Sehr geehrte Frau Ubbens,
ich bin im Moment echt am Verzweifeln was das Verhalten unseres Sohnes (2 Jahre, 5 Monate alt) angeht. Er ist eigentlich ein aufgeweckter, pfiffiger Kerl, aber im Moment strapaziert er unsere Nerven bis aufs Äußerste.
Ich muss unsere besondere Situation etwas erklären:
Er wurde vor 2,5 Wochen am Ohr operiert so dass er im Moment nicht in die Kita darf. Dadurch ist er sehr unausgelastet da er seinem Bewegungsdrang offenbar nicht nachkommen kann. Ich versuche ihn stattdessen viel im Haushalt einzubinden, er darf beim Einkaufen helfen etc. Selbst eine Rutsche für das Kinderzimmer haben wir gekauft, welche er auch gerne nutzt. Leider ist im Moment das Wetter auch noch wirklich so blöd dass man kaum vor die Tür kann weil es ständig regnet (und er natürlich am Kopf nicht nass werden darf). Das schränkt die Beschäftigungsmöglichkeiten weiter ein. Auch fallen Beschäftigungen wie Buch lesen, CD hören usw. aus weil unser Kind gehörlos ist. Ein Besuch bei der Oma ist unter der Woche auch schwierig, da diese noch berufstätig ist (die andere Oma wohnt 100 km weit weg).
Gestern war es so schlimm, dass er zuerst anfing mit seinem Bobby Car gegen Wände und Türe zu fahren. Nach mehreren Ermahnungen (Mundbild "Nein" und Gebärde "Nein" + Gebärde "Schluss damit") habe ich ihm das Bobby Car für 5 Minuten abgenommen. Als ich es ihn wieder gegeben habe, hat er direkt weiter gemacht so dass es für den Rest vom Tag im Keller verschwand. Das führte dann dazu, dass er seine Spielzeugküche inkl. Inhalt durch die Gegend warf, den Handtuchhalter in der Küche fast abbricht etc.
Nachdem ich ihn ständig ermahnt und auch von den Sachen weggenommen habe, musste er dann in sein Zimmer. Das hat er natürlich nicht verstanden. Er stand dann am Treppenschutzgitter und hat geheult wie ein Schlosshund.
Ich habe ihm dann eine letzte Chance gegeben und ihn runtergeholt nachdem er sich beruhigt hatte. Kaum unten angekommen fing er an den Bilderrahmen an der Wand zu hauen.
Mir ist dann irgendwann der Kragen geplatzt. Es mündete das ganze am Ende darin, dass ich ihn gepackt und Bett fertig gemacht habe, auch wenn wir noch 1,5 Stunden zum Spielen Zeit gehabt hätten. Unser Kind lag dann weinend im Bett, weil er nicht mehr runter durfte und ich weinend nebenan, weil ich mich machtlos und kraftlos fühle. Mein Nervenkostüm ist halt aufgrund der schwierigen letzten Wochen und Monate mit mehreren Krankenhausaufenthalten inkl. zweier Operationen auch nicht das Beste.
Ich kann doch nicht alles wegräumen in der Wohnung? Letzte Woche waren wir bei Bekannten eingeladen, da hat er sich auch so daneben benommen, dass fast eine Porzellanvase zu Bruch gegangen wäre. Konsequenz ist für mich, dass ich ihn nicht mehr mitnehmen werde, sondern stattdessen bei der Oma abgebe. Leider nehmen ich ihm damit ja die Chance sich zu beweisen, dass er sich benehmen kann. Er muss doch auch mal akzeptieren, dass man manche Dinge nicht anfassen darf, weder zu Hause noch bei anderen Leuten.
Ihn in solchen Situationen zu anderen Spielen, wie Softball werfen, Seifenblasen pusten, Malen/Basteln zu ermuntern, ist dann aussichtslos.
Ich weiß im Moment nicht mehr was ich noch mit ihm machen soll, wenn er dieses Verhalten an den Tag legt.
Vielleicht wissen Sie noch Rat? Vielen Dank im Voraus.
von
ela0503
am 28.04.2016, 07:25
Antwort auf:
Erziehung eines gehörlosen Jungen (2 Jahre, 5 Monate)
Liebe ela0503,
meine Vorrednerinnen haben schon sehr gut geantwortet, dies werde ich in meiner Antwort nicht wiederholen.
Gehen Sie gut geschützt mit Ihrem Sohn nach draußen. Die Bewegung wird Ihnen Beiden gut tun. Ihr Sohn braucht den Ausgleich. Er ist es von den Zeiten in der Kita gewohnt. Ihm fällt zu Hause die Decke auf den Kopf. Versuchen Sie, sich viel mit ihm zu bewegen.
Ihr Sohn sucht sich augenscheinlich Beschäftigungen, bei denen er sich spüren kann, wie wenn er mit dem Bobby Car gegen Wände fährt. Wir hören die Geräusche, er spürt den Aufprall.
Tatsächlich kann Ihr Sohn ein ins Zimmer schicken oder gar ins Bett gesteckt werden, nicht verstehen. Selbst ein 5-jähriges (hörendes) Kind wäre darüber wütend und traurig.
Bieten Sie Ihrem Sohn in entsprechenden Situationen Alternativen zu einem Nein an. Z.B. können Sie sich als Tunnel in den Raum stellen und Ihr Sohn fährt mit dem Bobby Car unter Ihren Beinen durch. Auf diese Weise lenken Sie ihn davon ab, gegen die Wand zu fahren. In anderen Situationen ähnlich.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 28.04.2016
Antwort auf:
Erziehung eines gehörlosen Jungen (2 Jahre, 5 Monate)
Hallo
Es tut mir leid ,dass dein Kleiner zwanghaft so eingeschränkt wird aber ich finde es etwas erschreckend wie du diese schwere Zeit für deinen Sohn gestaltest .
Warum bitte sollte er nicht raus dürfen? Klar muss sein Ohr geschützt werden aber das kannst du doch ziemlich leicht arangieren indem du ihm eine Mütze und eine Kapuze drüberziehst und dann raus mit euch Zweien .
Ich hatte selber zig Operationen am Ohr und im Gesicht in dem Alter und durfte raus .Klar wäre ein Spielplatz jetzt nicht die beste Möglichkeit aber ein Park, ein Waldspaziergang ,ein Besuch im Zoo oder ein Spaziergang durch die Stadt stellt nun wirklich keine große Gefahr für deinen Sohn dar .Nehmt das Bobby car mit und lass ihn sich etwas auspowern.
Zu Hause braucht er Beschäftigung ,kneten ,malen ,basteln,Lego bauen oder ein Bilderbuch anschauen .
Bau mit ihm eine Höhle legt euch etwas rein denn Auszeiten sind ebenso wichtig wie spielen .
Das tut dir bestimmt auch sehr gut und du lernst wieder wie schön die Zeit mit ihm sein kann.
Das er überall drangeht ist völlig normal in dem Alter und ich weiß ,dass es mich auch ziemlich gestresst hat .Ich habe meinem Sohn eine Schublade überlassen die er ausräumen durfte und ihm sonst oft etwas in die Hände gegeben womit er sich beschäftigten konnte .
Damit hat es sich etwas mindern lassen.
Euch beiden fällt die Decke auf dem Kopf verständlich krankenhausaufenthalte und kranke Kinder sind für keinen leicht.
Liebe grüße und gute Nerven
von
MamavonJean9
am 28.04.2016, 12:16
Antwort auf:
Erziehung eines gehörlosen Jungen (2 Jahre, 5 Monate)
Hey , meine Tochter ist nahezu taub...ich weiß wovon du sprichst.
hat er Hörgeräte oder ein Chochlea Implantat oder macht ihr "nur" Gebärden?
Wenn man nichts hört ist man EXTREM schnell frustriert, weil man sich so abgeschnitten fühlt von der Umwelt und vieles nicht mitkriegt.
Man braucht sehr viel Energie um alles mitzukriegen und ggf zusammen zu reimen,was gerade passiert.
Bei Älteren kommt oft Misstrauen dazu (die reden hinter meinem Rücken)
Im Kiga ist alles wahrscheinlich sehr strukturiert, da ist er besser orientiert als in er Sondersituation zu Hause (I-KIta???)
Er testet nur seine Selbstwirksamkeit und fühlt sich über das Wilde und vielleicht mag er es, das laute "BUMM" zu hören, wenn er schon sonst nix hört? (oder ist er 100% taub?)
Hast du Anbindung an ein Landesbildungshörzentrum? Oder sowas? Welchen Kiga besucht er?
Und er ist einfach auch 2, 5 Jahre alt. Das ist das "beste Alter"....Trotz und Wild und alles...
Kannst mir schreiben!
Maxi
von
blessed2011
am 28.04.2016, 12:16
Antwort auf:
Erziehung eines gehörlosen Jungen (2 Jahre, 5 Monate)
Unser frisch operiertes Kind darf auf Anraten des Arztes nur bei gutem Wetter raus. Wir würden jeden Tag raus gehen wenn es nicht wie aus Kübeln seit Tagen Regnen oder sogar schneien würde. Da hilft die beste Mütze nix...
von
ela0503
am 28.04.2016, 22:17