Sonnenschein1.0
Liebe Frau Henkes, meine Tochter wird im Januar 6 Jahre alt. Eigentlich ist sie ein sehr liebes Mädchen, welches auch freundlich zu anderen ist und im Kindergarten gerne den kleineren hilft. Nun ist es so, dass es am Montg zwischen ihr und einem anderen Mädchen Streit gab. Meine Tochter hat wohl im Spiel, weil etwas nicht geklappt hat, zu sich selbst "so eine Sch..." gesagt, worauf das andere Kind zu ihr sagte "Du sollst sterbe". Das finde ich richtig krass..bis wir herausgefunden haben, was tatsächlich passiert ist, ist ein Tag vergangen. Ein Tag an dem sich meine Tochter total verändert hat. Sie flucht in einer Tour und wünscht sämtlichen Menschen den Tod. Sie spricht es nicht laut aus, sondern flüstert es mir ins Ohr. Ich weiß nicht, wie sie plötzlich darauf kommt. Das ist nicht meine Tochter..Heute morgen wollte sie wieder nicht in den Kindergarten. Mit erst Streit und dann viel reden ging sie am Ende doch. Was mich aber sehr traurig und nachdenklich macht, ist, dass sie übrr sich selbst von einem bösen Kind spricht. Wörtlich sagte sie: "Mama, die bösen Wörter fallen mir einfach ein und dann muss ich es sagen. Ich weisß, dass das nicht gut ist. Wann geht das vorbei und wann bin ich endlich wieder lieb.." Was geht in meinem Kind vor? Natürlich sagt man schnell mal, sei halt nicht so böse..(wir sind in Bayern, da ist das einfach so eine Redewendung) aber natürlich ist sie nicht böse. Auch fragt sie seit kurzem häufig, Mama liebst du mich noch? Es gibt absolut keinen Anlass, dass zu hinterfragen. Wir haben eine sehr innige Mutter-Tochter-Beziehung. Kann das alles mit der Entwicklung zu tun haben? Herzlichen Dank im Voraus für ihren Tipp, Sonnenschein1.0
Guten Tag, vermutlich hat Ihre Tochter bei diesem Streit einen neuen Aspekt der eigenen aggressiven Impulse kennengelernt. Das ist völlig in Ordnung, denn Kinder müssen sich schon früh mit den eigenen aggressiven Strebungen auseinandersetzen. Diese inneren Impulse sind im Menschen angelegt. Kinder müssen jedoch erst lernen, sie zu integrieren und in eine sozial verträgliche Form umzuwandeln. Nun hat die Bemerkung Ihrer Tochter eine heftige Reaktion der Streitgegnerin ausgelöst, die Ihre Tochter vermutlich sehr getroffen hat. Zudem entwickelt sich bei Sechsjährigen bereits ein Über-Ich, das ihnen sagt, was moralisch richtig oder falsch ist. Sie ist aktuell psychisch sehr damit beschäftigt, sich mit diesen Kategorien auseinanderzusetzen. Unbewusst beschäftigt sie daher auch die Frage, ob Sie sie noch lieben können, wenn Sie ihre aggressiven Seiten erleben. Das sollten Sie Ihrer Tochter immer wieder bestätigen. Sie haben eine sehr gute Beziehung, die auch durch Fluchen oder Wütendsein nicht zu erschüttern ist. Sie kommen mit Ihrer Tochter vermutlich am besten ins Gespräch, wenn Sie sie nicht nur beruhigen, sondern sie auch fragen, warum sie nicht sicher ist, ob Sie sie lieben. Dann findet sie vielleicht einen bewussteren Zugang zu ihren Befürchtungen. Sie können dann darüber ins Gespräch kommen, dass jeder mal wütend ist oder flucht, wenn ihm etwas zu Arges widerfährt. Das kann man im Nachhinein aber meist klären. Bespechen Sie mit Ihrer Tochter, dass es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Gedanken und Taten gibt. Es ist in Ordnung, schlimme Gedanken zu haben, sogar sich zu wünschen, dass andere tot seien. Die sterben davon nicht. Nur tun sollte man nichts Schlimmes. Sie unterstützen damit Ihre Tochter, ihr Gewissen nicht zu streng werden zu lassen. Für Ihre Tochter ist es wahrscheinlich hilfreich, wenn sie sich mit dem anderen Mädchen wieder vertragen kann. Möglicherweise braucht sie dazu die Hilfe Erwachsener. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Sonnenschein1.0
Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Diese hat mir wirklich sehr geholfen. Meine Tochter und das andere Mädchen haben sich wieder vertragen, beide haben sich beieinander entschuldigt. Die Erzieherin hat auch beobachtet, dass sie gemeinsam spielen und Bücher anschauen. Ich werde ihre Tipps beherzigen und versuchen, sie in der Praxis umzusetzen. viele Grüße
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