Frage: „Zufüttern bis er satt ist“?

Liebe Frau Welter, mein Sohn wird am Donnerstag 4 Monate alt und hat heut bei der U4 nur 5.100g auf die Waage gebracht. Sein Gewicht war schon ein Thema, bevor er geboren wurde: er wurde eingeleitet, weil man eine Plazentainsuffizienz vermutete. Dann war er aber doch 500g schwerer als geschätzt: 3.180g. Er hat sein Geburtsgewicht nach 14 Tagen überschritten, wir mussten aber ab seinem 7. Lebenstag zufüttern, da sein Bilirubin-Wert erhöht war und er nach dem Mekonium 12 Tage keinen Stuhlgang hatte. Der kam dann, nachdem er bei der Kinderärztin einen kleinen Einlauf bekommen hatte. Wir haben uns direkt Hilfe bei einer IBCLC-Beraterin geholt, die seitdem sein Gewicht mit uns zusammen überwacht und seine Zufütterung regelt. Sein Gewicht lief dann konstant entlang der 3%-Perzentile und mehrmalige Versuche, die Zufütterung zu reduzieren, waren mal erfolgreich und wurden mal abgebrochen, weil er zu wenig zu- oder sogar etwas abgenommen hat. Ich habe Milch abgepumpt, um meine Produktion zu steigern, nehme Bockshornkleekapseln und trinke viel alkoholfreies Bier, einfach weil ich das Gefühl hatte, das hilft. In den letzten Wochen war ich dann sehr zuversichtlich und hatte beim Stillen das Gefühl, es klappt richtig gut: er hat beim schlucken immer gegluckst und ich musste meist nach 10-15 Minuten ein Bäuerchen machen lassen, danach war er dann zufrieden. Er wirkt so fröhlich und strahlt viel. Seine Motorik entwickelt sich wunderbar, er kann sich schon vom Bauch auf den Rücken drehen. Allgemein ist für mich einfach nicht vorstellbar, dass ihm irgendwas fehlt, aber die Kinderärztin ist so besorgt, dass wir jetzt so viel zufüttern sollen, „wie er nimmt“. 10-15 Minuten an der Brust und dann Fläschchen, bis er den Kopf wegdreht. Auf meinen Einwand, dass er meist schon an der Brust nach 10-15 Minuten den Kopf wegdreht, erwiderte sie, dass dann bestimmt nichts mehr komme und er das deshalb tue. Er trinkt nur noch alle 3-4 Stunden und wirkt allgemein viel zufriedener als noch vor ein paar Wochen. Ich bin so frustriert. Ich hatte das Gefühl, es geht richtig gut und jetzt denke ich, wir haben ihn sein ganzes Leben hungern lassen. Gibt’s stillfreundliche Alternativen zum vorgeschlagenen Vorgehen der Kinderärztin? Zum Zufüttern: wir haben mit 120ml/Tag übers Brusternährungsset angefangen, dann mehrmals schrittweise bis auf 30ml/Tag reduziert und sind aktuell wieder bei 90ml/Tag, die er komplett abends vom Papa übers Fläschchen bekommt (da ich bald wieder arbeiten muss und er das Fläschchen nicht verlernen soll). Nach dem Fläschchen nuckelt er meist nur noch kurz an meiner Brust und schläft dann ein.

von laurapoiema am 22.08.2023, 18:44



Antwort auf: „Zufüttern bis er satt ist“?

Liebe laurapoiema, was genau hat dein Kind denn zugenommen in den letzten Wochen? Aus der Distanz kann ich dir jetzt keinesfalls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Außerdem solltest du unbedingt SOFORT Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen, dass Dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, deinem Baby eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen. Probier es mal aus! Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 22.08.2023



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