Der geplante Kaiserschnitt

mama mit neugeborenem

© Adobe Stock, nataliaderiabina

Medizinisch spricht man von einem geplanten ("primären") Kaiserschnitt, wenn die Entscheidung zur Operation getroffen wird, solange die Geburt noch nicht begonnen hat.

Der Zeitpunkt liegt also bevor die Mutter echte "muttermundwirksame" Wehen hat, und bevor die Fruchtblase geplatzt ist. Zu den geplanten Kaiserschnitten zählt auch der Wunschkaiserschnitt, wenn sich eine Mutter ohne medizinische Notwendigkeit für eine Operation entscheidet. Ein ungeplanter Kaiserschnitt hingegen ergibt sich meist aus einer Notsituation während der Geburt, weil beispielsweise die optimale Versorgung des Babys nicht mehr gewährleistet ist oder aber die Geburt einfach nicht vorwärtsgehen will.

Indikationen für einen geplanten Kaiserschnitt

  • Geburtsunmögliche Lage des Babys:
    Bei einer Querlage ist der Kaiserschnitt notwendig. Bei einer Beckenendlage, wenn das Baby mit dem Popo voran auf die Welt kommt, liegt es im Ermessen der Ärzte.
  • Vorerkrankungen der Mutter:
    z.B. schwere Wirbelsäulenverletzung, HIV-Infektion, Herpes genitalis machen einen Kaiserschnitt nötig.
  • Plazenta praevia:
    Wenn die Plazenta den Muttermund ganz oder teilweise blockiert, ist es unmöglich, dass das Kind auf normalem Weg geboren werden kann.
  • Vorangegangener Kaiserschnitt:
    Grundsätzlich gilt nicht automatisch "einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt" (siehe Auswirkungen auf weitere Schwangerschaften). Nach zwei oder mehr Kaiserschnitten wird normalerweise aber wieder eine Schnittgeburt folgen.
  • Missverhältnis Kind - mütterliches Becken:
    Wenn das Köpfchen des Kindes für das mütterliche Becken zu groß ist oder aber das Kind insgesamt sehr groß und schwer ist und deshalb nicht durch das mütterliche Becken passt. Hier sollte aber nicht vorschnell gehandelt werden, da sich sowohl Kopf wie auch Becken während der Geburt sehr stark verformen können.
  • Frühchen:
    Sehr kleine Babys würden durch die Strapazen einer natürlichen Geburt zu sehr gefährdet.
  • Mehrlingsgeburten:
    Bei Zwillingsgeburten, wenn die Kinder günstig liegen, wird nicht automatisch ein Kaiserschnitt durchgeführt. Bei drei oder mehr Kindern liegt die Indikation aber meistens schon darin, dass sie zu früh auf die Welt kommen.
  • Angst vor einer spontanen Geburt
    z.B. wegen eines vorausgegangenen Geburtstraumas. Auch psychische Faktoren sind als medizinische Indikation anerkannt.

Der optimale Zeitpunkt für den geplanten Kaiserschnitt

Ein geplanter Kaiserschnitt wird in der Regel ein bis zwei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin angesetzt. Man möchte damit vermeiden, dass die Geburt bereits auf natürliche Weise angefangen hat. Andererseits soll das Baby möglichst lange im Bauch der Mutter bleiben, damit es bei der Geburt reif ist und keine Anpassungsschwierigkeiten hat. Aus diesem Grund wird die Mutter sehr genau untersucht und der Entbindungstermin, falls der Zeitpunkt der Zeugung ungewiss ist, im Zweifel eher nach hinten geschoben.

Wann wird über den geplanten Kaiserschnitt entschieden?

Einige Indikationen wie eine Plazenta praevia, eine Mehrlingsschwangerschaft oder vorangegangene Kaiserschnitte stellen sich oft schon früh in der Schwangerschaft heraus. Häufig ist aber eine ungünstige Geburtslage der Grund. Hier wird die Entscheidung so lange wie möglich hinausgezögert, da man abwarten möchte, ob sich das Kind nicht doch noch in die richtige Position mit dem Kopf voraus begibt. Für die werdende Mutter ist es aber meist leichter, wenn sie genügend Zeit hat, sich mit dem Gedanken an einen Kaiserschnitt anzufreunden, und sich von dem Wunsch nach einer natürlichen Geburt in Ruhe verabschieden kann.

Warum nicht warten, bis die Geburt von selber einsetzt?

Viele Frauen empfinden es als unnatürlich, willkürlich über den Zeitpunkt der Geburt zu bestimmen. Sie würden lieber warten, bis ihr Baby von sich aus das Signal gibt "ich bin bereit". Aus medizinischer Sicht ist ein Kaiserschnitt aber schwieriger durchzuführen, wenn die Wehen erst einmal richtig eingesetzt haben, das Baby sich ins Becken gedreht hat oder die Fruchtblase geplatzt ist. Hinzu kommt die Gefahr, dass es ganz unvermutet losgehen kann und dann in aller Eile ein Notkaiserschnitt gemacht werden muss. Ein Kaiserschnitt unter geplanten Bedingungen, mit einem gutausgerüsteten Team von Arzt, Anästhesist, Hebamme und Kinderarzt, und eine ausgeschlafene, fitte Mutter ist aber für alle Beteiligten besser als eine Notoperation unter Zeitdruck. Das hat nicht nur damit zu tun, dass Ärzte und Schwestern nicht nachts oder am Wochenende arbeiten wollen, wie ihnen oft vorgeworfen wird. Auch Komplikationen bei Mutter und Kind sind wesentlich seltener, wenn die OP ohne Hektik nach Plan verlaufen kann.

Kaiserschnitt so spät wie möglich

Kritiker haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Kinder nach geplantem Kaiserschnitt mehr Anpassungsschwierigkeiten hätten, als Kinder, die nach Wehenbeginn per Notkaiserschnitt auf die Welt kommen. Sie begründen dies damit, dass das Kind quasi unvorbereitet zur Geburt gedrängt wird. Untersuchungen haben aber inzwischen gezeigt, dass dies wohl eher mit dem Termin zu tun hat. Kinder, die nach Beginn der Wehen auf die Welt kommen, sind eben meistens "reif". Entsprechend ist man deshalb dazu übergegangen, den Zeitpunkt des geplanten Kaiserschnitts so lange wie möglich hinauszuzögern. Viele Kliniken legen den OP-Termin inzwischen auf 7 bis 5 Tage vor dem errechneten Entbindungstermin.

Kaiserschnitt vermeidbar?

Einige der obengenannten Indikationen wie eine Querlage, eine Plazenta praevia oder auch eine Herpes- oder HIV-Erkrankung der Mutter machen eine Operation zwingend notwendig. In den meisten Fällen ist die Empfehlung zum Kaiserschnitt aber eine reine Vorsichtsmaßnahme und liegt im Ermessen des Arztes.

Wenn Sie beispielsweise bei einer Zwillingsschwangerschaft oder einer Beckenendlage eine natürliche Geburt versuchen möchten, sollten Sie sich frühzeitig nach einer Klinik umsehen, die Erfahrungen in diesem Bereich hat und - selbstverständlich nach Abwägung aller Risiken - bereit ist, Ihrem Wunsch nach Möglichkeit nachzukommen.

Zuletzt überarbeitet: Februar 2019

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