Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Trotzphase ausgebrochen - wie reagieren

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Trotzphase ausgebrochen - wie reagieren

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Hallo Frau Dr. Schuster, normalerweise habe ich ein sehr liebes, ausgeglichenes Kind (Sohn 2,5 Jahre). Doch in den vergangenen drei Wochen scheinen wir die Trotzphase erreicht zu haben. Lieblingssätze: "Mach ich alleine, Will ich nicht.., Nein, Ich will meine Ruhe". An sich ist er ein sehr weit entwickeltes Kind (zieht sich alleine an, weiß genau, was er will, geht alleine aufs Klo, hilft mit im Haushalt (Katzen füttern), etc. aber im Moment scheinen ihn die kleinsten Dinge zum explodieren zu bringen. Da reicht es, wenn ich ihm falsch herum den Pullover gegeben habe oder ihm einfach sage, ich möchte jetzt dies oder jenes nicht (meist begründet). Neulich wollte ich mit ihm vom Spielplatz nach Hause aber er wollte nicht. Alle Erklärungen, dass wir noch kochen müssen, etc. waren egal. Er schrie wie am Spieß und als ich mich rumdrehte und den Nachauseweg einschlug, rannte er mir schreiend und schluchzend hinterher, zerrte und zog an mir und schrie immer wieder: Mama, komm mit! Wie reagiere ich in solchen Situationen am besten? Bisher bleibe ich meist gelassen und warte einfach ab bis es vorbei ist. Ist das richtig so? Manchmal frage ich mich schon, wo die Grenze ist? Manchmal lenke ich auch ein und wir machen einen Kompromiss. Hoffe nicht, dass ich das zu oft mache und er deswegen immer trotziger wird, weil er merkt, damit kann er was erreichen? Eben gerade hatten wir eine solche Situation: Er scheint momentan wieder unterm Pavor nocturnus zu leiden (hatten wir letztes Jahr schon mal) und danach folgte ein Trotzanfall, weil er sich keine neuen mehr Sachen anziehen wollte (die alten hatte er vollgepieselt), weil ich ihm versehentlich in seinen Augen "zuviel" geholfen hatte (er hatte mit dem Kopf festgesteckt im Shirt und wollte erst Hilfe von mir!). Nun kann ich ihn nachts nicht einfach total ausschreien lassen - wir haben schließlich Nachbarn, die ihren Schlaf auch brauchen. Wenn ich ihn packe und selbst anziehen möchte, dann schreit er nur noch mehr. Er schreit sich richtig in Rage, flippt völlig aus... Das kann schon mal seine 5 Minuten gehen. Also, wie reagiere ich richtig? Vielen Dank Schneeschuh


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Hallo Ratsuchende Bitte lassen Sie Ihren Sohn soviel wie möglich alleine machen und helfen Sie ihm erst, nachdem er Sie um Hilfe gebeten hat. Informieren Sie ihn über diese Vorgehensweise mit der Begründung, dass Sie es auch nicht gerne haben, wenn Einer von ihnen wütend oder zornig ist. Lassen sich keine Kompromisse schließen, informieren Sie ihn darüber, wann er wieder entscheiden DARF, während Sie in konkreter Situation entscheiden, weil es nicht anders geht! Geben Sie stets nur recht kurze Begründungen ab und handeln Sie dann möglichst konsequent -auch wenn er weinend und an Ihnen zerrend hinterherrennt-. Reagieren Sie dann evtl. zusätzlich mit einem: "Das Weinen wird dir leider auch nicht weiterhelfen können!" Ein sinnvolles Grenzen-Setzen wird während der gesamten Erziehungs-Zeit stets eine Gratwanderung sein, da Ihre und die Vorstellungen Ihres Sohnes Und Ihre bisherigen Erfahrungen aufeinandertreffen.- Lassen Sie ihn nach einem nächtlichen Einnässen notfalls auch mal mit einem Achselzucken nackt schlafen, während Sie ihm trockene Kleidung "rein zufällig" in greifbare Nähe liegen. Das z.Zt. wärmere Klima wird Sie unterstützen, wenn er sich nicht dann doch anzieht, sobald Sie sein Zimmer verlassen haben.- Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo Schneeschuh, das Wort "Trotz" ist ungünstig, weil es ausdrückt, dass ein Kind sich absichtlich bockig verhält. Man ersetzt es heute daher meist durch den Begriff "Selbständigkeits-Alter". Weil dann deutlicher wird, warum die Kinder sich so verhalten müssen. Sie wollen jetzt schon alles selbst tun und entscheiden - und verstehen noch nicht, wo das geht, und wo es noch nicht geht. Es ist für ein Kleinkind einfach total enttäuschend, wenn etwas noch nicht klappt oder es etwas nicht entscheiden darf. Da muss man dann schonmal weinen und toben, das tut mein Kleiner (knapp 3) auch. Es ist aber dennoch natürlich richtig, dass wir Eltern uns bei manchen Dingen durchsetzen, es geht ja oft auch nicht anders. Ein Kind verkraftet das aber gut, solange man es nicht beschimpft oder herabwürdigt. Auch kleine Menschen müssen die Erfahrung machen, dass manche Dinge anders laufen als man sie sich gerade wünscht, das brauchen sie ja auch für später. Frustrationen sind daher nicht das Problem, sondern die Art und Weise, wie wir Eltern unser "Nein" vermitteln. Ich bin ein großer Fan von Jesper Juul. Dieser dänische Familientherapeut und Autor gibt in seinen Büchern viele praktische Beispiele für typische Alltagssituationen, und wie man ohne Kränkung des Kindes damit umgeht. Ein Faktor dabei ist Zeit. Wenn Dein Kleiner also noch vom Nachtschreck umfangen ist, könntest Du ihn trotz nasser Kleidung zunächst einfach mal trösten und warten, bis er sich ganz beruhigt hat. Das kann locker 20 Minuten dauern, meine ältere Tochter hatte das früher auch eine Zeitlang. Wenn er dann ganz ruhig und entspannt ist, kannst Du fragen, ob er jetzt lieber den blauen oder den gestreiften Schlafanzug anziehen möchte. Je mehr Verantwortung und Entscheidungsfreiheit ein Kind hat, desto weniger "Trotz" ist nötig. Lies doch mal das Buch "Das kompetente Kind" von Jesper Juul. Da bekommst Du noch mehr Anregungen für den Alltag - und verstehst Deinen Kleinen viel besser, ich find' das Buch absolut genial. Grüßle, Astrid


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Vielen Dank für die beiden Antworten. Also im Prinzip ist es ja schon so, dass er so gut wie fast alles alleine machen darf (wozu er halt in der Lage ist und auch wenn er mal sagt, dass kann ich nicht, hört er von mir meist nur ein: Probier es aus, bevor du sagst, du kannst es nicht). Schon damals in der Krippe (er war 20 Monate) war die Erzieherin erstaunt, wie sehr er den anderen Kindern beim An- und Ausziehen hilft und dass er sich schon alleine anziehen kann. Sie legte ihm nur noch die Sachen raus. Ich werde Ihre Ratschläge befolgen und hoffe auf Besserung. Das mit dem Nacktschlafen hätte ich ja gerne probiert, jedoch schrie er auch, nachdem ich ihm diese Wahl gelassen hatte. Hätte ich ihn da alleine lassen sollen in seinem Zimmer, trotz Weinen? Sie schreiben ja sonst immer, man soll im gleichen Raum bleiben, damit die Kinder wissen, dass sie nicht abgelehnt werden. Noch eine weitere Frage liegt mir auf dem Herzen: Bis vor zwei Wochen hat mein Sohn mittags ca. 3 Stunden geschlafen, er brauchte diesen Schlaf regelrecht. Seit zwei Wochen ist dies jedoch anders. Entweder er will gar nicht schlafen, ist dann aber abends um 18.00 Uhr schon todmüde, oder er will schlafen und geht mir dann aber abends nicht vor 22 Uhr ins Bett. Wenn ich versuche, ihn nach einem verkürzten Mittagsschlaf zu wecken (also ca. 1h Schlaf), dann ist der nächste Trotz- und Wutanfall schon vorprogrammiert. Er wird sehr ungern geweckt und würd am liebsten in seinem Bett bleiben. Man merkt also wirklich, dass er seinen Schlaf noch braucht. Aber wie gesagt: Mal will er mittags schlafen, mal nicht. Selbst ausruhen in seinem Bett möchte er nicht mehr (habe ihm sonst Bücher gegeben, ein Hörspiel angemacht). Was soll ich hier tun? Ihn schlafen lassen, wenn er es möchte und dann halt auch wieder nicht, wenn er nicht möchte? Dann kommt er mir aber erst den einen Tag um 22 Uhr ins Bett und den anderen Tag viell. schon um 18.00 Uhr. Regelmäßigkeit kann man das ja nicht gerade nennen. Er kommt bald in den Kindergarten und muss mit mir morgens um halb sechs/sechs aufstehen. Da brauchen wir schon einen guten Rythmus. Wie kriege ich den wieder rein?? Schneeschuh


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Hallo Ratsuchende Mit 2 1/2 Jahren empfehle ich Ihnen, Ihren Sohn ganz ruhig darüber zu informieren, dass das Weinen ihm nicht weiterhelfen kann, Sie ihm Vorschläge gemacht haben, Sie aber nun wieder (aus seinem Zimmer )gehen werden. Dann gehen Sie, während Sie seine Zimmertür angelehnt lassen. In diesem Alter wird Ihr Sohn dann weder unter Trennungsängsten leiden, noch sich abgelehnt fühlen, da Sie mit ihm bereits über den Konflikt gesprochen und eine Lösung vorgeschlagen haben. Bitte versuchen Sie, für die Mittagspause eine Lösung zu finden, die regelmäßig angewendet werden kann, sodaß Sie Ihrem Sohn ein sicheres Orientieren ermöglichen. Vielleicht richten Sie eine gemütliche Kuschelecke in dem Raum her, in Dem Sie sich ebenfalls aufhalten? Dort kann er mit Bilderbüchern, einem Hörspiel o.Ä. sowohl ausruhen, als auch einschlafen und wird durch die Alltagsgeräusche bald wieder geweckt werden, die Sie ggf. ein wenig manipulieren können. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


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Ok, dann werde ich probieren, ob er ab Montag (ist jetzt grade beim Papa übers WE) in meinem Bett kuscheln, lesen oder puzzeln, etc. möchte, denn das Bett steht bei uns im Wohnzimmer (haben nur eine Zweizimmerwohnung). Also dann muss ich mir keine Sorgen mehr machen, dass sich mein Kind abgelehnt fühlen könnte, wenn ich aus dem Zimmer gehe, wenn er schreit und trotz und kann ihn auch, wenn er mittags beim Mittagessen rumschreit, einfach mal in sein Zimmer verfrachten und ihm erklären, dass er wieder kommen darf, wenn er sich beruhigt hat? Dabei natürlich die Tür auflassen? Ist nämlich auch ein Problem momentan bei uns. :( Außerdem will er meist nur mit Fingern essen (z.B. Tortellini, die er auseinanderpulen möchte, aber dann auch isst)... Konsequent Essen wegstellen und erst weiter essen lassen, wenn er Besteck benutzt? Ansonsten bei Tobsuchtsanfall in sein Zimmer schicken?? Sorry, bin im Moment wirklich ziemlich ratlos und hab momentan selbst keine wirkliche Orientierung. Schneeschuh


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Hallo nochmal Nein, in sein Zimmer schicken ,wenn er schreit und tobt sollten Sie ihn nicht, da er sich dann noch weniger verstanden und geliebt fühlt, was sein Verhalten verstärken wird. Regen Sie ihn an, sich gezielt und angemessen abzureagieren (Boxsack, Trommel, Wutkissen o.Ä.) und warten Sie im gleichen Raum mit einer eigenen Beschäftigung geduldig ab, bis er sich beruhigt hat. Dann bieten Sie ihm an, ihn zu trösten. Sagen Sie ihm, dass und warum Sie diese Pulerei im Essen ablehnen und schließen Sie mit ihm einen Kompromiß, indem Sie vorschlagen, 1 mal/Woche o.Ä. ein "Schweineessen" zu organisieren: Plastikdecke auf dem Fußboden, Kind und sich selbst in eine Mülltüte mit Löchern für Kopf und Arme usw. Diesen Tipp erhielt ich von einer Mutter aus diesem Forum und ich gebe ihn nur allzu gerne weiter.:-)) Liebe Grüße und: viel Spaß!


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Wenn ich ihn aber schreiend in seinem Zimmer zurück lasse (Beispiel: Er will die neuen Sachen nicht anziehen), wie sie es vorgeschlagen haben, ist es doch dasselbe, als wenn ich ihn bei einem Trotzanfall in sein Zimmer schicke, oder nicht? Versteh ich jetzt nicht ganz den Unterschied. Das mit dem Kompromiss machen (ein ander mal darf er mit den Fingern essen) fruchtet leider nicht bei ihm. Es ist ihm schlicht egal. Dann also konsequent nicht weiter essen lassen, bis er wieder Besteck benutzt? Schneeschuh


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Hallo nochmal, es ist nicht dasselbe, da er ja nicht allein in seinem Zimmer bleiben MUSS. Er kann halt nur nicht raus, wenn er sich nicht anzieht. Wenn Ihr Sohn sich auf Ihren Kompromiß nicht einläßt, wird er wohl noch zu klein sein, um mit Ihnen am Eßtisch sitzen zu können, sodass er (wie ein Baby) vorher noch gefüttert wird.- Irgendwann wird er dann doch selbst essen wollen. Liebe Grüße und: bis bald?


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