Hallo Frau Ubbens,
wir erwarten bald ein Baby und wissen nicht so richtig, wie wir die Erziehung gestalten. Ich lebe seit fast 9 Jahren in Deutschland, meine Muttersprache ist Bulgarisch. Die Muttersprache von meinem Mann ist Deutsch, Bulgarisch kann er überhaupt nicht. Ich würde mir wünschen, dass mein Kind meine Muttersprache zumindest auf einem einfachen Niveau versteht, da es sich sonst später mit meinen Verwandten nicht verständigen könnte. Ich habe gelesen, dass es am besten ist, wenn jeder Elternteil konsequent auf seiner eigenen Sprache mit dem Kind kommuniziert, damit das Kind die Sprachen nicht mischt und sie auch richtig auf einem muttersptachlichen Niveau lernen kann. Ich möchte gern vermeiden, dass mein Kind Deutsch falsch erlernt, da es bei mir den einen oder den anderen Fehler hört. Ich hätte es auch gern, dass sich meine Verwandten mit dem Kind verständigen können, wenn es mal in die Heimat zu Besuch geht. Gleichzeitig habe ich einen großen Respekt davor, dass wir konsequent verschiedene Sprachen mit dem Kind sprechen. Vor allem bereitet mir die folgende Problematik große Sorgen: Mein Mann versteht kein Wort. Ich möchte, dass wir uns zusammen entwickeln und gemeinsam im Alltag als Familie wachsen können. Wenn er dabei ist und ich mit unserem Kind rede, ist er so automatisch ausgeschlossen, es sei denn ich übersetze jedes Wort für ihn. Ich habe Angst, dass ich somit eine Barriere aufbaue. So kann eine spätere Kommunikation zu Dritt nur mit mir als Vermittler/Übersetzer erfolgen, wenn ich mit dem Kind kein Deutsch sprechen darf. Bei bestimmten Situationen will man auch, dass auch andere Leute verstehen, was man seinem Kind sagt, bspw. auf dem Spielplatz, wenn sich das Kind nicht richtig benommen hat. Außerdem will man nicht, dass das eigene Kind ausgegrenzt wird, da die Kommunikation nicht auf die Landessprache erfolgt. Wir haben uns überlegt, dass wir den Sprachgebrauch situationsabhängig machen: ich spreche mit dem Kind nur auf Bulgarisch, wenn wir zu Zweit sind. Wenn der Papa dabei ist oder die Oma/in der Öffentlichkeit in bestimmten Situationen, wird dann Deutsch geredet. Ist das eine Zumutung für unser Kind? Könnte so eine Strategie gut funktionieren? Was könnte man alternativ ausprobieren? Ich könnte mit anderen Umstänfldlichkeiten im Alltag leben, aber der Papa darf nicht ausgeschlossen werden. Der Papa sollte sich jederzeit beteiligen können, ohne dass er auf eine Zusammenfassung von mir angewiesen ist. Ich möchte unbedingt eine gleichberechtigte Beziehung zwischen uns drei aufbauen. Können Sie mir Tipps geben?
von
BabyMommy
am 11.10.2022, 18:44
Antwort auf:
Zweisprachige Erziehung möglich?
Liebe BabyMommy,
Ihr Kind kann gut zweisprachig aufwachsen. Sie haben eine tolle Idee dazu, dass kein Familienmitglied ausgeschlossen wird und Ihr Kind lernen wird, sich auf deutsch mit anderen zu verständigen. - Sie sprechen mit Ihrem Kind bulgarisch, wenn Sie mit ihm alleine sind. Ist der Papa dabei oder Sie sind draußen unterwegs, sprechen Sie deutsch. Hilfreich zum Spracherwerb ist beispielsweise, wenn Bücher in bulgarischer Sprache vorgelesen oder wenn das Kind entsprechend alt ist, Filme auf bulgarisch geguckt werden.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 12.10.2022
Antwort auf:
Zweisprachige Erziehung möglich?
Hallo,
neben den Tipps von Frau Ubbens: Es gibt hier auch ein Forum für Eltern, deren Kinder twei- oder mehrsprachig aufwachsen.
Und eine vielleicht unangemesse Frage: Warum lernt Dein Partner denn nicht bulgarisch (oder hat es längst schon getan)? Das ist doch eine Riesen-Chance für eure Familie insgesamt...
Viele Grüße
von
Mamamaike
am 11.10.2022, 21:02
Antwort auf:
Zweisprachige Erziehung möglich?
Danke dir für den Tipp, ich wusste nicht dass es so ein Forum gibt. Ich schaue auch dort rein, wie die anderen das machen. Bzgl. deiner Frage: Er hat versucht, mit einem Buch selbst was zu lernen. Allerdings funktioniert es nicht, wenn man als Erwachsener eine komplett verschiedene Sprache so nebenbei neben Beruf und sonstigen Verpflichtungen lernen will. Dafür muss man sich regelmäßig viel Zeit nehmen, wenn man nicht ständig bei Null anfangen will. Zeit ist bei ihm schwierig. Ich konnte ihm damals auch bedingt helfen. Als Muttersprachler weiß man, ob etwas richtig ist oder nicht bzw. wie es richtig sein soll, man hat aber oft keine Ahnung, warum das so ist. Ich glaube es hat auch teilweise an die Methodik gescheitert bzw. daran, dass da keiner war, der ihm die Grundlagen Sprache richtig erklären konnte. Ich wusste auch nicht wie ich ihn sinnvoll unterstützen kann und hätte immer noch keine Idee, was bei einem Erwachsener funktionieren könnte, ohne dass man sonstige Verpflichtungen vernachlässigt.
von
BabyMommy
am 11.10.2022, 21:32
Antwort auf:
Zweisprachige Erziehung möglich?
Ich habe VHS-Kurse als sehr hilfreich kennengelernt, um eine komplett andere Sprache zu lernen. (Kennst Du sicher, darum führe ich das nicht aus.)
Alleine eine so ganz andere Sprache zu lernen, wird nicht gut funktionieren, und dem Partner dabei zu helfen ist sicher ungefähr so toll wie Nachhilfe unter Geschwistern...
Vielleicht motiviert ihn ja die Aussicht, dass Bulgarisch ja eure Tochter irgendwann sprechen und verstehen wird.
Das ist eine so tolle Chance, das müsst ihr unbedingt "hinbekommen"... :)
von
Mamamaike
am 11.10.2022, 22:35