Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Ist das mehr als fremdeln?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Ist das mehr als fremdeln?

Hugo54

Hallo Herr Dr. Nohr, unsere Tochter ist heute 16 Monate alt. Wir machen uns große Sorgen. Sie hatte eine schwere Geburt und kam mit der Saugglocke auf die Welt. Sie ist mit uns also mit den Eltern daheim zufrieden, wir spielen kuscheln und lachen viel gemeinsam. Ihr Blickkontakt ist gut, sie reagiert mittlerweile auch auf ihren Namen und versteht auch einige kleine Spiele. Laufen tut sie noch nicht aber steht krabbelt und zieht sich überall hoch. Sie ist so an uns gebunden, dass ich nichtmal den Raum verlassen kann oder auf WC gehen kann. Sie krabbelt hinterher und heult gleich los bis ich sie nehme. Auch mit Opa und Oma Tante hat sie keine Probleme die viel Zeit mit ihr verbracht haben. Aber was ein großes Problem ist, sie akzeptiert keine andere Menschen oder Kinder. Egal ob Menschen zu uns kommen oder wir gehen, sie heult solange bis wir gehen, danach lacht sie wieder. Wir können nichts mehr unternehmen. Sie mag es nicht von fremden angesprochen zu werden und weint gleich los. Wie wenn sie große eine Angststörung hat. Ihr fremdeln hat sie seit der Geburt. Schlafprobleme hat sie auch. Jetzt haben wir von Autismus usw. gehört. Was glauben sie was wir tun können? Unser Kinderarzt nimmt es nicht ernst. Die Impfungen usw haben wir normal durchgeführt. Freue mich auf Ihre Antwort. Danke.


Hallo, mit Autismus hat das gar nichts zu tun. Ihre Tochter ist sehr bezogen auf die bekannten Personen und Fremde machen ihr Angst. Das ist bei Kindern nicht selten, vor allem, wenn sie schwierige Zeiten hinter sich haben. Was Sie tun können ist, Situationen zu schaffen, in denen sie auf andere zugehen kann oder zumindest, wo der Kontakt sehr behutsam abläuft. Das könnten kleine Mutter-Kind-Gruppen sein, Spielplätze mit genügendem Abstand usw.. Ich meine Konstellationen, in denen andere Menschen diese Angst respektieren und ihr Kind ausreichend Raum und zeit hat, die anderen wahrzunehmen ohne sich bedroht fühlen zu müssen (viele Menschen sind da leider sehr übergriffig und respektieren die jeweiligen Grenzen nicht). Das alles braucht Zeit aber es gibt im Moment keinen Grund anzunehmen, dass Ihre Tochter diese Entwicklung nicht auch machen wird. Dr.Ludger Nohr


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