Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Streit wegen Erziehung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Streit wegen Erziehung

binmat

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Hallo Frau Ubbens! Ich weiss nicht was wir machen sollen. Mein Mann und ich haben 1 Sohn (2 Jahre j. 9 Monate). Absolutes Wunschkind. Grundsätzlich sind wir uns auch einig in der Erziehung. Ich beschreibe uns mal so: Der Kleine ist meiner Meinung nach sehr feinfühlig, sobald irgendwas nicht nach seinen Vorstellungen läuft, kriegt er die Krise, fängt sofort an zu weinen u. zu schreien. Ich bin die sehr liebevolle Mama, die statt ganz Klarem NEIN eher Alternativen anbietet und so das Geschreie umgeht und ihn mitbestimmen lässt. Das ist natürlich entspannter für alle, wobei ich mir auch nicht immer sicher bin ob das richtig ist. Oder klare Worte besser wären. Ich kann aber auch sagen, dass, wenn man ihm keine Alternativen anbietet, er sich so einschreit, oft 30 bis 60 Minuten lang, er kommt da gar nicht mehr raus und reagiert zuletzt auf gar nichts mehr und man gar nichts mehr machen kann. Außer das tun was er möchte, um das Drama zu beenden. Jetzt ist es so, dass mein Mann keine Lust darauf hat, ihn so zu "betüddeln" und er sich einfach gegen den Kleinen durchsetzen will ( Z.B. NEIN! BASTA) und keine Lust auf Alternativen à la " möchtest du dies oder das" hat. Da geht das Geschreie vom Kleinen natürlich sofort los und mein Mann ist der Böse, der Kleine rennt sofort zu mir und heult sich aus. Ich muss dann trösten und ihn wieder aufbauen. Mein Mann ist genervt, ich bin es auch, weil ich nicht verstehen kann, dass er so mit ihm umgeht, wo er doch weiß, dass er so feinfühlig ist und seine Reaktionen kennt. Wir streiten deshalb immer wieder. Oder reden den ganzen Abend nicht mehr miteinander. Diese Woche haben wir frei von der Arbeit, der Kleine auch von der Krippe, ständig gibt es Geschreie wenn die beiden Männer zusammen sind und ich muss dauernd eingreifen. Heute Abend hat er sich auch nicht vom Papa ins Bett bringen lassen, er hat wieder um sein Leben geschrien bis ich kam. Weil Papa wieder einmal NEIN gesagt hat, als er noch dies und das machen wollte um das Schlafengehen hinauszuzögern. Ich hätte in der Situation gesagt: Mach das noch zu Ende und dann komm bitte ins Bett". Klappt meistens . Das habe ich meinen Mann auch schon X mal erklärt, er ist einfach nur noch genervt, dass ich ihn dauernd kritisiere und er eh nichts richtig machen kann. Oder er sagt, er weiß nicht was er alles wie machen soll, ist ihm dann alles zuviel. Manchmal verspricht er mir auch, ja ich gebe mir mehr Mühe, aber dabei bleibt es dann auch. Ich weiß nicht wie wir weitermachen sollen, wie es harmonischer wird im Familienleben. Mein Mann ist eigentlich auch ein total liebevoller Mensch. Aber er ist in Beziehung auf unseren Sohn soo angespannt, weil er glaube ich schon ahnt, dass wieder irgendwas nicht geradeaus läuft und der Kleine Schreianfälle bekommt. Was können wir tun?


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe binmat, ihr Sohn ist in der Trotzphase. Er testet seine Grenzen. Da sind klare Vorgaben (Nein) gefordert, aber auch Alternativangebote. Somit liegen Sie und Ihr Mann richtig. Eine gesunde Mischung wäre nun gut. Doch wie wird diese gefunden? Bestenfalls so, in dem es eine freundliche, klare Absprache von Ihnen und Ihrem Mann gibt. Setzen Sie sich in Ruhe zusammen und besprechen, wie sie alle gut mit der Erziehungssituation umgehen können. Eine gute Elternabsprache sollte sein, dass der eine den anderen nicht untergräbt. Heißt, der Papa sagt nichts dazu, wenn die Mama Alternativvorschläge gemacht hat, bevor der Papa Nein gesagt hat und natürlich umgekehrt. Ihr Sohn wird lernen, mit beiden Erziehungsmöglichkeiten umzugehen. Ggf. verlässt der eigentlich nicht involvierte Elternteil den Raum, damit es nicht so schwer fällt, dem aus seiner Sicht nicht so tollen Weg mitansehen zu müssen. Ihr Sohn wird lernen, mit beiden Richtungen umzugehen. Damit es für Sie und Ihren Mann in den nächsten Wochen einfacher wird, kann es eine Möglichkeit sein, sich immer mal wieder zu lösen und ein Elternteil verlässt das Haus und macht etwas für sich. Beide haben so die Chance auf die eigene Art und Weise mit Ihrem Sohn umzugehen und Ihr Sohn lernt, dass er mit der jeweiligen Erziehungemethode umgehen muss. Das kann er und wird ihm nicht schaden. Womöglich wird er auch gar nicht so lange wütend sein, weil er weiß, dass keine "Rettung" lauert. Grobe Richtungen sollten sie als Eltern gemeinsam abstecken, wie z.B. darf Ihr Sohn mit den Fingern essen, darf er nach dem Abendessen noch spielen, wann soll er abends im Bett liegen usw.. Viele Grüße Sylvia


binmat

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Ich möchte noch ergänzen: Es ist jetzt nicht unbedingt so, dass der Kleine ständig irgendwas haben will, was er vom Papa nicht bekommt und es dann mit Geheule bei mir versucht. Mir macht es eher zu schaffen, dass die Situation zwischen den beiden immer so schnell angespannt ist, sobald irgendwas nicht so läuft wie der Kleine das will ( Z. B. Papa spielt mit ihm Lego und baut was "falsches" zusammen), er den Schreianfall bekommt und sich dann nur von mir trösten lassen will und den Papa ablehnt. Zwischendurch habe ich auch irgendwie das Gefühl, der Kleine hat von vornherein schon " Angst" vorm Papa, weil gleich wieder irgendwas passiert!


KielSprotte

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Mein spontaner Eindruck: Der Kleine ist nicht feinfühlig, sondern ein Trotzkopf, der genau weiß, wie er seine Eltern gegeneinander ausspielt......natürlich sollte man nicht immer nur "Nein" sagen, sondern durchaus auch mal Alternativen anbieten. Aber du schreibst selber, dass er sofort einen Anfall bekommt, wenn es nicht nach seiner Mütze geht und das Leben wird nun einmal nicht immer nur nach seinen Wünschen verlaufen......das muss er auch lernen. Anstatt nach seiner Pfeife zu tanzen, solltest du vielleicht etwas von der Art deines Mannes annehmen und er ein wenig von deiner Art. Kinder brauchen / wollen auch Grenzen und klare Ansagen. klar, wird es dabei erst einmal (großes) Geschrei geben - hat bisher schließlich immer gut funktioniert, aber langfristig wird es euch allen dreien mit klaren Regeln (die beide Elternteile auch wirklich einhalten) besser gehen. Hol deinen Prinzen ein wenig von seinem Thron ;)


cube

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Ich glaube, das eigentliche Problem sind eure Differenzen bzgl. Erziehung - und evt. auch ein bisschen, dass es am Besten alles so gemacht werden soll, wie du es für richtig hältst? Du schreibst, du musst immer eingreifen - warum? Las die beiden doch mal. Eltern müssen nicht alles gleich machen. Papa darf durchaus Dinge auch seine eigenen Aspekte in die Erziehung mit einbringen, ohne das ein Kind Schaden nimmt. Und ich gebe KielSprotte Recht - mit fast 3 hat euer Kind vermutlich auch schon genau mitbekommen, dass Mama bei Geschrei zur "Rettung" eilt ;-) Natürlich sollten Eltern sich in den grundsätzlichen Werten/Dingen schon einig sein - aber dennoch darf die Umsetzung sich unterscheiden. Du bietest Alternativen - dein Mann nicht. Aber dafür ist er evt. bei anderen Dingen entspannter. Wenn ihr euch aber gegenseitig "bekriegt", weil es nur eine richtige Art der Erziehung geben kann, nützt das niemandem. Ich denke, ihr solltet euch da ein wenig entgegen kommen. Lass du die beiden mal, misch dich nicht sofort ein, wenn euer Sohn bei Papa terrort. ImGrunde untergräbst du ja auch seine "Autorität" gegenüber eurem Kind, wenn du jedesmal sofort einschreitest und dabei wohl eher eurem Kind "Recht" gibst. Trau deinem Mann doch einfach mal zu, dass er eurem Kind keinen Schadn zufügt, sondern ihm aufzeigt, dass Menschen eben unterschiedlich reagieren. Halt dir auch mal vor Augen: euer Kind ist in einem Alter, wo er am liebsten alles selbst bestimmen will. Aber die Bestimmungsmacht liegt bei euch - nicht bei ihm. Er darf gerne in einem gewissen Rahmen mitentscheiden (rote Jacke oder blaue) - aber es muss nicht grundsätzlich nach seiner Nase gehen nur weil er sonst weint. Du schreibst ja "statt einem klaren Nein ..." - aber Kinder brauchen auch klare "Nein´s". IHR sei die Eltern - nicht er der kleine König, der Mama herumkommandiert, weil sie nicht ertragen kann, das er auch mal weint/tobt etc. Und 30-60 Min. nun ja, manche Kinder sind da ausdauernder. Und manchen hat man beigebracht, dass sie nur lang genug schreien müssen, um dann doch ihren Willen zu bekommen ;-) Unser Kind hat auch viel mit entscheiden dürfen, aber auch klare "Nein" zu hören bekommen - und ist ein ausdauernder Wüterich gewesen. Hat aber mit (einigermaßen viel Geduld) gelernt, dass manche Dinge tatsächlich "Nein" bleiben. Freundlich, bestimmt, auch tröstend - aber dennoch "nein".


Mamamaike

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Hallo, zur Ergänzung meiner Vorrednerinnen: Geh doch einfach mal weg, wenn die zwei Papa-Sohn-Zeit haben und tu etwas aushäusig (am besten für Dich). Dann können die beiden gar nicht anders, als miteinander parat kommen. Oder sie fangen an, es zu üben. Viele Grüße


bellis123

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Ich schließe mich der Meinung der Andern an: Für mich klingt es auch so, also ob ihr euch irgendwo in der Mitte treffen müsst, tendenziell aber eher Richtung der Meinung deines Mannes. Euer Kind hat es gut raus, euch (insbesondere dich) zu manipulieren. Zuviel Wahlmöglichkeiten/Entscheidungsfreiheit kann ein Kind auch überfordern und es muss lernen, dass NEIN auch NEIN heißt und nicht diskutiert werden braucht. Er dreht deshalb so durch, weil er erwartet dass du dich gegen deinen Mann durchsetzt damit er am Ende bekommt was er haben will. Kinder durchschauen das schnell. Am Ende wird eure Beziehung leiden, weil dein Mann sich auf Dauer nicht zum Buhmann abstempeln lassen wollen wird, nur weil du nicht konsequent sein kannst.


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