Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Kind unzufrieden?

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Kind unzufrieden?

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Sehr gehhrte Frau Schuster, meine Tochter, 15 Mon., war schon immer ein Kind, welches sehr viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung einfordert, sonst gibt es Gebrüll. So ZB bleibt sie bis heute nicht einmal für die Zeit der Mahlzeiten im Hochstuhl sitzen, sondern meckert und steht darin so lang auf, bis sie ihren Willen hat und ich sie herausnehme. Im Wagen das Selbe. Wir sind keine 50 m gefahren, schon meckert und windet sie sich. Ein entspannter Spaziergang ist nahezu unmöglich. Zu Hause ist sie zwar lieb, aber irgendwie immer unzufrieden. An Spielsachen hat sie kein Interesse, wirft es nach wenigen Minuten weg, läuft ziel- und planlos durch den Raum. Angebote nimmt sie kurz an, verliert aber auch daran schnell wieder das Interesse. Wirklich zufrieden ist sie, wenn wir bspw. draußen sind, sie im Kies sitzen kann, mit Steinchen werfen, im Sand buddeln usw. Nun ist das aber bei diesen Temperaturen nicht mehr möglich und die Tage werden teilweise sehr lang.......... Ich könnte noch viele Bsp aufzählen, so ist es mit ihr kaum möglich, mal in eine andere Stadt zu fahren, da der Protest im Kindersitz weitergeht. Sie ist sonst ein glückliches Kind, aber momentan hab ich wirklich das Gefühl, sie weiß mit sich / ihrem Spielzeug nichts anzufangen. Hat keine Geduld, zB bei den Familienmahlzeiten, beim Einkauf, Spaziergang. SIe möchte immer ihren Kopf durchsetzen und dazu setzt sie ihr Protestieren, Meckern und Schreien ein. Ich hoffe ich drücke mich nicht mißverständlich aus, es geht mir ausschließlich darum, dass ich möchte, dass meine Tochter ein zufriedenes Kind ist. Sie wächst absolut behütet und beachtet auf, ist Einzelkind, habe sie nie schreien lassen etc. Wie ist es denn erzieherisch sinnvoll? Wenn sie Abends zB WIRKLICH müde und satt zu Bett gelegt wird, steht sie 30 mal wieder auf, wirft den Nuckel hinaus, (obwohl sie ohne nicht einschläft) usw. Oft bin ich dann am Ende meines Lateins. Einerseits denke ich, ich sollte sie sein lassen, den Raum verlassen, andererseits habe ich das 4 mal probiert, wobei sie nach kurzer Zeit so arg schrie, dass ich wieder zu ihr hin bin. Dann muss ich sie nochmal mit ins Wohnzimmer nehmen, da spielt sie nochmal, dann ist ein 2. Bettversuch möglich. Sie beansprucht mich wirklich nahezu rund um die Uhr, mal allein spielen ist nie möglich. Sobald etwas nicht nach ihrem Geschmack ist, schreit sie. Sie ist altersgerecht top entwickelt, gesund, alles. Was sagen Sie? Wie ist es pädagogisch richtig, meiner Tochter beizubringen, dass es völlig in Ordnung ist, auch einmal eine Weile abzuwarten (ich kann nicht einmal auf die Toilette gehen), mal ruhig zu sitzen, beim Essen, im Autositz?? Dass die Mama nicht 14 Std am Tag Zeit zum Spieln hat?? Oder ist sie dazu noch zu jung? Andererseits beobachte ich die Kinder meiner Freundinnen, (gleichalt), da gibt es nicht so ein Theater im Kinderwagen, die Kinder spielen auch mal einige Minuten ruhig und leisten nicht stets und ständig Widerstand, wenn sie in den Wagen sollen o.ä. Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Über Ihre Antwort würde ich mich sehr freuen. Herzliche Grüße!


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Hallo Ratsuchende Solange Ihre Tochter sich sprachlich noch nicht ausreichend verständigen kann, wird sie Ihre Wünsche und Gefühle mit beschrieben schreiendem Verhalten ausdrücken, um auf diese Weise Ihre umgehende, helfende Aufmerksamkeit geradezu einzufordern. Sie helfen ihr aber nicht, indem sie lernt, dass sie nur lange genug schreien muß, um ihren Willen durchzusetzen. Für geeigneter halte ich es, Ihrer Tochter jeweils KURZ zu begründen, wann es nach ihren Wünschen gehen kann, wann Ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt werden möchten und wann es möglich ist, Kompromisse zu schließen. Anschließend ist verständlicher Weise entsprechend konsequentes Handeln erforderlich, um ihr ein sicheres Orientieren zu ermöglichen -wenn es auch manchmal noch so schwer fällt-. Haben Sie ihr z.B. während der Autofahrt gesagt: "Die... wohnt so weit weg; da können wir nur mit dem Auto hinfahren" oder noch einfacher: "Wir sind ja gleich da", können Sie Ihre Tochter zu einer Beschäftigung anregen, gemeinsam singen, Kinderlieder anhören o.Ä., damit ihr die Zeit nicht zu lang wird. Als geeignetes "Auto-Spielzeug" rate ich zu einem (Papp-)Bilderbuch oder zu einer Motorikschleife usw. Haben Sie sie während der gemeinsamen Mahlzeiten mit ins Gespräch einbezogen, ihr einen eigenen Löffel zum stolzen SELBER-Essen angeboten und macht sie dennoch Theater, wird sie genug gegessen haben, sodass sie aus ihrem Stuhl herausgehoben und zu ihrer Spielkiste gesetzt wird, mit der Begründung, dass Sie erst noch in Ruhe und mit Genuss weiter essen möchten. Können Sie Ihre Tochter wirklich mal nicht mitnehmen, halten Sie möglichst Blick- oder Sprachkontakt zu ihr, nachdem Sie sie bereits zu einer ansprechenden Aktivität angeregt haben. Sind die Türen geschlossen, weiß Ihre Tochter noch nicht, dass Sie dennoch in ihrer Nähe sind, sodass sie unter Verlustängsten leidet und zu weinen beginnt. Legen Sie Ihre Tochter abends müde ins Bett und haben Sie ein stets gleiches, nicht allzu langes Einschlafritual durchgeführt, stellen Sie sanfte Musik an, bzw. ziehen Sie ihr eine Spieluhr auf und bieten Sie ihr ein nach Ihnen duftendes Schnuffeltuch an. Bleiben Sie noch möglichst eine Weile im Zimmer (um auch Musik hören zu können?), ohne allerdings den Animateur zu spielen. Verlassen Sie dann den nicht völlig abgedunkelten Raum und lassen Sie die Tür angelehnt, da die gewohnten Alltagsgeräusche Ihrer Tochter vermitteln, nicht alleingelassen worden zu sein, sodass auch keine Ängste auftreten. Schreit sie dennoch, rufen Sie ihr von Weitem zu, dass Sie da sind und dass sie schön schlafen soll. Gehen Sie nach Möglichkeit nicht erneut in ihr Zimmer; es sei denn, Sie spüren, dass Ihre Tochter sich ängstigt. Weint sie "nur" aus Wut, wird sie bald aufhören und zunehmend erkennen, sich an Grenzen und Regeln zu halten. Zeigen Sie ihr keine begründeten Grenzen und Regeln auf, wird sie sie auch nicht lernen können.- Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo Rosenrot, ich möchte auch gern was dazu sagen, wenn ich darf. Deine Kleine ist natürlich jetzt mitten im schönsten Selbständigkeitsalter, das wir Erwachsenen unzutreffenderweise auch gern "Trotzalter" nennen. Grundsätzlich ist es ganz normal, wenn sie jetzt in allen möglichen Situationen ihren eigenen Willen entdeckt und ihn auch erproben und möglichst durchsetzen möchte - das ist angeboren. Auch meine Kinder haben in diesem Alter nicht gern länger als fünf Minuten im Hochstühlchen am Tisch gesessen und waren oft sehr ungeduldig und zornig. Auch längeres Spielen allein klappt normalerweise erst so mit zweieinhalb bis drei Jahren. Bis dahin fühlt man sich als Mutter manchmal wie ein Alleinunterhalter und Dauer-Bespaßer der Kinder - ich kenne das auch. Es könnte aber sein, dass Deine Kleine deshalb unzufrieden wirkt, weil Du Dich zu sehr von ihr manipulieren lässt. Sie muss zwar ihren Willen erproben, sie muss ihn aber keinesfalls dauernd durchsetzen und Euren Tagesablauf bestimmen dürfen. Das WILL sie auch gar nicht, denn bei allen Loslösungsbestrebungen braucht sie noch viel Halt und feste Regeln. Und das könnte im Alltag heißen: Wenn Du mit dem Auto mit ihr irgendwo hin fahren möchtest, dann tust Du das natürlich, ob sie nun motzt oder nicht. Es geht überhaupt nicht, dass Du auf solche Fahrten aus Angst vor ihrem Protest verzichtest. DU bist der Boss, das ist Deine Rolle und Deine Aufgabe. Was das Hochstühlchen angeht, so habe ich einen Kompromiss gefunden: 10 Minuten mussten meine Kinder in diesem Alter darin aushalten, danach durften sie den Tisch verlassen. Meine Kinder wollten zeitweise auch beide mit aufs Klo, um mich nicht eine Sekunde entbehren zu müssen. Ich habe aber meine persönlichen Grenzen, und die darf ich als Mutter wahren. Deshalb habe ich trotz lauten Protestes die Tür der Toilette hinter mit abgeschlossen. Nach einigen Tagen (und energischem Bollern an die Tür) haben die Kinder es dann akzeptiert. Es ist halt immer eine Gratwanderung, damit Eltern UND Kind sich zufrieden fühlen: Kleine Kinder müssen natürlich erleben, dass sie Einiges schon selbst entscheiden dürfen (Klamotten, Spielen, Einkaufen). Auf diese Weise fühlen sie sich respektiert und ernst genommen. Dennoch ist es für sie wichtig zu erleben, dass Mama und Papa letztlich die Regeln im Alltag bestimmen. Und es ist auch absolut unschädlich, wenn ein Kind erfährt, dass Mama Grenzen hat, die einfach nicht überschritten sondern respektiert werden. Es klingt übrigens so, als seist Du die überwiegende Zeit mit Deiner Tochter allein. Ich fand es in diesem Alter wichtig, zu Turn- und Spielgruppen zu gehen und möglichst viele Kontakte zu anderen Müttern mit Kindern zu pflegen. Wir waren zweimal die Woche bei den Turngruppen in der hiesigen Familienbildungsstätte. Zusätzlich haben wir uns noch einmal pro Woche mit einer Mutter und ihrem gleichaltrigen Kind getroffen (die wir im Spielkreis kennengelernt haben). Ich bin außerdem ständig mit meiner Tochter und später auch mit meinem Sohn im Auto herumgefahren, sie waren vor dem Kiga-Alter überall dabei. Oft haben wir auch Freundinnen von mir (mit und ohne Kinder) besucht etc. Grüßle, BB


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Hallo, ich bedanke mich ganz herzlich, dass Du Dir so viel Zeit für Deine ausführliche Antwort genommen hast! Es hilft mir wirklich weiter, was Du sagst, denn oft war / bin ich mir unsicher, ob ich nun meinen Willen "durchsetzen" soll, oder eben nicht. Wie das Bsp. mit dem Autofahren. Ich habe schon auf soviele Fahrten verzichtet, weil mir einfach Angst wurde, mit ihr unterwegs zu sein. Wir wohnen einige km von meinen Freundinnen weg und auf viele Besuche habe ich deswegen verzichtet. Das muss sich ändern. Du hast Recht, ich lasse mich manipulieren und teilweise regelrecht "in der Hand haben". Die Kleine weiß das sicher nicht, aber durch ihr Schreien und Bocken hat sie mich in der Hand. Ich gebe dann immer nach und befinde mich so wohl in einem Strudel, den ich unterbrechen muss. Also meinst du, ich kann sie ruhigen Gewissens mal ins Laufgitter stellen (so für 10 min vielleicht) und mal was anderes machen, was im Alltag nötig ist? Auch wenn sie schreit? Ja, ich bin überwiegend allein mit ihr, hier gibt es eine Spielgruppe, die findet allerdings nur aller 14 Tage statt, 1 Std jeweils. Dort gehen wir auch hin. Ich werde gleich damit anfangen, Dinge die uns beiden guttun, auch durchzuführen, wenn sie erst anscheindend nicht so mag. Melde mich später nochmal, Lene ist jetzt wach. Liebe Grüße!!!!!


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