Prinzi84
Sehr geehrte Frau Henkes, herzlichen Dank für die Möglichkeit, Ihnen auf diesem Weg eine Frage zu stellen. Mein Sohn wird im Januar 3 Jahre alt. Seit etwas über einem Jahr besucht er die Krippe. Im jährlichen Entwicklungsgespräch wurde uns kürzlich mitgeteilt, dass unser Sohn keine Empathiefähigkeit zeige, sich nicht in andere hineinversetzen und Emotionen nicht erkennen könne. Insbesondere falle dies auf, wenn er (wie aktuell auch andere Kinder) jemanden haue oder schubse und auf sein Fehlverhalten hingewiesen werde. Er wirke dabei unbeteiligt und gehe dann schnell zu anderen Dingen über und sehe beispielsweise aus dem Fenster. Zudem spiele er zumeist nur parallel zu den anderen Kindern und habe keinen bevorzugten Spielpartner. Bei uns zu Hause zeigt sich die Situation so, dass unser Sohn durchaus auf uns zu kommt, wenn sich jemand von uns weh getan hat und zum Beispiel ein Coldpack aus dem Kühlschrank holt und den Vorschlag macht, dass man doch "kühlen" oder "ein Pflaster holen" soll. Auch kommentiert er unsere Reaktionen (z.B. "Mama lacht") und kann in entsprechenden Kinderbüchern beschreiben, dass jemand "traurig" ist und "weint". Sehen Sie die von der Kita geschilderten Beobachtungen bei einem 2,11 Jahre alten Kind als auffällig an und sind dies Fähigkeiten, die in diesem Alter ausgereift sein müssen, sodass dies für uns eine weitere Abklärung zur Folge haben sollte? Ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort und wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Start in 2024. Viele Grüße!
Guten Tag, ich halte die Reaktionen Ihres Sohnes nach Ihrer Beschreibung nicht für auffällig oder problematisch. Zudem entwickelt sich Empathiefähigkeit erst im zweiten und dritten Lebensjahr. Dieser Prozess dauert dann lange an. Kleinkinder können sich noch nicht in andere hineinversetzen. Sie sind nur bei sich und ihren Bedürfnissen. Allmählich lernen Kinder, dass andere Menschen auch Gefühle haben und dass diese sich von den ihren unterscheiden können. Das macht es ihnen möglich, auf ein Gefühl einer anderen Person empathisch zu reagieren, wie sie es an sich selbst erleben. So zeigen sie z.B. Mitgefühl, wenn jemand Schmerzen hat oder traurig ist. Sie erleben das bei Ihrem Sohn. Im Alter Ihres Sohnes lernen Kinder zudem ihre aggressiven Impulse näher kennen. Diese gehören zum Menschen und sind kein Anzeichen einer Störung. Kinder müssen den Umgang mit diesen aggressiven Strebungen erst lernen, um sie in sozial angemessener Weise auszuagieren. Zunächst ist es für Kinder ein tolles Erlebnis, dass sie mit Schlagen oder Schubsen soviel auslösen können. Ein anderes Kind ärgert sich nun oder hat Schmerzen. Die Erwachsenen wenden dem schlagenden Kind ihre ganze Aufmerksamkeit zu und reagieren eventuell auch verärgert. Indem sie so viel Wirkung erzeugen können, erleben Kinder sich als wirkmächtig. Das ist für die psychische Entwicklung bedeutsam. Natürlich muss dieses Gefühl der Wirkmächtigkeit auf sozial angemessene Situationen verlagert werden und ein Kind muss lernen, dass es andere nicht schlagen darf. Dieser Prozess benötigt jedoch Zeit. Wenn Ihr Sohn aus den oben beschriebenen Gründen ein Kind schlagen will, kann man nicht von ihm erwarten, dass er gleichzeitig Mitgefühl mit diesem Kind empfindet und sein Verhalten bereut. Einsicht in sein Verhalten lernt er erst später. Jetzt muss er zunächst lernen, dass dieses Verhalten unerwünscht ist und eventuell von Erwachsenen sanktioniert wird. Die Reaktion Ihres Sohnes zeigen seine Abwehrhaltung gegen die Ermahnung der Erzieher/innen. Er will ja aktuell seine aggressiven Impulse ausleben und zeigt sich der Aufforderung nach Einsicht gegenüber unwillig. Ihr Sohn muss noch keine festen Spielpartner haben. Beobachten Sie im privaten Umfeld, ob Ihr Sohn Kontakt zu anderen Kindern aufnimmt und wie er ihn gestaltet. Motivieren Sie ihn zum gemeinsamen Spiel. Beschleunigen können und müssen Sie hier nichts. Jedes Kind hat seine individuelle Entwicklungszeit, in der es die allgemeinen Entwicklungsschritte macht. Im Kiga sollten das die Erzieher/innen machen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und auch eine schöne Weihnachtszeit. Ingrid Henkes
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