Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verhalten 3 jähriges Kind

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verhalten 3 jähriges Kind

k_ristina

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Guten Tag Frau Henkes! Mein Sohn ist 3 Jahre und 4 Monate alt. Mir ist aufgefallen, dass er seit ein paar Wochen ein ziemlich anstrengendes und grauenhaftes Verhalten aufweist und ich nicht mehr weiß, wie ich noch darauf reagieren soll. Mir ist bewusst, dass er mit seinen Gefühlen noch nicht umgehen kann, dass er selbtständiger werden möchte und auch die Grenzen testet. Tagsüber gibt es Phasen wo er einfach gar nicht gehorcht, Sachen absichtlich macht, die mein Mann und ich nicht mögen oder er uns haut. Zum Beispiel schüttet er Wasser aus, will es aber nicht wegwischen (auch nicht mit uns zusammen); Isst etwas Süßes, obwohl ich es nicht erlaube; Wirft Sachen die Treppe hinunter, obwohl er weiß, dass wir das zu Hause nicht machen, da es jemanden vl. auf den Kopf trifft oder die Sache kaputt wird; Nimmt seinem Bruder (7 Monate alt) die Spielsachen aus der Hand oder umarmt ihn absichtlich sehr fest oder klopft ihm fester auf den Kopf, sodass der Kleine weint.; Wirft Sachen hinter die Couch, sodass wir die Couch immer wieder wegschieben müssen um die Sachen zu holen. Wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht, dann wird er wütend bzw. wirft Sachen um sich herum. Wenn etwas nicht klappt, dann will er zwar Hilfe haben, aber es darf ihm keiner helfen. Manchmal haut er uns einfach so oder weil ihm etwas nicht passt und ich sage zu ihm, dass er aufhören soll, da es uns weh tut, aber er steigert sich dann noch mehr hinein und haut weiter. Ich weiß nicht mehr, wie wir auf sein Verhalten reagieren sollen bzw. was wir sagen sollen, da er uns in diesen Momenten nicht wahrnimmt und ihm alles egal ist. Wir sagen es ihm ein paar Mal ganz normal, erklären es ihm und setzten auch Grenzen, aber irgendwann erreichen auch wir den Punkt wo wir lauter werden und eigentlich drohen müssen, da alles andere nichts bringt, obwohl wir es nicht auf diese Art und Weise klären wollen. Mein Sohn antwortet zwar immer nur mit NEIN und lächelt uns an oder er geht weg und wenn wir dann drohen, dann fängt er an zu weinen. Wenn er zB. etwas die Treppe runter wirf, dann biete ich ihm etwas Anderes zum Werfen an, aber das möchte er nicht, denn er möchte diese bestimmte Sache die Treppe runter werfen. Gestern hat er einen Deckel von einer Schüssel nicht zumachen können und hat mich dann geschlagen. Ich habe ihm gesagt, dass er bestimmt wütend ist, weil er es nicht zumachen konnte und ich möchte, dass er mich nicht haut, da mir das weh tut, aber er hat weiter gemacht. Was können wir noch machen/sagen? Danke. LG Kristina 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn scheint gerade in einer intensiven Trotzphase zu sein. Das kann für Kind und Eltern eine schwierige Zeit sein. Dreijährige entdecken ihren Willen und wollen ihn erproben. Das ist für die psychische Entwicklung notwendig, da Kinder so selbständiger werden und sich aus der großen Abhängigkeit von den Eltern mehr und mehr lösen können. Wenn Kinder an dieser Willensausübung gehindert werden, sind sie verständlicherweise wütend und frustriert. Mit dieser Frustration können sie jedoch noch nicht umgehen. Frustrationstoleranz müssen sie erst lernen. Dazu benötigt Ihr Sohn Ihre Unterstützung. Zeigen Sie ihm Ihr Verständnis, wie Sie es hier beschrieben haben, und trösten Sie ihn. Begrenzen Sie ihn jedoch da wirksam, wo er Sie körperlich attackiert. Sie können einen Dreijährigen festhalten oder ihn aus Ihrer (oder des kleinen Bruders) Nähe entfernen, damit er keinem mehr schaden kann. Das ist auch für Ihren Sohn wichtig, da er Ihnen sicher nicht schaden möchte, und Sie das auf diese Weise verhindern. Nehmen Sie ihm das Wasser weg, bevor er es ausschüttet. Verstauen Sie Süßigkeiten grundsätzlich so, dass er nicht an sie herankommt. Lassen Sie für eine Weile die Sachen hinter der Couch liegen. Sie können Sie holen, wenn er nicht dabei ist. Dann verliert sein Verhalten vermutlich die große Bedeutung. Ihr Sohn kann merken, dass Sie sein Verhalten gelassen ertragen und er Sie nicht mehr damit provozieren kann. Helfen Sie ihm, sozial akzeptierte Möglichkeiten zu finden, um Frustrationen besser zu ertragen. Bieten Sie ihm jedoch möglichst nichts Verwirrendes an. Wenn er nichts die Treppe herunterwerfen darf, gibt es dafür auch keine erlaubte Alternative. Das kann ein Dreijähriger noch nicht verstehen. Sie werden vermutlich Ihren Sohn eine Weile sehr gut im Auge behalten müssen, um ihn selbst vor den Folgen seiner Wut zu schützen. Kinder erwarten von ihren Eltern, dass diese stärker sind als sie. Sie spüren, dass es noch nicht durchgängig nach ihrem Willen gehen kann. Sie sind klein und schwach und brauchen starke Eltern, die ihnen gewachsen sind, die Richtung weisen und Schutz bieten. Möglicherweise spielt beim Verhalten Ihres Sohnes auch die Geschwisterrivalität noch eine große Rolle. Ihr Sohn hat Angst, Ihre Zuwendung und Aufmerksamkeit an den Bruder zu verlieren und sichert sich durch sein provokatives Verhalten Ihre Aufmerksamkeit in besonderem Maße. Auch diesbezüglich brauchen Sie Geduld. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie ihn so weiterlieben wie zuvor. Geben Sie ihm möglichst viele Gelegenheiten, in denen er Selbstwertgefühl erwerben kann. So kann er Ihnen helfen oder bei Aktivitäten mitmachen, bei denen er stolz und zufrieden mit sich sein kann (und Sie auch). Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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