Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Trauriges Verhalten

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Trauriges Verhalten

Lemi1215

Hallo Herr Nohr, mich quält seit längerem die Frage, wie ich mit dem Verhalten meiner Tochter umgehen soll. Sie ist schnell überfordert.Sie weint viel und kann schlecht mit Kritik umgehen. Möchte alles sofort beim ersten Mal können. Ich selber kenne mich so auch. Ich kann schlecht nein sagen und bin dann überfordert. Spiegelt sie mein Verhalten einfach wieder oder sind es ernste Probleme. In die Schule geht sie nicht gerne weil Lehrer/Schüler sie unter Druck setzen. Sie wäre zu langsam. Allerdings ist sie nur sehr hilfsbereit und hilft erst den anderen und macht dann ihre Arbeit. KiA sagte sie kann sich sehr gut konzentrieren, Schule sagt sie ist auffällig. Sie sagt in Abständen von ca nem halben Jahr, dass sie lieber nicht geboren wäre oder sie lieber ein Tier wäre. Dann würde sie nichts falsch machen. Das trifft mich schon sehr. Ich mecker schon viel mit ihr wenn ich selber überlastet bin aber entschuldige mich immer sofort bei ihr und will selber in Behandlung gehen. Soll ich mit ihr auch weitere Schritte eingehen oder erst einmal abwarten. Sie ist schlau, kann aber unter ihren traurigen Schüben nicht 1+1 rechnen. Und das zeigt sie auch in der Schule. Hier rechnet sie dann aber manchmal so ausm stehgreif dann wieder 35+57 im Kopf .Ich bin wirklich sehr verzweifelt. Was kann ich tun?


Hallo, leider schreiben Sie nicht, wie alt Ihre Tochter ist. Ich nehme mal an zwischen 6 und 10 Jahren. Problematisch sind nicht einzelne Sätze oder Verhaltensweisen. Ich glaube eine große Schwierigkeit besteht darin, dass solche Sätze und Handlungen eine Reaktion bei Ihnen hervorruft (am ehesten die Angst, hoffentlich geht es ihr nicht wie mir), die sich dann wieder in Ihrem Verhalten spiegelt und unbewusst die Haltung der Tochter bestärkt. Man kann auf den Satz, ich würde besser tot oder ein Tier sein, verschieden reagieren. Zum einen mit Verunsicherung und Angst und dann versucht man das Kind davon zu überzeugen, wie falsch das wäre. Oder man sagt z.B. "das fände ich aber schade, dann könnten wir ja gar nicht..., oder "ja manchmal ist einem alles zu viel, das kenne ich auch. Was ist es denn gerade bei dir?" . Die erste Reaktion verstärkt negativ, die zweite relativiert, zeigt Bedauern und emotionale Beteiligung und ermöglich einen hilfreichen Austausch. Wie wäre es, wenn Sie versuchten, nicht nach "negativen Gemeinsamkeiten" zu suchen, sondern Ihr Kind an den Stellen zu unterstützen und die Situation zu entdramatisieren, an denen sie merken, dass Ihr Kind nicht gut klar kommt und Hilfe braucht? Das könnte Ihnen beiden die Situation erleichtern und vielleicht auch Ängste mindern, weil es die Erfahrung von guten Lösungen ermöglicht. Dr.Ludger Nohr


Lemi1215

Hallo Herr Dr. Nohr, sie ist 8 Jahre und spricht schon seit ca 2 Jahren über diese wiederkehrenden Gedanken. Ich werde Ihren Rat annehmen und es beim nächsten Mal ausprobieren. Sie macht sich halt selber sehr viel Druck, der eben auch durch Lehrer, Mitschüler und mich bestimmt auch bestärkt wird. Sie fühlt sich nie gut genug und dass ist vollkommenen falsch. Sie ist so wunderbar. Doch oft kann ich diese Situationen nicht aushalten, wenn sie sich so schlecht macht und falle dann eben in dieses Meckern. Was eben nicht hilfreich ist. Wahrscheinlich mache ich mir zu viele Gedanken , aber es belastet mich eben schon. Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.


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