Storyx
Liebe Frau Henkes, unsere Tochter ist gerade 2 ¾ geworden. Schon seit vielen Monaten provoziert sie viel, aber in den letzten zwei, drei Monaten tritt dieses Verhalten mehrfach täglich auf. Wenn wir sie zu etwas auffordern, macht sie gezielt das Gegenteil davon. Ein paar typische Beispiele von vielen: - „Bleib bitte aus der Küche draußen, tritt nicht in die verschüttete Milch“ – Sie macht sich einen Spaß und tritt kichernd gezielt hinein. - Sie gießt gezielt den Inhalt ihres Trinkbechers auf den Boden, gerade auch dann, wenn wir sie schon dazu aufgefordert haben, es sein zu lassen. - Sie wehrt sich fast jedes Mal mit Händen und Füßen gegen Zähneputzen, Wickeln, Eincremen etc. Wir stellen ihr immer frei, selbst mitzumachen, aber sie möchte in solchen Situationen einfach in Ruhe gelassen werden, möchte es weder selbst versuchen noch uns die Tätigkeit durchführen lassen. Teilweise macht es ihr Spaß, sich so zu verhalten, es ist dann wie ein Spiel für sie. Teilweise ist sie aber auch richtig verbissen bei der Sache, versucht sich zu erkämpfen, was sie nicht tun soll. Dazu zwei Fragen: 1. Wir versuchen, wenn möglich, Konsequenzen aufzuzeigen: „Wenn du dich nicht mit Sonnencreme eincremen lässt, können wir nicht mehr auf dem Spielplatz bleiben und müssen nach Hause gehen.“ In den meisten Fällen gibt es aber keine Konsequenz, die in direktem Zusammenhang steht – siehe etwa das erste Beispiel mit der Milch in der Küche. Wir könnten dann nur mit anderen Konsequenzen drohen, die keinen Zusammenhang mit ihrem Verhalten haben (z.B. „Wenn du in die Milch trittst, gehen wir nachher nicht auf den Spielplatz“), aber wir wissen aus der Theorie und eigener Erfahrung, dass das nicht weiterhilft. Haben Sie eine Empfehlung, wie wir altersgerecht auf provozierendes Verhalten in Situationen eingehen können, in denen eben keine direkte Konsequenz ableitbar ist? 2. Wir versuchen oft, unserer Tochter zu erklären, warum wir wollen, dass sie XY tut oder nicht tut. Allerdings haben wir nicht das Gefühl, dass sich dadurch ihr Verhalten ändert. Obwohl sie sprachlich sehr fit ist und uns sprachlich versteht, kann sie vielleicht inhaltlich nicht so recht nachvollziehen, was wir meinen. Sie versucht auch stets abzulenken oder uns zu ignorieren, wenn wir ihr so etwas erklären. Ab welchem Alter sind Kinder in der Regel so weit, dass sie solche Erklärungen nachvollziehen und akzeptieren können? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort!
Guten Tag, Ihre Tochter befindet sich in der Trotzphase. Sie merkt, dass sie Handlungen nach eigenem Willen ausführen kann, auch wenn sie etwas Anderes wollen. Das ist für Ihre Tochter das wichtige Motiv. Es geht ihr nicht ums provozieren sondern ums Selbsterleben, um Handlungskompetenz. Wenn Sie davon ausgehen, können Sie anders auf Ihre Tochter eingehen und werden sich nicht ärgern. Selbstverständlich soll sie trotzdem nicht in die verschüttete Milch treten oder ihren Becher gezielt ausgießen. Bestätigen Sie Ihrer Tochter, dass sie schon eine Menge kann, auch das, was sie nicht wollen. Sagen Sie Ihrer Tochter in der Situation deutlich, was sie nicht darf. "Lass das. Das darfst du nicht." Sie können dabei ein strenges Gesicht machen. Erklären müssen Sie das nicht. Sie haben ja die Erfahrung, dass es nichts nutzt, weil der Drang zum Handeln stärker ist. Hindern Sie Ihre Tochter aktiv daran, in die Milch zu treten, indem Sie sie aus der Küche bringen. In diesem Alter nutzt es nicht zu warten, bis ein Kind zuhört. Das will es ja gerade nicht. Zweijährige verstehen "wenn-dann" Konsequenzen nicht. Erklären Sie Ihrer Tochter: "Wir cremen dich mit Sonnencreme ein und dann können wir sofort gehen." Dann warten Sie geduldig, bis sie sich eincremen lässt. Entsprechendes werden Sie für ähnliche Situationen finden. Erklärungen nutzen bei Zweijährigen noch nicht. Sie sind auch nicht nötig. Ihre Tochter soll etwas tun oder lassen, weil Sie das wollen. Sie darf sich an ihrer Wirkmächtigkeit freuen, muss aber lernen zu akzeptieren, dass Sie als Eltern die Bestimmer sind. Zu dieser Haltung gehört, dass Ihre Tochter die Sicherheit hat, dass Sie nur Sinnvolles bestimmen. Mit der weiteren Entwicklung kommen dann Ihre Erklärungen für Ihre Forderungen an Ihre Tochter dazu. Die Trotzphase kann für Eltern und Kinder sehr anstrengend und fordernd sein. Sie geht jedoch vorüber und Ihre Tochter kann gestärkt daraus hervorgehen, wenn sie die Entwicklungsaufgaben dieser Phase mit Ihrer Hilfe gut bewältigt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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