Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Korrektes Verhalten?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Korrektes Verhalten?

Loisel

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Liebe Frau Henkes, mein Sohn (4) fragte heute morgen beim anziehen ab, ob Papa und sein Bruder auch einen Penis hätten. Als er mich ebenfalls fragte, verneinte ich und er fragte, was ich denn hätte, worauf ich ihm erklärte, das Frauen eine Scheide und Männer einen Penis hätten. Daraufhin fragte er mehrfach, ob er meine Scheide mal sehen dürfe. Ich war in der Situation ehrlicherweise total überrumpelt woraufhin ich ihn einmal kurz schauen ließ und ihm im Anschluss erklärte, dass die Geschlechtsteile etwas sehr persönliches seien, die in der Öffentlichkeit nicht gezeigt und deshalb bekleidet werden und dass außer den Eltern oder der Erzieherin, wenn sie beim Windelwechseln den Intimbereich reinigen, niemand sonst dort drangehen sollte. Daraufhin entgegnete er mit "nur wenn ich das mag". Ich antwortete ihm, dass dort dennoch niemand dran gehen solle und wie er überhaupt darauf käme, worauf er entgegnete, wenn Mama da dran geht, mag ich das. Im Nachhinein hat mich die Situation besorgt, da zum einen mein Mann sagte, du kannst ihm doch nicht die Scheide zeigen. Ich war heute morgen ehrlich mit der Sitiation überfordert, zumal er sie natürlich schon öfter gesehen hatte, wenn er beim Duschen oder umziehen reinkam und dies für mich halt einfach auch normale Körperteile sind, die eben zum Körper dazugehören. Die Reaktion meines Mannes hat mir aber nun doch zu denken gegeben. Meinen Sie ich habe ihm nun geschadet oder ihn verstört etc.? Auch seine Reaktion "ich mag das wenn Mama an meinen Penis geht" fand ich leicht verstörend, weil ich ihn lediglich beim Wickeln anfasse, wenn ich darüber wische oder ihn eincreme, da er hin und wieder gerötete Stellen am Penis hat. Eine Zeit lang hat er sich zum Schlafen immer mit seinem Geschlechtsteil auf meine Hand gelegt und angefangen sich daran zu reiben,was ich anfangs gar nicht richtig gecheckt habe,weil ich dachte, er versucht sich noch bequem hinzulegen. Als es mir auffiel habe ich die Hand weggenommen, was ihn immer ärgerte und ihm gesagt, dass ich das nicht möchte. Wie schätzen Sie die Situation ein? Ist sein Verhalten ungewöhnlich? Und war mein Verhalten hier vollkommen falsch? Ich mache mir gerade etwas Vorwürfe...   Liebe Grüße von einer überrumpelten Mutter


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich finde, Sie haben sehr angemessen reagiert. Sie haben die Frage Ihres Sohnes ganz sachlich bentwortet und ihn hinschauen lassen. Das hat seine Neugier befriedigt. Es ist ganz normal, dass sich Ihr vierjähriger Sohn für die unterschiedlichen Geschlechtsmerkmale interessiert. Dabei geht es nicht um ein sexuelles Interesse, sondern um wahrgenommene Unterschiede. Da Sie als Mutter das primäre Liebesobjekt Ihres Sohnes sind, kann dieses Thema  bei Ihrem Sohn sicherlich auch eine libidinöse Färbung annehmen. Auch das ist normal. Sie gehen darauf nicht ein und lehnen seine diesbezüglichen Wünsche ab. Sie können ihm sogar deutlich sagen, dass Sie nicht dafür zuständig sind,  dass er seinen Penis reiben kann. Er selbst darf das für sich durchaus tun, da kindliche Selbstbefriedigung zur Entwicklung gehört. Gewickelt werden muss Ihr Sohn vermutlich nicht mehr lange. Das Eincremen könnten Sie möglicherweise zur Männersache machen, indem der Vater das übernimmt. Meiner Meinung nach bedeutet die Aussage Ihres Sohnes "nur wenn ich das mag", das er bereits ein gutes Gefühl dafür hat, dass er die Verfügungsgewalt über seinen Körper hat. Das ist ein guter Schutz vor unerwünschten Berührungen. Sie sollten ihn darin bestärken. Sollte das Thema nochmals zur Sprache kommen, können Sie Ihrem Sohn auch erklären, dass bei Frauen die wichtigen Geschlechtsteile innen liegen. Die Gebärmutter ermöglicht Frauen, Kinder zu bekommen. Er selbst hat dort seine erste Zeit verbracht. Das beugt der Vorstellung vor, Frauen hätten nichts und nur Männer hätten mit dem Penis etwas vorzuweisen. Es gibt heute für Vierjährige schon gute Sachbücher mit Bildern. Die können Sie bei weitergehendem Interesse Ihres Sohnes mit ihm anschauen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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