MamiRatlos?
Sehr geehrte Frau Ubbens, mein ältester Sohn (5) war immer schon sehr mamibezogen: Ich war bis vor vier Monaten quasi „alleinerziehend“, da mein Partner und ich, nach zehnjähriger Fernbeziehung, erst im Sommer zusammengezogen sind; Papa war zuvor nur am WE anwesend und da meist auch nur stundenweise. Hinzukommt: Ich habe sechs Monate nach der Geburt wieder voll gearbeitet, mein Sohn wird seitdem fremdbetreut. Vor zwei Jahren dann Geburt seines Bruders – eine sehr schwierige Phase für mich, da Schwangerschaft und Geburt problematisch und ich keine Unterstützung hatte mit den Jungs. In dieser Zeit hat die Beziehung zu meinem Ältesten sehr gelitten, da ich einfach keine Kraft mehr hatte und auch keine Geduld. Wir hatten viel Streit, ich habe ihn oft angeschrien. Nun fürchte ich, dass damals viel Schaden entstanden ist – denn er klammert heute noch ziemlich extrem: Er möchte nicht alleine zu Kindergeburtstagen, schläft immer noch bei mir im Bett (mit seinem Bruder), will, dass Papa „weggeht“ etc. Neuerdings möchte er nun sogar abends mit mir duschen. Andererseits verhält er sich mir gegenüber dann wieder aggressiv, wenn etwas nicht nach seiner Nase geht – schreit & wütet & haut. Ich fürchte, dass sein Bindungsverhalten bzw. seine Loslösung gestört ist. Was kann ich tun, um ihm zu helfen? Herzliche Grüße, MamiRatlos?
Liebe MamiRatlos?, bis vor kurzem waren Sie alleine die engste Bezugspersoon für Ihren Sohn. Der Papa hat ihn immer wieder "verlassen". Er hat sich an Sie geklammert, damit Sie ihn nicht auch "verlassen". Er hat noch kein Vertrauen in die neue Situation fassen können. Auf der einen Seite wird er sich freuen, dass nun die ganze Familie zusammen wohnt, auf der anderen Seite traut er dem noch nicht so ganz und kann nicht einschätzen, ab wann es sich wohl wieder ändert. Versuchen Sie, das Selbstbewusstsein Ihres Sohne zu stärken. Loben Sie ihn, beziehen Sie ihn in die tägliche Hausarbeit ein, er wird sich wertvoll fühlen, er darf Entscheidungen treffen z. B. morgens entscheiden, ob er den blauen oder roten Pullover anzieht, laufen Sie mit ihm um die Wette usw. Fordern Sie Ihren Sohn heraus. Überlegen Sie auch, was Ihr Sohn eigentlich alleine kann und bestärken ihn darin, ohne ihm Entsprechendes gänzlich abzunehmen, z.B. etwas auszuschneiden: "Ich weiß, dass du den Kürbis alleine ausschneiden kannst. Ich helfe dir bei den Augen." Viele Grüße Sylvia
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