Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Bindung und Unterstützung

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Bindung und Unterstützung

Muschelnudel

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Hallo! Bei uns und unserem 20 M. alten Sohn haben sich die Ereignisse zuletzt überschlagen. Zuerst musste ich ihn total überstürzt abstillen aufgrund von plötzlich notwendiger Medikamenteneinnahme meinerseits, dann musste er(mit mir)3×jeweils 4 Tage ins Krankenhaus wegen Verdacht auf eine schwere Krankheit (konnte zum Glück ausgeschlossen werden). Dort hatte er 2 Eingriffe unter Vollnarkose, mehrere Eegs(ich war immer dabei, aber er wurde nunmal von mehreren Leuten fixiert und hat schrecklich geschrien )und eine schiefgelaufene Blutentnahme wo er über 15 Minuten 6 mal gestochen und festgehalten wurde. Die ganze Zeit hab ich seinen entsetzen,verzweifelten Gesichtsausdruck gesehen und seinen Blick wieso ich so etwas zulasse . . .! Er war schon im ersten Lj oft im Krankenhaus. Ins Krankenhaus kam er wegen seiner plötzlich nur noch hüpfenden Fortbewegung und Zuckungen(zum Auschluss neurologischer Erkrankung oder Hirntumor). Mein Kind interagiert gerne und gut mit uns ,wir haben viel Spaß, aber er ist etwas Verhaltensauffällig(hüpft teils ausschließlich, sortiert Gegenstände, extrem fixiert auf bestimmte Objekte ) Nun ist so so, dass ich mir Sorgen um die Bindung mache. Wird er das Erlebte überwinden können und sein ursprüngliches Vertrauen in mich wiederherstellen können? Wie kann ich ihn unterstützen? Er ist seitdem wütender, impulsiver als Früher, weint nachts.


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Hallo, erstmal danke für diese offene Frage und Darstellung. Bindung ist ein komplexes Thema (s. auch den Text auf dieser Seite) und wird von vielen Erfahrungen und Erlebnissen beeinflusst. Was wir aber sicher heute sagen können ist, dass Bindung immer wieder verbessert und verändert werden kann. Das heißt nicht, dass solche Erfahrungen, in denen die Eltern solche Dinge zulassen, ohne Wirkung sind. Sie machen etwas deutlich, was zur Entzauberung der idealisierten Eltern führt und sind damit Realität. Das Kind erfährt, dass auch die Eltern nicht alles Leid von ihm fernhalten können, und das ist schmerzlich. Aber es ist auch real, unvermeidbar und gehört somit zur Lebenserfahrung. Der Bindungsinhalt heißt dann nicht mehr, "meine Eltern können alles", sondern evtl. "meine Eltern tun alles ihnen Mögliche, um mein Leid zu verhindern". Dieser Bindungsinhalt ist weniger als das Ideal aber eben lebensnäher. Wenn Ihr Kind dieses Bild von Ihnen haben kann, dann würde ich das eine gute Bindung nennen. Was die möglichen Auswirkungen der Angststörung angeht, so müssen wir bewusste und unbewusste Wirkungen unterscheiden. Aber das ist ein anderes Thema. Dr.Ludger Nohr


Muschelnudel

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Nachtrag: ich selbst litt von Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter an einer schweren psychischen Erkrankung (geblieben ist mir davon bis heute eine Angststörung, die mein Sohn aber nicht mitbekommt) und mache mir manchmal Sorgen, dass mein Kind etwas geerbt haben könnte, obwohl das meiste davon wohl aufgrund meiner traumatischen Kindheit kam. . .


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