Mitglied inaktiv
Sehr geehrte Frau Höfel, Sie schrieben in einer Antwort auf die Möglichkeiten einer Geburt in Beckenendlage, dass es bei einem Prim.Kaiserschnitt zu Anpassungsschwierigkeiten kommen könnte: Wieso und inwiefern? Auch höre ich raus, dass es bei dem Versuch einer "normalen" Geburt zu Risiken kommen kann; sind die des Kaiserschnitts geringer oder warum wird trotzdem empfohlen, es "normal" zu probieren? Bin jetzt irgendwie ganz verunsichert und hoffe ganz stark, dass mein Kleiner sich noch dreht :-(
Liebe sunnybaby, wenn das alles so einfach zu beantworten wäre. Ich versuche es mal. „Die sicherste und einfachste Art, das fetale geburtsmechanische Risiko bei Beckenendlagen zu vermeiden, ist die systematische Schnittentbindung“ Kubli 1975 Die Überzeugung Kublis und die technische Aufrüstung der Kreißsäle durch fetales und maternales Monitoring führte dazu, dass in Deutschland den vermeintlichen fetalen Risiken bei einer vaginalen Entbindung mit einer Sectio begegnet wurde. Kubli hat seine Aussage in späteren Jahren relativiert, aber das hat niemanden interessiert. Viele Geburtsmediziner konnten sich zu Beginn der 80er Jahre noch kein Bild von der Größe und Lage des Feten machen, da sie schlecht oder gar nicht in der Ultraschalltechnik ausgebildet waren. So erklärt sich, dass 1984 im Bericht der Standardkommision Beckenendlage (Berg et al 1984), der unter anderem auch Kubli angehörte, die Indikationen für eine Sectio weit gefasst wurden. Die Technik des Kaiserschnittes hatten alle angehenden Frauenärzte anlässlich einer Weiterbildung erlernt. Rauskolb (2005) analysierte die Daten der niedersächsischen Perinatalstatistik und kommt zu dem Ergebnis, dass die Rate bei Erstgebärenden bei fast 100% und bei Mehrgebärenden zwischen 84 und 90% liegt. Da für das gesamte Land kongruente Zahlen angenommen werden können, bedeutet dies, dass die aktuelle Kaiserschnittrate in Deutschland bei Beckenendlage bei 90% liegt. Diese Zahlen betreffen nicht nur Deutschland, sondern sind weltweit zu finden. (Alexandersson 2005) An dieser Entwicklung war eine im Jahr 2000 veröffentlichte, prospektiv randomisierte Studie von Hannah et al maßgeblich beteiligt. Der so genannte „Term Breech Trial“ untersuchte 2088 Geburten aus Beckenendlage. Hannah et al kamen zu dem Schluss, dass kindliche Mortalität und schwere Morbidität bei Beckenendlage bei einem geplanten Kaiserschnitt signifikant geringer waren als bei geplanter vaginaler Geburt. 5% der vaginal geborenen Kinder starben oder waren ernsthaft geschädigt, aber nur 1,6% der Kaiserschnitt-Kinder. Aus diesen Zahlen wurde geschlossen, dass die vaginale Entbindung bei Beckenendlagen ein höheres Risiko für die Kinder beinhaltete als die Sectio. Nach Veröffentlichung des „Term breech Trial“ (TBT) änderte sich weltweit der Geburtsmodus für Beckenendlagen und die Sectio-Raten stiegen überproportional an (Krause & Feige 2002; Alexandersson 2005) Mittlerweile gibt es deutliche Zweifel an der Gültigkeit der Ergebnisse des TBT. Der Studie von Hannah et al. werden erhebliche methodische Schwächen nachgewiesen in Bezug auf die Vergleichbarkeit der Krankenhäuser und der Erfahrung der geburtshilflichen Teams. Bei aktuellen Re-Analysen lösten sich die Unterschiede hinsichtlich Morbidität (Erkrankungen) und Mortalität (Sterblichkeit) der Neugeborenen auf. (Glezerman, 2006; Dirschlmayer 2006; Alarab 2004; Keirse 2002). Nichtsdestotrotz gilt das Ergebnis der Studie jetzt als Evidenz für die Überlegenheit des Kaiserschnittes bei Beckenendlage. Die Rechtsprechung weißt umgekehrt aber kaum Fälle auf, bei der die Sectio als ein für die Mutter gefährliches Verfahren bestraft wird (...) . Die vaginale Geburt bei einer BEL wird dagegen als Vorgehen mit hohen kindlichen Risiko gesehen. (..........) In Deutschland wurde 1994 eine Weiterbildungsordnung für Ärzte verabschiedet, die das Fach Geburtshilfe in drei Spezialgebiete ( spezielle operative Gynäkologie - Endokrinologie und Reproduktionsmedizin- spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin) aufteilte (Weiss 1994). Dies hat zur Folge, dass sich zwei Drittel der Mediziner gedanklich nicht mehr mit der vaginalen Entbindung bei BEL auseinandersetzen. Diese Ärzte betreiben heute Schwangerenvorsorge und beraten Frauen über ein Thema, von dem sie eigentlich keine oder nur wenig Fachkenntnisse besitzen (Rockel-Loenhoff 2005). Die Folge davon ist, dass sich nach entsprechender Aufklärung, immer mehr Frauen für eine Sectio als Geburtsalternative entscheiden. " So - und nun? Die primäre Sectio sicherer als die normale Geburt? Die Kinder nach Kaiserschnitt aber schlechter drauf als nach vaginaler Geburt? Und die Frauen? Nach einer der größten Bauchoperationen auch ein stückweit um die Möglichkeit gebracht, das zu tun, was Ihre Bestimmung und ihr Wunsch ist - nämlich zu gebären. Das hört sich pathetisch an - aber wir betreuen oft genug Frauen, die nach einem Kaiserschnitt psychische Probleme haben. Denen einfach etwas fehlt. Und ein Kaiserschnitt ist auch nicht ohne: Wundheilungsstörungen, Thrombosegefahr, die Verletzung der Blase usw. Und das Folgerisiko für weitere Entbindungen, denn die Gebärmutter ist mit einer Narbe versehen! Der "Trick" bei alledem ist doch: was will die Frau und was kann ich ihr anbieten? Eine Frau mit einem 5000g Kind im Bauch wird eine Sectio bekommen - da das Kind zu groß ist. Kein Thema. Die Frau, die Angst vor einer spontanen Entbindung hat, wird ebenfalls ihre Sectio bekommen. Auch kein Thema. Aber nicht jede Frau will einen Kaiserschnitt und dann ist die normale Geburt dran. Dafür müssen ein paar Voraussetzungen gegeben sein: ein erfahrener Arzt und eine erfahrene Hebamme sollten vor Ort sein und ein OP-Team in Rufbereitschaft. Und dann ist auch eine BEL-Entbindung eine sichere Alternative! Liebe Grüße Martina Höfel PS: Die Anpassungsstörungen hat Minou bestens beschrieben.
Mitglied inaktiv
Hallo Sunnybaby, zur BEL kann ich natürlich nix sagen, aber beim KS wollte ich Dir berichten vom großen Unterschied zwischen primärem und sekundärmen KS, weil ich beides erlebt habe. Bei einem geplanten Kaiserschnitt wird das Baby ja völlig ohne Vorbereitung und jede Vorwarnung aus dem 37 Grad warmen Mutterleib ans grelle Tageslicht und die Kälte des OPs (18 Grad) gerissen. Es fehlen die Wehen, die unter anderem dafür sorgen, dass ein bestimmtes Hormon gebildet wird, das das Fruchtwasser kurz vor der Geburt aus den Lungen drückt. Auch wird der Körper des Babies durch die Wehen massiert und sein Kreislauf angeregt. In moderneren Kliniken wird daher auch bei geplantem Kaiserschnitt ein Wehenmittel gegeben, so dass man etwa eine halbe bis ganze Stunde vorher wenigstens ein paar Wehen hat, die das Baby etwas vorbereiten und seine Lunge befreien. Bei meinem Sohn (zweites Kind, geplanter KS wg. Querlage) sollte dieses Wehenmittel auch verabreicht werden. Jedoch fiel die OP einer Frau, die vor mir dran sein sollte, aus irgendwelchen Gründen aus, so dass ich früher drankam. Für das Wehenmittel war leider keine Zeit mehr. Mein Sohn tat sich nach dem Kaiserschnitt recht schwer: Er war blass, sehr schlapp, hatte nicht so gute Apgarwerte, weinte auch nur ganz schwach, benötigte Sauerstoff und brauchte insgesamt eine geschlagene Woche, um sich von der plötzlichen Geburt nur einigermaßen zu erholen. Und das, obwohl er ein sehr kräftiger Kerl von über 4000 g war und ansonsten pumperlgesund. Unser erstes Kind (Tochter) wurde per sekundärem Kaiserschnitt, also ungeplant und nach 24 Stunden Wehen geboren. Sie war durch die vorangegangenen Wehen angeregt und topfit, und hatte genauso gute Apgar-Werte wie ein spontan entbundener Säugling. Es war ein Riesenunterschied, was ich wirklich nicht gedacht hätte. Wenn dies in Eurer Klinik möglich ist, würde ich mich erkundigen nach der Möglichkeit, vor dem KS ein Wehenmittel zu bekommen, das hilft wirklich sehr. Auch sind die Anpassungsschwierigkeiten umso größer, je früher das Kind geholt wird. Der übliche Termin 14 Tage vor dem ET ist laut Expertenmeinung zu früh. Je näher der KS-Termin am ET liegt, desto besser für das Kind. Mein Sohn wurde 13 Tage vor dem ET geholt, was trotz seiner Größe und Reife auch nicht gut war. Bei der Vereinbarung des Termins (falls KS gemacht werden soll) würde ich also darauf drängen, möglichst zeitnah an den ET zu kommen, jeder Tag ist hier wertvoll. Grüßle und *daumendrück*, dass sich Dein Krümel noch dreht! Mimi
Mitglied inaktiv
ooo
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