Beginn der Trotzphase?

Sehr geehrte Frau Ubbens, Es geht um meinen Sohn (1,5 Jahre alt). Er befindet sich wahrscheinlich gerade in seiner ersten Trotzphase, aber dennoch habe ich einige Fragen und wäre um eine objektive Meinung bzw. Tipps dankbar. Ben ist eigentlich ein sehr fröhliches, lustiges, neugieriges, aufgewecktes Kerlchen – solange er 100% Aufmerksamkeit bekommt. Wenn man daneben etwas im Haushalt tut (tun muss), kann er sich schon einige Minuten auch mal alleine beschäftigen, doch meistens hängt er am Rockzipfel oder möchte hochgenommen werden. Auch das ist für mich noch ok und oft binde ich ihn in meine Tätigkeiten mit ein. Wenn aber seine Schwester (4,5 Jahre alt) auch daheim ist, dann ist es wirklich sehr anstrengend. Er lässt es nicht zu, dass Lena zu mir kuscheln/umarmen kommt. Er kommt dann sofort gelaufen, drängt sie weg, will auch auf mich rauf. Dabei schreit er hochfrequent kreischend, als würde ihm gerade wirklich etwas Schlimmes widerfahren. Etwas gemeinsam zu spielen, ist auch sehr schwierig, denn er möchte immer genau das nehmen, was Lena und ich gerade in den Händen haben (egal, ob Farbstifte, Knetzubehör, Lego, …) und will es einem brüllend wegreißen oder wirft es auf den Boden. Es hilft kein Hochnehmen und ruhiges Zureden/Erklären, kein kurzes Wegsetzen, kein Schimpfen. Ich kann immer nur froh sein, wenn mein Mann auch zu Hause ist und wir die Kinder dann räumlich getrennt beschäftigen können. Er legt dieses Verhalten natürlich nicht ständig an den Tag. Es gibt auch Phasen, in denen beide miteinander spielen (meistens ist das Fangen spielen) und wenn wir unterwegs sind (einkaufen, Freunde besuchen), gibt es damit meist auch kein Problem. Dennoch zehrt dieses Verhalten an unseren Nerven (und auch an meinem Gewissen, weil ich mich – wenn ich beide Kinder alleine habe – mit keinem der beiden richtig qualitativ beschäftigen kann und aufgrund Ben's Gebrüll die meiste Aufmerksamkeit Ben zukommt und ich dadurch das Gefühl habe, Lena oft zu vernachlässigen). Gibt es hier einen guten Erziehungs-Tipp? Und noch eine andere Frage: Ben geht sehr ungerne raus. Er mag den Schnee anscheinend nicht. Er war im Sommer aber auch am Spielplatz immer recht unzufrieden. Ist das normal? Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Ella

von Ella2020 am 19.12.2022, 12:55

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Antwort auf: Beginn der Trotzphase?

Liebe Ella, Ihr Sohn begreift noch nicht, und das ist ganz normal für sein Alter, dass ein Mensch mehrere Personen zeitgleich lieb haben kann. Das bedeutet für ihn, dass wenn Lena mit Ihnen kuschelt, er keine "Liebe" mehr von Ihnen bekommen kann. Aus dem Grund möchte er Lena "verscheuchen". Dieses Denken wird sich im Laufe der nächsten Monate verwachsen. Ihr Sohn wird erkennen, dass er Ihnen genauso wichtig ist, egal ob Lena gerade mit Ihnen kuschelt oder er alleine mit Ihnen ist. Erklärungen helfen da leider wenig. Und auch das Habenwollen, was Mama, die Schwester, andere Kinder haben, ist für das Alter ganz normal. Das muss besser sein, als das, was man selbst hat, sonst hätten es die anderen ja nicht. Hier muss Ihr Sohn durch die "harte Schule" des Lernens und wütend werden. Was Lena hat, darf Lena behalten. Was Mama hat, muss diese nicht abgeben. Hier hilft nur, Ihre Tochter zu bestärken, dass es ganz in Ordnung ist, wenn sie ein Spielzeug nicht abgeben möchte und sie ihren Bruder einfach schreien lassen soll. Sie werden selbst auch schon gemerkt haben, dass Beschwichtigungsversuche keinen Erfolg bringen. Vielmehr steigert sich die Wut oftmals noch. Aus dem Grund lieber ruhig und entspannt in der Nähe bleiben, als mit vielen Worten zu versuchen zu erklären. Die meisten Kinder gehen gerne raus. Aber auch unter denen, die gerne rausgehen, gibt es Kleinkinder, die den Schnee (augenscheinlich) nicht mögen. Sie können ihn nicht einordnen. Gehörte dieser doch die letzen Monate nicht zu ihrem Leben dazu. Er ist ihnen nicht geheuer. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 20.12.2022

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