt, es folgen dann Vorwürfe. Dann geht sie hoch und es klappt gut. Das machen wir einige Tage durch, dann gehen wir wieder zusammen raus - und zack, wieder das gleiche. Nun könnte man sagen, lasst doch das Kind einfach alleine sich fertig machen - aber ich möchte gerne, dass es gemeinsam funktioniert! Außerdem ist dieses "sich-fertig-machen" ja so oder so Thema an fast jedem Abend und Morgen, und das habe ich satt, denn es sind aus meiner Sicht Dinge, die nebenbei laufen sollten, nicht der Rede wert, schon gar nicht täglich. Außerdem habe ich das Gefühl, unsere Tochter könnte uns entgleiten durch diese ständige Streiterei. Ich will, dass ihr das Vorlesen und Kuscheln und Spielen in Erinnerung bleiben und nicht unser Geschimpfe. Das Problem besteht seit Jahren, nicht erst seit kurzem. Es gibt auch andere Auseinandersetzungen, aber keine ist so konstant vorhanden wie dieses Thema. Ach ja, ich habe schon das Gefühl, dass es in den Ferien etwas einfacher ist, aber wahrscheinlich kommt es mir nur so vor, weil wir keinen Zeitdruck haben. Was mich auch noch fertig macht, ist dass ich alle Aufforderungen oder Bitten wie "bitte komm ins Bett" oder "bitte komm zum Zähneputzen" mehrmals wiederholen muss, sie reagiert manchmal gar nicht, oder sagt dann unfreundlich "glei-eich!" und macht wieder nichts, erst wenn ich schimpfe, werde ich erhört. Das gibt es doch gar nicht! Ich will nicht laut werden, ich will nicht bestrafen, aber ich höre mich schon ständig reden, da würde ich mir auch nicht mehr zuhören wollen. Wenn ich etwas 10 mal sage, bin ich der Meinung, dass es neun zu viel waren. Oder? Bestimmt übersehen wir etwas ganz einfaches, eine ganz simple Lösung - hoffe ich, können Sie uns bitte helfen? Bitte entschuldigen Sie die super-lange Ausführung, aber ich wollte kein vielleicht wichtiges Detail auslassen. Vielen Dank Ihnen!

von Okt.baby am 01.03.2022, 14:10



Antwort auf: Das Zubett-Gehen eskaliert fast täglich (6-Jähriges Kind)

Liebe Okt.baby, meine Vorrednerinnen haben die Situation schon gut erklärt und Lösungsvorschläge gemacht. Lassen Sie sich nicht auf das Spiel Ihrer Tochter ein. Erklären Sie ihr nach dem Abendessen die neuen Regeln. Diese können die meiner Vorrednerinnen sein, wie, dass Ihre Tochter sich alleine bettfertig macht und Sie ggf. irgendwann ihr Gute Nacht sagen und selbst ins Bett gehen (und dann ggf. ohne Wissen Ihrer Tochter wieder aufstehen) oder aber auch, dass es im Schlafanzug in den Kindergarten geht. Sie können aber auch als Zwischenversuch ein zeitliches Signal setzen. Z.B. eine Eieruhr, die 10 Minuten läuft oder eine CD anstellen und wenn Lied ... zu Ende ist, gibt es eine Gute-Nacht-Geschichte, entweder mit Ihrer Tochter zusammen oder Sie lesen alleine. Vielleicht mag sie so mehr Tempo machen. Wichtig bei allem ist, nicht zu viel zu reden. EINmal erklären und ggf. EINmal erinnern. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 02.03.2022



Antwort auf: Das Zubett-Gehen eskaliert fast täglich (6-Jähriges Kind)

Oh, das abendlich Theater kennt wohl jede Familie ;-) Oder auch das morgendliche. Ich glaube, der Knackpunkt ist der, dass sie genau weiß, dass du gerne möchtest, dass alle zusammen nach oben gehen. Und deswegen auch bereit bist, jeden Tag auf´s Neue zu reden, zu bitten, zu drohen etc. Dieses Spiel dürft ihr - meiner Meinung nach - nicht mehr mitmachen. Es klappt besser, wenn sie alleine hoch geht? Dann macht das so! Ich kenne das von unserem Kind - auch ich lasse mich in bester Absicht gerne in immer wieder gleiche Diskussionen/Kreisläufe verwickeln. Klappen tut es dann, wenn ich genau das nicht tue. "Nein, ich gehe nicht nach oben (also Zähneputzen & in´s Bett)" - meine Antwort inzwischen: ignorieren und "ich geh schon mal vor". Dann kommt natürlich sowas wie "ich aber nicht". Ich ignoriere das (mein Mann auch, macht seinen Kram weiter) und nach spätestens 5 Minuten, in denen es keiner auf die "Androhung" ;-) eingeht oder aufregt/diskutiert kommt Kind. Natürlich mit stampfigen "NA GUT! Dann komm ich halt" ;-) Überlegt für euch als Eltern noch mal ganz klar, was ihr wollt und wie ihr reagieren werdet und dann zieht das durch! Auch, wenn ihr dann eben nicht alle gemeinsam euch fertig macht. Sie weiß, wie wichtig dir das ist und das mit ist es das perfekte Druckmittel. Morgens würde ich auch einfach mal Kind im Schlafanzug dann in´s Auto packen. 30 Min. diskutiert, gebeten, gebettelt, geschimpft - und dann sagt Prinzesschen/Prinzchen gnädig, es würde nun doch mitmachen und du bist dann vermutlich so froh, dass du auch schön Wetter machst. Nein! Du bestimmst, wann Schluss mit der Diskussion ist und jetzt ERNSTHAFT das gemacht wird, was DU angesagt hast. Und auch du darfst gerne mal sauer sein und sich nicht sofort wieder vertragen wollen, nur weil sie Gott sei Dank jetzt doch mitmacht.

von cube am 02.03.2022, 08:51



Antwort auf: Das Zubett-Gehen eskaliert fast täglich (6-Jähriges Kind)

Hallo, noch als Ergänzung zu Cube: Du redest zu viel. In den von Dir beschriebenen Situationen scheinst Du "dauernd" sprachbasiert zu handeln. Ist nicht böse gemeint, ich tu das auch häufig, aber ich habe festgestellt, dass diese "Sprachwolke" einfach verpufft und überhaupt nicht effektiv ist. Denn: Auch nach dem zehnten Mal ändert sich ja nichts. Hör auf zu reden/bitten/diskutieren, sag einmal deutlich (und höflich), was Sache ist, und dann schweige. Halt es aus, Deine Tochter hat es doch gehört, und in dem Fall ist weniger manchmal wirklich mehr. Viele Grüße

von Mamamaike am 02.03.2022, 13:44



Antwort auf: Das Zubett-Gehen eskaliert fast täglich (6-Jähriges Kind)

Sagen wir mal so: die Kleine hat es Lieblingsspiel namens "Mama und Papa auf die Palme bringen" und ihr spielt "begeistert" mit. Eine Ansage und gut. Nicht 10x - denn passieren tut eh nicht das gewünschte. Und wenn sie morgens nicht fertig wird, dann muss sie halt in Unterwäsche oder Schlafanzug in die Kita (Klamotten ab in die Tüte und der Erzieherin in die Hand drücken). Und wenn sie abends nicht zu Potte kommt, dann macht ihr euch eben fertig und geht mit einem freundlichem Gute Nacht ins Bett. Dann soll sie sich alleine ins Bett bringen. Ein paar Tage durchziehen und das Gezeter ohne Reaktion so nach dem Motto "mach die Tür von außen zu, wir wollen schlafen" ertragen.

von KielSprotte am 02.03.2022, 14:52



Antwort auf: Das Zubett-Gehen eskaliert fast täglich (6-Jähriges Kind)

Da du schreibst, dass es in den Ferien besser ist: Wie läuft es denn in der Kita? Geht sie gerne dorthin? Als 6,5-jährige ist es in der Kita vielleicht nicht mehr so toll, da gehen andere schon zur Schule. Ich kenne einen Fall, wo es sehr ähnlich war wie bei euch (war allerdings ein jüngeres Kind), mit einem Kitawechsel war auch das Problem weg. Das Kind hatte sich (vielleicht unterbewusst) gegen den Gang in die Kita gesträubt. Alles Gute!

von RichardSaum am 03.03.2022, 11:15



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