Maria987
Sehr geehrte Frau Henkes, ich glaube, ich muss ein wenig weiter ausholen, tut mir leid dafür. Unser Sohn wird im Dezember 3 Jahre. Er ist unser erstes Kind, im März 26 bekommt er eine Schwester. Er ging seit er 9 Monate alt war, täglich 6.5 Stunden in die Kinderkrippe, jetzt seit September in den Kindergarten. Es gefällt ihm dort gut, er geht gerne hin und auch die Erzieherinnen melden positives zurück. Kognitiv und sprachlich ist er sehr weit (auch nach Aussage der Erzieherinnen), an sich ist der auch von der Bewegung her ganz normal entwickelt, aber weniger mutig und sehr viel zurückhaltender als andere Kinder. Das versuchen wir durch Turnen etc. auszugleichen, was ihm auch Spaß macht, er ist nur halt z.B. langsamer als andere Kinder. Insgesamt hat er recht viele Ängste, Halloween ist z.B. ein totales Grauen für ihn. Soweit zum Hintergrund. Im Moment gibt es gefühlt nur Drama bei uns. - Es fängt frühmorgens nach dem Aufstehen an, unabhängig ob Kindergarten ist oder nicht. Er möchte direkt Süßigkeiten zum Frühstück (wir haben die Regel, es gibt eine Süßigkeit am Tag, da haben wir leider nachgegeben, es gibt im Moment Vollkorntoast mit dünn Nutella, möchten wir auch wieder ändern). - Wenn wir vor dem Kindergarten nicht auf dem "richtigen" Parkplatz parken, gibt es Eskalation. - Generell müssen im Moment wieder Mama und Papa zum Kindergarten bringen. - Er möchte am Nachmittag nirgends mehr hin. Früher waren wir fast jeden Nachmittag bei Freunden mit Kindern, bei Oma oder auf dem Spielplatz. Jetzt geht spontan überhaupt gar nichts mehr, mit viel Vorankündigung einmal pro Woche Turnen (darauf freut er sich dann aber auch). - Spielplatz wird komplett abgelehnt. - Andere Kinder bei uns klappt gar nicht mehr, da gibt es nur Geschrei und alle Spielsachen werden verteidigt. - Er will wieder super viel getragen werden, was in der 22. SSW halt auch nicht immer geht. Meist mache ich es dann trotzdem... - Nachmittags nach dem Kindergarten zuhause ist eigentlich alles Drama, ganz egal was wir machen, da gibt es einen Zusammenbruch nach dem anderen. - Auch am Wochenende ohne Kindergarten und ausgeschlafen ist die Stimmung permanent am Kippen. - Abends zu essen will er nur trockene Nudeln, am liebsten aus dem Kühlschrank. Gibt es keine Nudeln, eskaliert es. - Gefühlt könnte ich ewig weiter schreiben. Wir sind ratlos, was wir machen sollen, wieviel wir streng bleiben sollen, wann es ok ist, nachzugeben. Gestern (Sonntag) war z. B. der komplette Tag kaputt, weil es zum Frühstück kein Eis gab... es reicht die Kraft auch nicht immer, alles durchzuziehen (oder manchmal geben wir auch einfach nach, damit jetzt mal Ruhe ist oder weil wir einfach in die Arbeit müssen). Ich frage mich auch wirklich, wie es werden soll, wenn das 2. Kind da ist... Haben Sie einen Rat? Vielen herzlichen Dank! Maria
Guten Tag, Ihr Sohn ist vom Alter her in der Trotzphase. Er möchte Ihnen gegenüber seinen Willen durchsetzen. Sein Verhalten scheint nicht mit dem Kigabesuch zusammenzuhängen, da er es auch am Wochenende zeigt. Die Trotzphase ist für die psychische Entwicklung bedeutsam. Wenn Zweijährige ihre Wirkmächtigkeit erleben, können sie autonomer werden und sich aus der frühkindlichen Abhängigkeit der ersten Jahre zunehmend lösen. Gleichzeitig ist es jedoch auch wichtig, dass ein ein Zweijähriger erlebt, dass er keine Macht über die Eltern ausüben kann. Ihr Sohn braucht die Sicherheit, dass Sie seine Wutausbrüche gut aushalten und ihn weiter lieben. Er braucht aber ebenfalls die Sicherheit, dass Sie ihn wirksam begrenzen können, da er das im Affekt noch nicht selber kann. Ihr Sohn braucht die Erfahrung, starke Eltern zu haben, damit er sich von Ihnen gut geschützt fühlen kann. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie Verständnis für ihn haben, wenn er seinen Willen nicht durchsetzen kann. Das ist für ihn in dieser Phase eine schwierige Erfahrung. Trösten Sie ihn, weil er diese Frustration aushalten muss. Das bedeutet nicht, dass Sie ihm nachgeben müssen. Bieten Sie ihm Alternativen an. Versuchen Sie, in diesen Konflikten ruhig und geduldig zu bleiben. Das hilft Ihrem Sohn am besten. Versuchen Sie, großzügig zu sein, damit nicht aus jedem Nein ein Konflikt wird. Dann bekommt er eben ein Nutellabrot. Aber er sollte nicht durchsetzen, dass Sie beide ihn zum Kiga bringen müssen. Stimmen Sie ihn spielerisch darauf ein, dass der Parkplatz nicht frei sein könnte. Lassen Sie ihn schon mal nach dem "Zweitbesten" suchen o.ä.. Sie müssen Ihren Sohn nicht tragen, wenn es nicht geht. Erklären Sie ihm das und suchen Sie Formen der Nähe, die jetzt für Sie keine Belastung darstellen. Besuchen Sie die Oma, wenn Sie das wollen. Das kann ein Zweijähriger nicht entscheiden. Vermutlich geht es in diesen Konflikten nicht um Strenge oder Nachgeben. Ihr Sohn braucht Konsequenz, weil er in seinem Alter Ausnahmen noch nicht verstehen kann. Bieten Sie ihm von sich aus Gelegenheiten an, in denen er bestimmen darf. Er sollte nicht nur bestimmen dürfen, weil Sie nachgegeben haben, um Ihre Nerven zu schonen. Das ist für einen Zweijährigen das falsche Signal und fördert weitere Eskalationen, weil Ihr Sohn sich dann mit seinem Verhalten als erfolgreich erlebt. Ich gehe nicht davon aus, dass das Verhalten Ihres Sohnes mit der anstehenden Geburt der Schwester zusammenhängt. Er kann sich noch nicht wirklich vorstellen, wie es dann wird. Falls Sie mit ihm darüber sprechen, bestätigen Sie ihm immer wieder, dass er alle seine Sachen behalten darf. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Maria987
Noch ein Nachtrag, Verlustängste spielen ganz klar eine Rolle. Beispiele: - Er nimmt neuerdings immer Hausschuhe und Gummistiefel aus dem Kindergarten mit heim, weil er Angst hat, sie kommen weg. - Ich musste mal einen Brief überbringen, hab gesagt, ich spiele Postbote "wer ist denn dann meine Mama, wenn du Postbote bist?" - Zitat "darf ich auch noch Rot und Grün als Lieblingsfarbe haben, wenn ich großer Bruder bin?" Und vieles, vieles mehr
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