Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Vom Zufüttern zum Vollstillen - gibt es hier noch eine Möglichkeit?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Vom Zufüttern zum Vollstillen - gibt es hier noch eine Möglichkeit?

Inimini

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Liebe Biggi, mein Sohn ist jetzt knapp sechs Wochen alt, und ich würde gerne, wenn möglich, voll stillen. Aber vielleicht kurz von Anfang an: Leider hatten wir einen etwas schwierigen Start, und so musste mein Sohn direkt nach der Geburt auf die Neonatologie und dort auch für eine Nacht bleiben. Wir konnten also nicht gleich bonden, und ich konnte ihn auch nicht direkt an die Brust legen. Auf der Neonatologie wurde ihm natürlich Pre-Nahrung gegeben, und ich habe versucht, wenige Milliliter Kolostrum über die Pumpe zu gewinnen. Leider klappte anschließend, vor allem wahrscheinlich auch aufgrund meiner unzureichenden Erfahrung, das Stillen anfangs nicht, und er nahm in der Folge zu viel ab. Zeitgleich stieg leider auch der Bilirubinwert an, sodass wir zufüttern mussten.   Dadurch haben wir fast eine Woche im Krankenhaus verbracht und via Feeder anfangs zu jeder Mahlzeit wenige Milliliter zugefüttert.   Endlich zu Hause habe ich wieder versucht, voll zu stillen. Da mein Sohn aber nicht genug zunahm, wurde mir geraten, nach dem Stillen teilweise mit der Flasche zuzufüttern. Auch hier wurde vor gut einer Woche die Menge, die wir zufüttern, von circa 100 ml pro Tag auf circa 200 ml pro Tag, aufgeteilt auf 3–4 Stillmahlzeiten (zwischen 45–100 ml), nachgebessert. Die letzte Zunahme innerhalb einer Woche war dann sehr positiv mit 310 g. (Startgewicht bei der Geburt am 3. Februar: 3040 g, Größe: 51 cm; Gewicht am 17. März: 3820 g; Größe: ca. 55 cm) Aktuell kommen wir meist auf 6–7 Stillmahlzeiten pro Tag. Nachts hat er eine etwas längere Schlafphase von bis zu fünfeinhalb Stunden (im Schnitt 4 Stunden nach der letzten Flaschenzufütterung des Tages), und tagsüber versuche ich, ihn alle zwei bis maximal drei Stunden anzulegen. Beim Stillen biete ich zuerst eine Brust für 10 Minuten an, dann die andere für 10 Minuten und anschließend noch einmal beide Brüste für einige Minuten, um die Milchproduktion zu steigern. So kommen wir bei einem Stilldurchgang mit anschließender Flasche auf rund 1,5 Stunden. Daher schaffen wir auch keine weiteren Mahlzeiten, sonst würde ich ja de facto durchstillen.   Ich habe heute auch eine elektrische Pumpe besorgt, um meine Milchproduktion vielleicht noch mehr anzuregen. Aber wann ich diese einsetzen soll, weiß ich auch nicht genau.   Teilweise trinkt er zwar „normal“ (aber meist nur ca. 3 Minuten), danach jedoch sehr langsam, und ich muss immer aufpassen, dass er nicht einschläft. Ich ziehe ihm aktuell zum Stillen auch öfter ein paar Sachen aus und mache es ihm ungemütlicher – so trinkt er meiner Meinung nach besser und schläft nicht so schnell ein. Was mir auch aufgefallen ist: Er trinkt am Morgen oder Vormittag besser und kontinuierlicher als später am Tag.   Aktuell wurde mir geraten, noch zwei Wochen das aktuelle Programm weiter zu verfolgen.   Soweit der aktuelle Stand. Nun meine Fragen dazu: - Ist es aus deiner Sicht noch möglich, dass ich ein volles Stillen erreiche? Also von den 200 ml Pre-Nahrung wegkomme?   - Wie kann ich ein effektiveres Saugen und Trinken ermöglichen, sodass sich die Dauer der Mahlzeiten verkürzt?   Da mein Sohn leider auch ein Schreibaby ist, bin ich zwischendurch ziemlich am Verzweifeln und am Ende. Daher habe ich auch Bedenken, ob ich mir mit dem Abpumpen etc. nicht noch mehr aufhalse, wodurch die Milchmenge durch den Stress vielleicht eher zurückgeht.   Ich bin für eine Einschätzung sehr dankbar und nehme jeden Tipp gerne an. Ich habe auch für einen Überblick die Stillmahlzeiten getrackt – diese kann ich gerne noch nachreichen.   Vielen lieben Dank schon einmal und ganz liebe Grüße Inimini


Biggi Welter

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Liebe Inimini,   die Milchmenge kannst du ganz sicher steigern, wichtig ist es allerdings, dass dein Baby korrekt trinkt an der Brust. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen. Du solltest deshalb wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört. Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Auch kannst du zunächst sicherlich zusätzlich abpumpen, um die Milchmenge zu erhöhen. Welche Pumpe benutzt du denn? Verwendest du ein Doppelpumpset? Bitte wende dich an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby wieder an die Brust führen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Auch ich bin jederzeit für dich da und stehe dir gerne zur Seite! Ich bin sicher, dass du wieder zum Vollstillen kommen kannst, aber es braucht kompetente Hilfe und Geduld! Lieben Gruß Biggi


Inimini

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Liebe Biggi,    danke für deine super rasche Rückmeldung. Ich hab mir das Medela Symphony Doppelpumpset in der Apotheke ausgeliehen und will heute mit dem Pumpen starten.  Wie gehe ich hier am besten vor?  Soll ich nach dem Stillen pumpen um die Brust ganz zu entleeren? Liebe Grüße  Inimini  


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Inimini,   nach Möglichkeit solltest du zunächst keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat und sie Milchmenge wird gesteigert. Probiere das mal aus und melde dich gerne nach dem Wochenende! Lieben Gruß Biggi


Inimini

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Liebe Biggi,  ich hab versucht meine Milchmenge zu steigern. Das hat gefühlt auch geklappt. Leider ist der Mann nach dem Stillen an der Brust nie zufrieden bzw. satt. Ich wechsle oft die Seite und auch nach 30-40 Minuten in denen er meiner Meinung nach gut trinkt wirkt er nicht satt. Vl liegt es auch daran dass er aktuell relativ wenige Stillmahlzeiten pro Tag hat und daher eher große Mengen auf einmal trinkt. Ist das möglich? Soll ich die Milchmenge nochmal steigern?    Danke und liebe Grüße    


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