Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Umgang mit Kritik, fühlt sich immer benachteiligt

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Umgang mit Kritik, fühlt sich immer benachteiligt

Ivenhoe

Guten morgen Frau Henkes Mein Sohn ist 7 Jahre alt. Er macht mir Sorgen, weil er immer extrem schnell sauer wird. Er fühlt sich sehr schnell angegriffen und benachteiligt. Auch Kritik erträgt er überhaupt nicht. Zb wenn die Geigenlehrerin etwas korrigieren möchte hat er das Gefühl er sei offenbar schlecht. Auch wenn ich zb bei Hausaufgaben möchte, dass er 2 Buchstaben nochmals schöner schreibt, ist er gleich beleidigt und hat das Gefühl, er sei halt blöd. Im Spiel mit anderen Kindern haben alle einen Vorteil nur er nicht. "Alle sind gemein zu mir." Das Problem sind immer die andern. Im Handball spielen bekommt natürlich immer am wenigsten den Ball etc.  Andererseits ist er extrem interessiert, kann sehr charmant sein und kann sich sehr gut ausdrücken. Seine Launen switchen aber so schnell zwischen liebenswert und sauer hin und her, dass wir manchmal kaum nachkommen.  Wie können wir ihm helfen zu begreifen, dass nicht die ganze Welt gegen ihn ist? Er verbaut sich mit seinen Reaktionen so viel.  Ich hoffe, Sie haben einen Tipp für uns. Freundliche Grüsse Ivenhoe  


Ingrid Henkes

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Guten Tag, offenbar hat Ihr Sohn noch kein stabiles Selbstgefühl und damit auch noch kein durchgehendes Selbstwertgefühl. Das ist in diesem Alter aber völlig in Ordnung. Er kann sich noch nicht so annehmen, wie er ist, nämlich mit all seinen Stärken aber auch seinen Schwächen. Es geht also weniger um Begreifen als um Erfühlen. Wenn er eine (auch vermeintliche) "Schwäche" an sich feststellt, fühlt er sich sofort ganz entwertet. Er kann sich derzeit nur akzeptieren, wenn er gut ist, möglichst sogar besser als die anderen. Sie können Ihren Sohn unterstützen, indem Sie ihm vermitteln, dass er für Sie immer genau so richtig ist, wie er ist. Durch Ihre Haltung können Sie Ihrem Sohn dabei helfen, milder zu sich selbst zu sein. Ich weiß ja nicht, ob Sie Ihre Erwartungen an Ihren Sohn als anspruchsvoll bezeichnen würden. Aber für mich würde auch dazugehören, dass zwei "nicht so schöne" Buchstaben nicht neu geschrieben werden müssen. Sie müssen noch nicht mal erwähnt werden. Ganz okay ist auch okay. Sie erwähnen es nicht extra, aber ich entnehme Ihrer Frage, dass Ihr Sohn ein Einzelkind ist. Da kann es schon mal zu Schwierigkeiten mit der Anpassung in Gruppen kommen. Einzelkinder müssen sich ja zu Hause nicht mit Geschwistern messen und abstimmen. Sie können mit Ihrem Sohn über diese Situationen ins Gespräch kommen. Hier ist es oft hilfreich, dem Kind seine (verzerrte) Wahrnehmung nicht auszureden sondern fragend Alternativen zu entwickeln. Fragen Sie Ihren Sohn, warum die anderen Kinder denn gegen ihn sein sollten. Wenn die anderen gegen ihn wären, würden sie Ihren Sohn ja gar nicht mitspielen lassen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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