Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verabschiedung und Bindung

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verabschiedung und Bindung

Sk91

Hallo Frau Henkes, Ich fange in einer Woche wieder an zu arbeiten und Papa übernimmt daheim unsere 9 Monate alte Tochter. Nun weiß ich, dass man sich eigentlich deutlich verabschieden sollte vom Baby. Wenn ich ins Büro fahre, wird sie allerdings wahrscheinlich noch schlafen. Ist es ok, wenn ich dann ohne Abschied ins Büro fahre, ggf. nachdem ich sie nochmal zum Weiterschlafen gestillt habe? Bei Papa war es bisher auch so, da haben wir uns nie Gedanken drum gemacht.  Zudem frage ich mich, ob in diesem Alter schon eine gute oder schlechte Bindung festgestellt werden kann. Unsere Tochter freut sich meistens deutlich, wenn Papa den Raum betritt. Wenn ich allerdings nach z.B. dem Einkaufen wiederkomme, während sie bei Papa war, freut sie sich manchmal ein bisschen, manchmal  nicht wirklich, und einmal hat sie sogar geweint (da habe ich sie gleich gestillt und alles war wieder gut). Das macht mir etwas Sorgen, oder ist es normal, da sie mich momentan immer hat, und Papa besonders ist? Ich möchte nun einfach beim Wiedereinstieg in die Arbeit alles dafür tun, dass sie trotzdem eine gute Bindung zu mir hat. Danke für Ihre Arbeit hier und viele Grüße   


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie können unbesorgt ohne Abschied ins Büro fahren, wenn Ihre Tochter dann noch schläft. Signalisieren Sie ihr, dass Sie bald wiederkommen, falls es einen passenden Moment dafür gibt. Das wird ausreichen. Ihre Tochter versteht noch nicht, was passiert. Für sie ist es wichtig, dass sie in Ihrer Abwesenheit gut versorgt ist. Das ist bei Ihnen gesichert. Bei berufstätigen Eltern zählt die Qualität der Zuwendung zum Kind mehr als die Dauer des Kontakts. Wenn Sie nach der Arbeit Gelegenheiten finden, sich intensiv mit Ihrer Tochter zu beschäftigen, wird die Bindung nicht leiden. Durch das Stillen ist der enge Kontakt ja bereits vorgegeben. Die Bindung Ihrer Tochter an Sie wird eine gute sein. Gestillte Kinder, deren Eltern sich um eine möglichst ausreichende Befriedigung der frühkindlichen Bedürfnisse bemühen, haben in der Regel eine gute Bindung an die Eltern. Es ist ganz normal, dass mal einer "bevorzugt" wird.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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