Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Vollstillen nach Zufüttern

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Vollstillen nach Zufüttern

Sanna310

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Liebe Biggi, mein zweiter Sohn und ich hatten leider einen richtig schweren Kampf, was das stillen anbelangt. Trotz Stillberatung und toller Unterstützung meiner Hebamme, haben wir es nicht ganz geschafft, voll zu stillen. Dennoch bin ich froh, am Ball geblieben zu sein und nicht komplett aufgegeben zu haben. Er ist nun vier Monate alt, wiegt 7,5 kg und ist ein fröhliches Kerlchen. Nun zahnt er seit zwei Wochen, bis dahin habe ich morgens, Vormittag, abends und nachts gestillt, mittags hat er 2-3 Flaschen bekommen. Seit ein paar Tagen lehnt er jedoch die Flaschen komplett ab. Ist ja ein Grund zur Freude... er trinkt aber wirklich extrem schlecht, ich war schon zweimal beim Kinderatzt um eine Dehydrierung auszuschließen.. er hat zudem 90g abgenommen, was laut Kinderarzt bei seinem Gewicht nicht so tragisch sei und ich solle ihn einfach oft anlegen. Das versuche ich auch, aber manchmal verweigert er auch die Brust. Dann wird sehr doll geschrien, der Kopf weggedreht und sich total aufgeregt (was auch anfangs unser Problem war). Die ganzen Zahnungshelferchen haben wir ausprobiert... Die Flaschen lehnt er aber nun konsequent ab! Wie schnell wird sich meine Milchmenge wieder steigern? Was kann ich tun, damit er schnell an der Brust statt und zufrieden ist? Wird das klappen, die zwei, drei Flaschen schnell durch die Brust zu ersetzen?? Danke und viele Grüße, Sandra


Biggi Welter

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Liebe Sandra, wenn ein Kind abnimmt, braucht es Nahrung und kannst nicht so schnell drei Flaschen ersetzen. Im Moment würde ich versuchen, mit einer alternativen Fütterungsmethode Nahrung zu geben, probiere es mal mit der Becherfütterung. Wenn Du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst Du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt. Ansonsten solltest Du weiter versuchen, die Milchmenge zu steigern. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Außerdem solltest Du unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen. Probier es mal aus! LLLiebe Grüße Biggi


Sanna310

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Liebe Biggi, ganz lieben Dank für deine ausführliche und schnelle Antwort! Ich bleibe am Ball und habe mir zur Kontrolle mal eine Waage geliehen, Kontakt zu meiner Hebamme besteht auch noch, sie kann ich auch nochmal kontaktieren, falls es nötig wird. Viele Grüße, Sandra


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