Liebes Expertenteam (aber auch gerne alle anderen :-)),
am Anfang habe ich noch versucht, mich damit zu beruhigen, dass jedes Kind so eine oder ähnliche Phase hat und nicht so schnell "verhungert".
Aber jetzt frage ich doch besser nach, bevor ich aus Verzweiflung einen Groll auf unseren Sohn habe und schon bei dem Gedanken an Essen geben, die Krise kriege. Ich möchte nicht, dass ich diese Gefühle auf ihn übertrage und alles noch schlimmer mache.
Nun aber endlich zu meinem Problem ;-).
Unser Sohn ist 16 Monate alt. Ich habe die ersten 9 Monate gestillt und mit einem halben Jahr habe ich angefangen, Beikost dazu zu geben. Beim Stillen war er ein guter Esser und war mit seinem Gewicht immer an der oberen Grenze!
Nun bekommt er abends eine Flasche mit ca. 200 ml und morgens mit ca.150 ml 1er Milch. Diese trinkt er gerne und problemlos.
Alle anderen Mahlzeiten sind in meinen Augen ein Kampf, der für beide Seiten anstrengend und nervenaufreibend ist.
Ich versuche bei jedem Essen etwas zu finden, dass unser Sohn gerne isst, aber das scheint sich jeden Tag zu ändern. Die einzige Konstante ist Fruchtjoghurt (Hipp).
Er isst kaum etwas und spuckt die "Angebote" relativ schnell aus und fängt demonstrativ an zu würgen. Je nach Konsistenz ist das eine Riesenschweinerei!
Zwischendurch sollte ich erwähnen: Unser Sohn hat jetzt sechs Zähne und hat immer noch einen Widerwillen gegen Stückchen im Essen. Ich versuche es immer wieder und es ist auch schon etwas besser geworden.
Das Nahrungsangebot ist vielfältig. Brot (verschiedene Sorten ohne Rinde), Obst (püriert oder als kleine Stückchen, z.B. Banane oder Kakifrucht usw.), Brei, Pudding, Kindermüsli, Gläschen zum Mittag (teilweise noch 4.Monatsgläschen wegen der Stückchen, dann wegen des Geschmacks für das 1.Jahr im Original, dann wieder püriert, weil es gar nicht ging), selbst gekochte Möhren, Kartoffeln, Nudeln mit Soße usw.
Dazu trinkt er Wasser, was auch gut klappt (also nichts Sättigendes).
Nun meine Fragen:
- Wieviel und was braucht ein ca. 11,5 kg schwerer Junge in dem Alter?
- Lieber mehrere kleine Mahlzeiten oder doch eher seltener und größere Mahlzeiten?
- Was soll ich tun? Es weiter versuchen oder nach der ersten Verweigerung aufhören bis er "richtig" Hunger hat?
- Schmeckt es ihm nicht oder sind das Machtspielchen?
Es ändert auch nichts, ob er alleine oder wie meistens mit uns gemeinsam isst.
Die Phase dauert nun schon 1 bis 2 Monate und er bekommt beim kleinsten Anzeichen von Zahnschmerzen Osanitkügelchen und Dentinoxcreme.
Unser Sohn ist sehr interessiert und spielt viel lieber, als in seinem Stuhl zu essen. Andere Kinder finden Essen ja spannend, er aber eher als lästiges Übel, zumindest scheint es so.
Wir haben auch schon versucht, ihm währenddessen ein Spielzeug zu geben, aber sollte das nicht vom Essen getrennt werden?!
Ich hoffe, sie können mir weiterhelfen.
Herzlichen Dank.
Viele Grüße,
Tine
von
Tine18
am 24.01.2013, 10:14
Antwort auf:
Was braucht mein Sohn an Nahrung?
Liebe Tine,
es freut mich sehr, dass Sie sich an uns wenden.
Es zehrt an den Nerven, wenn das Essen des Nachwuchses nicht so klappt wie es sollte. Ich kann Sie da sehr gut verstehen.
Wenn ich Ihren Beitrag lese, fallen mir sofort ein paar Wörter ins Auge: „…Verzweiflung… Problem …. Kampf …. nervenaufreibend … fängt demonstrativ an zu würgen … Riesenschweinerei … lästiges Übel“
Das Thema Essen ist bei Ihnen - verständlicherweise - negativ besetzt. Sehen Sie das Essen bitte nicht so sehr als Problem oder Kampf an. Wie Sie schon selbst erkannt haben, kommen Sie damit keinen Schritt weiter. Das überträgt sich nur auf Ihren Kleinen und er sträubt sich unbewusst dagegen. Kinder haben hier ein ganz feines Gespür.
Als Tipp möchte ich Ihnen deshalb ganz offen ans Herz legen: „Machen“ Sie mal gar nichts. Wollen und versuchen Sie nicht sooo viel. Sie setzen sich und dabei auch Ihren Kleinen unter sehr viel Druck. Sie können Ihr n Jungen zu nichts zwingen. Das haben Sie schon mehrfach erfahren. Sie können ihn jedoch unterstützen, ihn fördern und ihn belgeiten.
Mein lieber Rat an Sie. Kommen Sie selbst zur Ruhe, versuchen Sie die Ernährung Ihres Kindes viel, viel gelassener anzugehen. Das Essen soll Freude bereiten. Ihnen und Ihrem Kind! Und vertrauen Sie darauf, dass sich Ihr Sohn das holt was er braucht.
Dass Ihr Sohn momentan keinen Spaß am Essen hat, zeigt er Ihnen sehr deutlich, in dem er das Essen ausspuckt und „demonstrativ würgt“. Das ist seine Art Ihnen zu zeigen, dass ihm das alles nicht gefällt. Kinder können sich ja noch nicht verbal äußern, aber Sie können über andere Wege uns zu verstehen zu geben, wenn etwas nicht passt. Sehr häufig ist das Essen dabei das Mittel der Wahl. Denn die Kleinen merken sehr schnell, wie wichtig es Mama und Papa ist, dass sie satt sind und ja keinen Mangel erleiden. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Versuchen Sie Ihr eigenes Verhalten zu überdenken und wenn möglich zu ändern. Gehen Sie entspannt und ohne Druck auf Ihren Kleinen zu, wird er Ihnen über kurz oder lang genauso entgegenkommen.
Ich gebe Ihnen mal ein paar Hilfestellungen zur Hand, die oft viel bewirken. Und haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Kleiner gar verhungern könnte. Das wird vor einem vollen Teller nicht passieren! Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen!!!
* Probieren Sie mal eine Weile genau das Gegenteil. Auch wenn es schwerfällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Kleinen eine begrenzte Auswahl an Speisen an, die er seiner Kaureife nach gut essen kann und halten Sie die Portion auf seinem Teller dabei eher klein. Fragen Sie nicht Ihren Sohn, was er haben will. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihm schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Eltern geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Junge wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt er auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts.
* Ihr Sohn kann vom Alter her schon allein essen. Er muss nicht mehr gefüttert werden. Fördern Sie das mit fingerfood. Ein großer Latz oder ein Tuch machen eine Schweinerei weniger schlimm. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe!!! Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht dauernd, motivieren Sie ihn nicht, kommentieren Sie nicht sein Essverhalten... Essen Sie selbst mit Genuss am Tisch, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge.
* Ganz wichtig: Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.
Mehr gibt’s nicht. Dann geht er halt mal hungrig ins Bett. Das ist nicht so schlimm.
* Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten des Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Junge am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Problem, sondern mehr als Freude und Genuss.
Ich weiß, das hört sich alles so einfach und plausibel an. Und im Grunde ist es das doch auch. Auch wenn das nicht gleich von heute auf morgen klappen wird. Denken Sie auf keinen Fall, es ist nur bei Ihnen so „schlimm“. Es gibt zig Familien, die ähnliches erfahren und durchmachen. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“.
Ich drück Ihnen die Daumen, dass der Knoten bald platzt und Sie alle gemeinsam mit Freude am Tisch zulangen.
Alles Liebe und Gute!
Doris Plath
von
Doris Plath
am 25.01.2013