Hallo Biggi!
Meine Tochter Rebekka wird nächste Woche 6 Monate alt und ich möchte dann beginnen zuzufüttern. Allerdings bekomme ich von allen Seiten Ratschläge, wie damit beginnen soll. Ich weiss jetzt gar nicht mehr, was ich machen soll. Mittags mit Obst oder am Abend mit Karotte? In den ganzen Broschüren von Hipp, Alete und so weiter stehen auch verschiedene Dinge drin. Für einen brauchbaren Ratschlag wären wir sehr dankbar!
Bis bald
Susanne und Rebekka
Mitglied inaktiv - 25.02.2002, 22:21
Antwort auf:
Zufüttern
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Liebe Susanne,
die Empfehlung für die Einführung der Beikost lautet (inzwischen auch für nicht gestillte Kinder), dass erst ab dem vollendeten sechste Lebensmonat mit fester Nahrung ergänzend zur Muttermilch (bzw. künstlicher Säuglingsnahrung) begonnen werden sollte. Doch auch dann sollte nicht nur der Kalender, sondern das Kind angeschaut werden.
Ein Baby ist bereit für Beikost, wenn die folgenden Anzeichen erkennbar sind:
• es ist in der Lage aufrecht zu sitzen,
• der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
• es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
• es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür,
• es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt.
Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Eine zu frühe Einführung der Beikost ist nicht sinnvoll, da dadurch der Organismus des Kindes überfordert werden kann, vor allen der Darm und die Nieren des Kindes können überlastet werden und außerdem erhöht eine zu frühe Einführung der Beikost das Allergierisiko.
Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.).
Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Nicht zuletzt wegen der durch die Muttermilch verbesserten Aufnahme verschiedener Nährstoffe aus der Beikost ist es sinnvoll in direkter Kombination mit der Beikost zu stillen.
Im ersten Lebensjahr braucht ein Baby noch keine reichhaltige Speisekarte mit viel Abwechslung, weniger ist hier mehr und wie oben schon gesagt, kann und soll das Kind weiterhin nach Bedarf gestillt werden, gleich wie alt es ist und wieviel Beikost es bereits bekommt.
Bei einem Kind das bereits Beikost erhält, gilt, dass die Muttermilch weiterhin ausreicht, um seinen Flüssigkeitsbedarf zu decken, wenn es weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Allerdings ist es empfehlenswert parallel zur Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen (Wasser ist das optimale Getränk für Kinder wie für Erwachsene).
Welche Mahlzeit Du als erstes einführst, bleibt dir überlassen. Orientiere dich an eurem Alltag und euren Essgewohnheiten, denn schließlich ist es das langfristige Ziel, dass euer Kind am Familientisch mitessen soll. Solange deine Tochter noch mindestens drei Mal täglich gestillt wird, braucht sie keine andere Milch und auch keinen Milchbrei.
Viele Tipps über das Was - Wann und Wie der Beikost und einige Rezepte zum Selberkochen findest Du in dem Infoblatt „Babys erste feste Nahrung" der La Leche Liga, das Du bei der LLL oder jeder LLL-Stillberaterin bestellen kannst.
Ich hoffe, dir etwas weitergeholfen zu haben.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 26.02.2002
Antwort auf:
Zufüttern
Hallo Biggi!
Danke für Deinen ausführlichen Tip! Endlich mal jemand, der mir nicht sagt dass ich ab dem 4. Monat zufüttern muß. Bei Dir klingt es richtig einfach. Ich werde mein Glück versuchen. Mal sehen, ob meine Hübsche schon bereit ist, was anderes als Muttermilch zu essen.
Vielen Dank und liebe Grüsse
Susanne und Rebekka
Mitglied inaktiv - 27.02.2002, 12:01