Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Richtiger Umgang mit Wutanfällen / 11 Monte

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Richtiger Umgang mit Wutanfällen / 11 Monte

Susan1312

Hallo Herr Dr. Nohr, meine Tochter elf Mo. bekommt immer stärkere und immer öfter richtige Wutanfälle- d.h. Sie schreit wie am Spieß und schmeißt den Kopf nach hinten, macht ihren Körper ganz steif. Man muss sehr aufpassen dass sie sich nicht verletzt. Auslöser - sie darf etwas nicht haben was sie gern möchte. Ich weiß, dass dies zu dieser Alters(Phase) dazu gehört aber wie am Besten damit umgehen? Hat das schon was mit Autonomieentwicklung zu tun? Ich würde mich freuen von ihnen ein kurzes Feedback zu unseren Reaktionen auf diese Anfälle zu erhalten. Situation 1: sie hat etwas nicht hin bekommen und sie hat sich steif gemacht und geschrieen. Ich habe sie ganz sanft auf den Boden (Wohnzimmer) gelegt, weil wir da gespielt haben, meine Hand auf ihren Bauch gelegt und beruhigend mit ihr geredet, sie aber schon bocken lassen. Nach ein paar Minuten konnte ich sie dann auch ablenken und wir haben weiter gespielt. Situation 2 (mit Papa):sie durfte etwas nicht haben und hat wieder gebockt, hat in ihrem Kinderzimmer gesessen und geschrien, Papa ist dann in Sichtnähe geblieben, hat sich aber kurz von ihr abgewandt und erst als sie sich etwa beruhigt hat wieder zurück ins Zimmer um weiter zu spielen. Sind unsere Reaktionen ok, oder richten wir damit schaden am Urvertrauen an?Ist das verwöhntes Verhalten?Sie ist schon jetzt sehr bestimmend, zeigt klar wenn sie etwas will. Liebe Grüße Susan


Liebe Susan, was Sie beschreiben, würde man noch nicht als die typische Autonomiephase benennen, aber eigentlich beginnt die Entwicklung des eigenen Willens viel früher. Und das erleben Sie gerade (bekannt ist ja auch das sog. Wegschreien der Säuglinge/KK). Die Kunst ist in solchen Situationen so zu reagieren, dass Ihre Tochter verschiedene "Informationen/Signale" bekommt. Zum einen, es geht nicht immer und alles, wie sie es gerade möchte (da gibt es dann Unterschiede weil es gar nicht geht, oder (dann relativ), weil man es nicht möchte). Gleichzeitig darf und soll sie merken, dass sie wünschen/fordern darf, und sie deshalb weder abgelehnt noch bestraft wird. Da sind wir wieder bei der liebevollen Klarheit. Wenn das in den beschriebenen Situationen für Ihre Tochter auch wahrnehmbar war, dann ist das ganz OK, auch, dass es bei den Eltern unterschiedlich abläuft. Es ist also nicht nur die Handlung, sondern besonders die Haltung, die im Kontakt wirksam ist. Dr.Ludger Nohr


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