k_ristina
Guten Abend Frau Henkes! Mein Sohn ist 4,5 Jahre alt und in seiner Kindergartengruppe ist ein Junge mit verhaltensauffäligem Verhalten (beschimpft Erzieherinnen, zerstört Sachen von anderen Kindern, setzt sich auf den Rücken anderer Kinder, stört,...) Mein Sohn spielt mit diesem Jungen und noch anderen Buben, da diese gleich alt sind wie mein Sohn. Leider übernimmt mein Sohn dieses negative Verhalten und benimmt sich zu Hause auch so bzw. redet so wie dieser Junge. Er sagt zu mir zB. ich bin ein Pupsgesicht; streckt mir seinen Po entgegen und sagt, dass er pupsen muss; seinem kleinen Bruder sagt er, dass dieser Sachen machen soll welche verboten oder gefährlich sind (mit dem Messer in den Tisch stechen, Wasser beim Esstisch ausschütten,..); er sagt Wörter die wir zu Hause nicht verwenden oder er redet mit mir und meinen Mann in einem wütenden und aggressiven Ton, obwohl wir ihm etwas ganz normal mittgeteilt haben.Heute hat er zu mir in einem Befehlston gesagt: "Mama, komm jetzt her, ich will dass du mir das Buch vorliest". Ich war geschockt, als er das zu mir gesagt hat, da es gar nicht kindlich war. Ich habe darauf geantwortet, dass ich bestimmt kein Buch vorlesen werde, wenn er so mit mir redet, da ich möchte, dass er "normal" redet, so wie ich mit ihm auch. Er hat dann weiter mit mir in seinem Befehlston geredet, aber das Buch habe ich nicht vorgelesen. Ich erkläre ihm, dass mir dieses Verhalten nicht gefällt und wir zu Hause so miteinander nicht umgehen bzw. nicht so reden und er damit aufhören soll, aber er lacht nur und sagt NEIN. Neulich hat er seine Cousine absichtlich geschubst und als ich im gesagt habe, dass er aufhören soll bzw. sie hat es auch gesagt, dann hat er aufgehört, hat es aber dann wieder gemacht. Er hört zwar mit seinem negativen Verhalten auf, wenn man etwas sagt, aber im Anschluss daran macht er wieder etwas Unpassendes. Er verhält sich so auch,wenn wir auf Besuch wo sind oder zu uns jemand kommt. Ich finde es einfach grauenvoll wenn er so mit uns und Anderen redet. Was kann ich noch machen bzw. zu ihm sagen? Ich habe das Gefühlt, dass er mir und meinem Mann nicht zuhört und auch nicht zuhören will, egal um was es geht. Aus einem liebevollen Kind ist plötzlich ein Kind mit "grauenhaftem" Benehmen geworden und ich findes es einfach nur noch schrecklich. Vielen Dank. LG Kristina
Guten Tag, Ihr Sohn übernimmt nicht einfach das unangemessene Verhalten des anderen Jungen. Vierjährige zeigen häufig Dominanzverhalten und versuchen, durch ein zur Schau getragenes Größenselbst zu imponieren. Damit versuchen sie, das Gefühl von Kleinsein und Abhängigkeit zu überwinden. Ihr Sohn nimmt den anderen Jungen als Vorbild, weil er in seiner eigenen psychischen Entwicklung unbewusst gerade mit diesem Thema beschäftigt ist. Vermutlich bewundert er zudem die Unerschrockenheit des anderen, der keine Konsequenzen zu befürchten scheint. Daher ist es wichtig, dass Ihr Sohn merkt, dass er mit seinem Verhalten zu Hause auf Grenzen stößt. Sie vermitteln ihm, dass Sie zu Hause anders miteinander umgehen. Er will ja auch nicht so behandelt werden. Versuchen Sie, möglichst gelassen zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen. Wenn Ihr Sohn zu aggressiv wird, können Sie ihn in sein Zimmer bringen, bis es ihm gelingt, die Provokationen zu unterlassen. Versuchen Sie, in Vielem großzügig zu sein. Sie müssen z.B. nicht auf jedes Schimpfwort reagieren. Bieten Sie Ihrem Sohn gleichzeitig die Möglichkeit, seine Qualitäten als "Großer" möglichst oft zu erleben und zu zeigen. Es gibt bestimmt Vieles, das er schon gut kann. Fördern Sie auch seine Versuche, ein guter großer Bruder zu sein. Seien Sie sicher, dass Ihr Sohn schon weiß, wie man sich angemessen benimmt. Das wird in der aktuellen Entwicklungsphase jedoch von wichtigen psychischen Prozessen überlagert. Wenn diese Phase überwunden ist, wird er wieder das Benehmen zeigen, dass Sie ihm vermittelt haben. Versuchen Sie, das Verhalten Ihres Sohnes nicht allzu schrecklich zu finden. Er ist noch ein kleiner Junge, der mit seinen inneren Impulsen kämpft und Ihre Unterstützung zur Bewältigung braucht. Er sollte an keiner Stelle das Gefühl bekommen, dass Sie ihn z. Zt. schrecklich finden. Dann könnte er unbewusst fürchten, dass Sie ihn weniger lieben. Das wäre eine zu große Belastung für ihn. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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