Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Autonomiephase überwältigend wie verhalten

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Autonomiephase überwältigend wie verhalten

BarbaraT

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Hallo Frau Henkes, Ich schreibe Ihnen bzgl meiner 31 Monate alten Tochter. 2021 ist viel passiert bei uns, Schwangerschaft, Ende Oktober kam ein kleiner Bruder, wir haben ein Haus gekauft, renoviert, sind damit weiter weg gezogen, somit auch neuer Kita, neue Freunde, usw. Unsere Tochter ist aufgeweckt, sprachlich extrem weit (vollständige, grammatikalisch korrekte Sätze, Warum Fragen haben auch begonnen), sehr empathisch aber auch sehr emotional. Ich bin auch überrascht wie gut sie schon "smalltalken" kann, z.b beim Telefonieren mit der Oma, Sachen wie: schau mal, wir haben schöne Blumen hier in der Vase, sie haben folgende Farben, wie findest du sie oder Oma, du schaust heute besonders schön aus. Wir sagen ihr sowas nie vor, das kommt von ihr, ...  Wir versuchen ihr immer auf Augenhöhe zu begegnen, viel vorzuleben, wir kommunizieren viel miteinander und mit ihr.  Nun zu meinem Anliegen. Ich weiß, dass Gefühlsausbrüche in der Autonomiephase überwältigend sein können fürs Kind. Und dass mit den vielen neuen Sachen unsere Tochter mit ihren nur 2 Jahren zu kämpfen hat. Dennoch beunruhigt mich das eine oder andere Verhalten bzw die Intensität.  Bsp nachts träumt sie sehr oft. Wacht schreiend auf und ist aufgelöst. Haut einen manchmal auch ins Gesicht, wenn man kommt und schreit  "geh weg". Wenn man ihr Raum gibt, weint sie noch bitterer. Wenn man bei ihr bleibt aber auch. Auch unterm Tag (wir versuchen die Zeit fair zu teilen mit Familienzeit zu viert und auch mal exklusiv Zeit mit mir oder meinem Mann) gibt es extrem viel Aneinandergeraten. Sie macht was sie nicht darf und schaut einen an, testend, wartend. Normales Verhalten vermutlich, aber das geht ausschließlich so, manchmal haben wir für Stunden keine andere Interaktion. Beim Essen kleckern. Beim Malen auf den Tisch kitzeln. Wir verbieten. Erklären. Holen aus der Situation. Je nachdem ist Schluss mit der Aktivität (bei Hunger darf sie aber z.b weiteressen, wenn sie sich beruhigt hat). Manchmal will sie kuscheln oder reden. Jetzt ist es oft passiert, dass sie mitten drin unvermittelt mir ins Gesicht schlägt. Einfach so. Ich bin beunruhigt, weil das Verhalten so extrem ist und ich Angst um eine Verstärkung habe. Ich reagiere natürlich auch immer öfters nicht richtig. Es ist noch der 2.5 monatige da, der Bedürfnisse hat und meist eh zurücksteckt. Gefühlt dreht sich gerade zu 75% alles um die kleine. Egal was ich mache, es wird mehr, schlimmer. Und die Nerven liegen langsam blank.  Haben Sie Tipps, wie man da reagieren kann. Wie man vielleicht die eine oder andere Spirale durchbrechen kann? Was wir tun können, um sie durch die Phase zu begleiten, ohne dass wir wie auch der Bruder komplett am Zahnfleisch daher kommen? Ich merke, wie mir langsam die Kraft fehlt, ich immer öfter laut werde. Falsch reagiere. Wenn dann. Kommt alles weg. Darf sie nie mehr. Etc. Vielen lieben Dank und schöne Grüße   


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter versucht offenbar derzeit alles, um nicht Ihre Aufmerksamkeit zu verlieren. Sie merkt, dass Sie sich viel um das neue Baby kümmern müssen und hat große Angst, dass sie entthront wird. Diese intrapsychischen Prozesse spielen sich mehr oder weniger immer ab, auch wenn Sie als Eltern versuchen, Ihrer Tochter diese Angst zu nehmen und einfühlsam auf sie einzugehen. Kinder versuchen oft, durch sog. negatives Verhalten Aufmerksamkeit zu erzielen. Das ist die effektivste Methode. Sie können also versuchen, dem schwierigen Verhalten weniger Aufmerksamkeit zu schenken und es weniger zu bewerten. Dann wird eben mal gekleckert oder der Tisch bemalt. Ich weiß, von außen sagt sich das leicht. Aber sie werden merken, wenn Ihre Tochter damit nicht mehr erfolgreich ist, wird sie dieses Verhalten aufgeben können. (So etwas machen übrigens auch Kinder in diesem Alter, die keine Geschwister bekommen haben.) Es geht in der Autonomiephase ja genau um das Grenzen testen. An anderer Stelle benötigt Ihre Tochter dann natürlich mehr Aufmerksamkeit, wie Sie ihr die zu geben versuchen. Beim nächtlichen Aufwachen mit Schreien und Schlagen geht es sicherlich nicht um Grenzen. Ihre Tochter hat unbewusst im Schlaf derzeit viel zu verarbeiten. Möglicherweise geht es da gerade um das Bedürfnis nach Nähe und die Angst vor Distanz. Daher zeigt sie diese widerstreitenden Reaktionen. Ich finde es schwierig, ein zweijähriges Kind mit diesen Gefühlen "wunschgemäß" in Ruhe zu lassen. Vielmehr gehe ich davon aus, dass es meist ein Schreien nach Nähe und Körperkontakt ist. Könnte Ihre Tochter denn bei Ihnen im Bett weiterschlafen, trotz der Aufmerksamkeit, die Ihr Säugling nachts intensiv benötigt? Sie alle sind ja noch in der Eingewöhnung in die neue Situation zu viert. Das ist für alle sehr anstrengend. Mehr Gelassenheit entsteht häufig, wenn man mal eine zeitlang "fünfe gerade sein" lassen kann. Es soll doch erstmal allen möglichst gut gehen. Die neue Struktur findet sich dann schon mit der Zeit. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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