Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie komme ich vom Zufüttern weg und bekomme mein Baby trotzdem satt?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie komme ich vom Zufüttern weg und bekomme mein Baby trotzdem satt?

erdbaerchi

Hallo! Am 23.01.2013 kam mein Sohn auf die Welt. Bereits im Krankenhaus hat das Stillen nicht wirklich geklappt, da ich Hohlwarzen habe. Das Thema Zufüttern kam schon im Krankenhaus auf, als der Kleine über 10% Körpergewicht verloren hatte. Geboren wurde er mit 54 cm und 3955 g, bei unserer Entlassung wog er knapp 3600 g. Gestillt habe ich von Anfang an mit einem Stillhütchen - was meiner Meinung nach auch ganz gut funktionierte. Das Problem war irgendwann, dass er beim Stillen sehr schnell eingeschlafen ist und ich ihn auch nicht mehr dazu bekommen habe weiter zu trinken. Mit 3 Monaten wog der Kleine dann knapp 5000 g auf eine Körpergröße von 64 cm. Da bestand dann laut meiner Hebamme und der Tabelle im gelben Heft Handlungsbedarf und wir haben angefangen Pre Nahrung zuzufüttern. Ich habe dann versucht den Kleinen vom Stillhütchen zu entwöhnen mit dem Ergebnis, dass er weder mit noch ohne an der Brust trinken wollte. Daraufhin habe ich mir eine elektrische Milchpumpe geholt und abgepumpt und die Milch mit der Flasche gefüttert. Da uns beiden die Nähe gefehlt hat, habe ich öfters mal probiert den Kleinen doch wieder anzulegen und irgendwann hat es auch geklappt, jetzt trinkt er ohne Stillhütchen an der Brust und schläft auch nicht mehr so schnell ein. Allerdings reicht die Milchmenge jetzt nicht mehr. Beim Abpumpen bekomme ich insgesamt zwischen 80 und 130 ml zusammen. Trinken möchte er aber immer zwischen 200 und 250 ml. Eine Zeit lang habe ich im 4-Stunden-Takt gestillt (das ist so ungefähr die Zeit in der er sowieso Hunger hat) und dazwischen immer abgepumpt, um die Milch mit der Flasche zuzufüttern. Allerdings ist das wirklich sehr stressig für mich, da ich selbst nachts alle 2 - 3 Stunden zum Pumpen aufgestanden bin - obwohl der Kleine von 19 Uhr bis 3/4 Uhr durchschläft. Jetzt pumpe ich nicht mehr ab, sondern lege ihn halt manchmal schon nach drei und spätestens nach vier Stunden an. Danach gibt es dann ein Fläschchen mit Pre Nahrung. Da trinkt er im Schnitt nochmal 80 - 100 ml. Ich weiß nicht, ob er jetzt satt wird. Außerdem würde ich so gerne wieder von der Pre Nahrung wegkommen und wieder vollstillen. Ich trinke schon den Stilltee und habe diese More Milk Kapseln zur Steigerung der Milchmenge, aber ich habe das Gefühl, je mehr ich mache, desto weniger wird die Milchmenge. Was kann ich noch tun? Sollte ich lieber wieder zwischendurch abpumpen? Woher weiß ich, ob er jetzt satt wird? Wenn ich ihm eine komplette Stillmahlzeit gebe, dann trinkt er danach aus der Flasche noch soviel Pre Nahrung wie ich ihm gebe – das könnten 100 ml, 200 ml oder auch 250 ml sein und danach spuckt er viel. Vielen lieben Dank schon mal für eine Antwort! Liebe Grüße - erdbaerchi


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe erdbaerchi, da Du ja bereits zusätzliche Nahrung gibst, sollte diese nur langsam wieder reduziert werden. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihr einen Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deiner Maus geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird sie ganz sicher einen Schub machen, und womöglich bessert sich dann auch ihr Appetit!! Probier es mal aus! LLLiebe Grüße, Biggi


Jendriks_Mama

Hey, Eine ähnliche Geschichte habe ich auch hinter mir! Pass auf, 2 Tipps, die höchstwahrscheinlich wirken: 1. Nimm Dir ein Wochenende komplett frei. Lass Dir alle Pflichten abnehmen und kuschel Dich mit Baby ins Bett, am besten mit möglichst wenig Kleidung! Dort wird geschmust, gewickelt und eben auch viel gestillt. Der Papa versorgt Dich mit leckerem Essen und darf sich natürlich darzulegen. Sinn des Ganzen ist es, dass Deine Milchproduktion auf Hochtouren kommt. Dazu ist Hautkontakt genauso wichtig wie Ruhe und genügend Kalorien. Tipp 2: Familienbett! Lass ihn nachts neben Dir schlafen. Ihr braucht zum stillen gar nicht richtig wach werden. Während beider "Maßnahmen" darfst Du natürlich nicht zur Pre greifen. Einfach immer und immer wieder bei Bedarf anlegen! Viel Erfolg! !!! :-)


Lulus-Mom

Guten Abend- Du hast ja schon Antworten bekommen, ich weiß nicht, ob Du noch mehr Input gebrauchen kannst. Zu meinem Hintergrund: Schwieriger Stillstart nach Not-Kaiserschnitt, im Krankenhaus hieß es "Flachwarzen, zufüttern" (habe ich mich geweigert, trotz mehr als 10% Gewichtszunahme), allerdings, da ich mich nach der OP kaum bewegen konnte, auch Stillhütchen (ohne bekam ich das Anlegen nicht hin). Mein Sohn hat 6 Monate (ziemlich genau) nie ohne Stillhütchen gestillt (ich habe alles probiert). Er hat die ersten 4 Monate nie genug zugenommen (jedenfalls am Maßstab gelbes Heft gerechnet), aber in meinem Fall jede Pre-Nahrung verweigert. Ich habe seit dem er 10 Wochen alt war alle 2 Stunden gestillt (Tag und Nacht mit Wecker), zusätzlich täglich 250ml abgepumpt und das in Mini-Portionen von 50 ml auch zugefüttert, erst Becher, später Flasche. Ergebnis: Das ständige Anlegen und zusätzliche Pumpen hat die Milch schießen lassen. Ich hatte mehr Milch, als er trinken konnte und habe viel eingefroren. Mein Sohn hat leider dennoch immer "nicht genug" zugenommen, im Alter von knapp vier Monaten hat dann (endlich) ein Ernährungsmediziner festgestellt, es sei wohl genetisch... Wir haben dann früh (aber langsam und ohne Druck) mit Beikost angefangen und im Alter von 6 Monaten ließ er die Hütchen auf einmal von alleine weg... Mit 7 Monaten aß er auf einmal richtig viel Brei. Wir stillen immer noch, er wird jetzt 8 Monate, kein Ende in Sicht. Mittlerweile nimmt er für sein Alter "zu viel" zu... Er holt also auf. :) Letzter Tipp, wenn Du für eine Weile Zufüttern musst (Beikost war für mich auch nichts anderes am Anfang), versuche nicht traurig zu sein und nicht zu denken, dass sei eine Unzulänglichkeit deinerseits. Meiner Erfahrung nach ist "entspannen" fast so wichtig wie "pumpen". Ich weiß, das ist ungeheuer schwer. Lieben Gruß, Lulus-Mom


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