Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Mutismus - Therapie vs. Entwicklung

Dr. med. Rüdiger Posth

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Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Mutismus - Therapie vs. Entwicklung

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Hallo Herr Dr. Posth, ich lese in letzter Zeit vermehrte Anfragen bzw. Berichte über mutistische Kinder. Auch unsere Tochter hat anfangs (4- 6Monate ) im KiGa nicht gesprochen, dank einer tollen Erzieherin, die eine sehr liebevolle Art hat, ist mein Kind im KiGa sehr offen und selbstbewusst geworden. Sie kommuniziert mit allen und kann sich bei Bedarf verteidigen. Nun zu meiner eigentlichen Frage: Ich habe das Gefühl, dass bei schweigenden Kindern zu vorschnell die Diagnose Mutismus gestellt wird und ihnen gar nicht die Möglichkeit gegeben wird sich zu entwickeln. Sie schreiben ja selbst, man solle Kinder nicht zum Reden zwingen, aber in so einer Therapie wird do sehr stark der Schwerpunkt auf das SPrechen gelegt, wird den Kindern bwewusst gemacht, dass sie da Defizite haben. Unsere Tochter spricht heute immer noch nicht mit allen Fremden, sondern braucht ihre ANlaufzeit, aber das tun viele andere Kinder auch. Wie ist ihre Meinung zu Diagnostik und Therapie? Vielen lieben Dank Ines


Dr. med. Rüdiger Posth

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Stichwort: elektiver Mutismus Liebe Ines, Sie stellen die richtige Frage zur Therapie von mutistischen Kindern.Sie zum Sprechen auffordern, ist der falsche Ansatz. Wie Sie selbst erlebt haben, gelingt die Auflösung des Problems nur durch eine geschickte psychosoziale Anbindung des Kindes an die Therapeutin, die ebensogut die Erzieherin sein kann. Mutismus ist ein soziales Problem und kein Sprachproblem. Erst die Vertrautheit mit der neuen Bezugsperson lässt die Angst vor der kommunikativen Konfrontation mit dem Fremden einschmelzen. Ist über den Weg des Vertrauens das Selbstvertrauen gewachsen (was nicht so schnell geht) traut sich das Kind auch, mit anderen Erwachsenen zu reden. Eigentlich muss das Urvertrauen dafür sorgen, dass das Selbstvertrauen entsteht (s. der Titel meines Buches). Es gibt viele Gründe, warum das nicht ausreichend gelingt. Und ein wenig Scheu oder Schüchterheit als Ausdruck von Introvertiertheit und Defensivität existiert ja charakterlich bei diesen Kinder auch noch. Kommt jetzt der Ansatz von sozialer Angst dazu (z.B. falsch angefangene frühe Fremdbetreuung) und bestehen gleichzeitig aggressiv verstärkte Trotzelemente, kann man davon ausgehen, dass das Kind mit einer Form von Mutismus reagieren wird. Mutismus-Therapie bedeutet, diese Konfliktpunkte zu lösen. Viele Grüße


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