Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Wutanfälle und schreien / weinen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Wutanfälle und schreien / weinen

BarbaraT

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Guten Tag Frau Henkes, Vielen lieben Dank für Ihren letzten Input, wir versuchen es zu berücksichtigen. Leider hätte ich eine weitere Frage. Wie geht man am besten mit Wutanfällen um? Diese steigern sich derzeit permanent. Auch wenn sowas jedes Kind macht. Bei unserer 2.75 jährigen ist derzeit alles fast ein Auslöser. Sie will Schokolade und ich sage nein oder auch nein, erst als  Nachspeise nach dem Abendessen: sie explodiert. Sie will mein Handy um zu spielen sie ruft die Oma an, ich sage nein und biete ihr ihr Spielzeug Telefon an. Sie wird sauer, schreit und weint bis dass sie heiser ist, wirft sich mit voller Wucht auf den Fließenden, dass ich ganz Angst habe, wirft ihr Spielzeug Telefon mehrmals mit voller Wucht durch das Zimmer, haut, und schreit Sachen wie 'ich will aber,' 'das könnt ihr nicht machen', usw das geht oft wirklich für 15 Minuten oder länger.  Was hinzukommt, aber eher in anderen Situationen, wo sie nicht so dermaßen neben der Spur wirkt: sie will etwas, sie weint- aber manchmal klingt das weinen anders, nicht echt, da sind auch nicht wirklich Tränen, sondern sie macht einfach die Heulboje. Aber mit 100 Dezibel und so, dass der 3 monatige Bruder aufwacht.  In beiden Fällen versuche ich zu begleiten, oder einfach da zu sein, aber manchmal bin ich mir nicht sicher, ob das in der jeweiligen Situation wirklich zielführend ist, für sie und für uns.  Z.b wacht sie oft nachts auf derzeit und da weint sie auch, weil nichts passt. Falscher Schlafsack, falsches Wasser, wir sollen das andere holen, sie will ins Familienbett (sie schläft bei sich, weil sie das möchte, oft schläft mein Mann mit bei ihr, aber wann sie will kommen beide ins Familienbett), nein sie will wieder zurück in ihr Zimmer, aber mit Mama. Ich muss aber ja beim Kleinen bleiben wegen stillen. Und nichts ändert es, dass sie ewig heult und schreit. Das weckt den kleinen und manchmal werde ich sauer.  Auch wenn ich Verständnis habe, dass es viel war für sie in letzter Zeit und sie ein tolles kleines Kind ist.... es wäre schon schön, wenn gefühlte 5h am Tag nicht sowas ist und wenn man irgendwas machen könnte, was es besser macht oder hilft.  Haben Sie Rat? Vielen Dank und schöne Grüße 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, solche Phasen können wirklich sehr anstrengend sein für alle Beteiligten. Ihre Tochter ist gerade noch mit der Entthronung durch den kleinen Bruder beschäftigt, die sie verkraften muss. Da kommt gleichzeitig die sogenannte Trotzphase. Jetzt probieren Kinder erstmals intensiv ihren Willen aus und testen Grenzen. Für Erwachsene ist es völlig klar, dass der kindliche Wille oft gebremst werden muss, manchmal schon allein wegen der Gefahrenabwehr. Ein zweijähriges Kind kann das noch nicht erkennen. Es hat eben erst entdeckt, welch mächtiges Werkzeug der eigene Wille sein kann, da wird er schon eingeschränkt und beschnitten. Für ein Kind bedeutet das ständige Frustrationen. Die gehören zur Entwicklung unbedingt dazu, aber das Kind hat die notwendige Frustrationstoleranz, mit der man diese Frustrationen ertragen kann, noch nicht gelernt. Das ist ein langwieriger Prozess, aber ihreTochter kann jetzt beginnen diese zu erlernen. Dazu ist es ganz wchtig, dass sie sich von Ihnen in ihren heftigen Gefühlen verstanden fühlt und dass Sie sie da hindurch begleiten, wie Sie das beschreiben. Ich kann gut verstehen, dass Sie sich diesbezüglich manchmal unsicher sind, ob das zielführend ist. Das ist es auch nicht immer sofort. Ich wüsste aber nichts anderes, was dem Kind hilft, mit diesen heftigen Gefühlen fertig zu werden und etwas Sinnvolles daraus zu lernen. Strafen oder Zwang würden dazu keinen Beitrag leisten. Mit Ihrer und des Vaters Unterstützung kann Ihre Tochter lernen, welche Möglichkeiten es gibt, aus der Wut herauszufinden und Verhaltensalternativen entdecken. Da hilft auch Ihr Vorbild. Zu verstehen, wie schwierig diese Konflikte für ein Kind sind, bedeutet nicht, alles zu tun, was das Kind will. Hier ist die Haltung der liebevollen Klarheit wichtig, zu der Dr. Nohr einen Beitrag auf unserer Seite geschrieben hat. So ist es sicher sinnvoll, dass Ihr Mann bei Ihrer Tochter schläft, wenn sie nachts aufwacht und Angst hat. Aber eine Zweijährige kann nicht bestimmen, wann es ins Familienbett geht oder wieder zurück. Das können Sie Ihrer Tochter zunehmend auch schon erklären. Oft hilft es, sich schon vorher in einem ruhigen Moment zu überlegen, wie man bestimmte Dinge am besten anspricht, damit es deesaklierend wirkt. Für Kinder in dieser Phase ist es außerdem wichtig, dass sie ihren Willen auch mal durchsetzen können. Das hilft bei der Entwicklung von Selbstwirksamkeit. Je gelassener Sie Ihre Tochter durch diese Phase begleiten können, umso mehr wird Sie spüren und akzeptieren, dass die Erwachsenen die Richtung bestimmen. Daran kann sie sich orientieren und sich geschützt fühlen. Gönnen Sie ihr die Krokodilstränen und trösten Sie Ihre Tochter wie sonst auch. Auch Wut kann jemanden zum Weinen bringen. Es ist übrigens nicht schlimm, wenn Sie in solch anstrengenden Konflikten auch mal sauer werden. Ihre Tochter kann allmählich beginnen zu erleben, dass auch Eltern Grenzen haben, auch Grenzen der Geduld. Diese Erfahrung ist für die Entwicklung ebenfalls wichtig, um später soziales Einstimmungsvermögen zu erwerben. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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