Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Thema Primäre Bindung

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Thema Primäre Bindung

Nancy27

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Guten Tag liebe Experten, mich beschäftigt die Frage, ob ich als primäre Bezugsperson in irgendeiner Weise eine Konkurrenz bezüglich der Zuneigung meiner Tochter zu mir befürchten muss. Ich beschreibe kurz die Ausgangslage: Tochter 10 Monate, gestillt, viel getragen, schläft neben mir, enge Bindung, fremdelt schon mit 4 Monaten (weinte, wenn jmd außer Papa oder Mama sie nahm). Im Moment wird Papa immer interessanter. Sie streckt Arme nach ihm aus, wenn er reinkommt. Ist viel zu Hause wegen Home Office. Also regelmäßiger kurzer Kontakt. Ich kümmere mich ausschließlich um Tochter, wickeln, stillen, einschlafen sind komplett meine Bereiche. Großmütter und Uroma sind regelmäßig zu Besuch. Eine Oma 1-2mal die Woche für 2-3std, eine Oma ca jede 3 Wochen für 3 Tage. Bis jetzt werde ich gesucht und sie weint oft, wenn ich aus dem Raum gehe. Wenn ich mich wegschleiche, geht es zeitweise mit Ablenkung gut. Hört sie mich, will sie zu mir. Ich genieße diese enge, exklusive Bindung sehr und Frage mich, ob und in welchem Maße diese so vertraut bleiben kann. Ich war früher total anhänglich an meine Mutter und nun Hänge ich sehr am Baby. Müsste ich bei längerem Kontakt zu Verwandten damit rechnen, dass ich weniger wichtig für mein Kind werde? Mit freundlichen Grüßen , Nancy


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Liebe Nancy, da müssen Sie sich erstmal keine Sorgen machen, Sie werden noch lange die wichtigste Person sein. Aber ich möchte die Gelegenheit Ihrer Frage nutzen und auf eine andere "Gefahr" hinweisen, die ich für sehr bedeutend halte (und die nichts mit Ihnen zu tun haben muß). Die Gefahr, das Kind zu sehr festzuhalten, es zu sehr für sich und die eigenen Nähewünsche zu brauchen und zu beanspruchen. Das kann für die Entwicklung des Kindes schwierig werden, wenn seine zunehmenden, neugierigen Weg-Bewegungen (räumlich und auch zu anderen Personen), von den Bezugspersonen nicht wohlwollend und unterstützend begleitet werden. Das ist je nach Altersstufe sehr unterschiedlich und diese Frage kann über die Kinder- und Jugendzeit bedeutsam und wirksam sein. Es ist immer wieder eine schwierige Herausforderung (auch abhängig von der eigenen Erfahrung), die kindlichen und die eigenen Bedürfnisse auseinanderhalten zu können. Loslassen können ist auch ein Aspekt der Bindung. "Wenn sie klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel". Ich hoffe dieser zusätzliche Hinweis ist ok und ist vielleicht auch nützlich. Dr.Ludger Nohr


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