Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Grenzen testen?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Grenzen testen?

Katzenfreund

Hallo zusammen, heute wende ich mich mit einer Frage an sie, die mich schon seit längerem beschäftigt. Wir haben zwei Kinder. Einen jungen, der letzte Woche 5 geworden ist und ein Mädchen, die nächste Woche 3 wird. Wir sind beide Sozialpädagogen, haben also einen gewissen Background. Das macht es mir als Mutter allerdings sehr schwer, denn ich Hi terfrage mein Handeln zu oft und bin unsicher ob ich richtig handele. Ich kann schwer aus dem Bauch raus handeln, habe oft bedenken ob ich zu streng, zu lasch usw bin.. Unser 5 jähriger treibt mich mit seinem Verhalten öfter in den Wahnsinn und triggert irgendwas in mir an was mich dann zum explodieren bringt und ich wütend werde. Er sagt zb öfter "Scheisse" obwohl er weiss dass ich das Wort nicht mag und ich nicht möchte das er das sagt. Sage ich ihm dann auch, 5 min später sagt er es grinsend erneut. Dann weise ich ihn zurecht, sage ihm er dürfe es zb im Badezimmer sagen, da es dorthin gehört und begleite ihn dorthin. Heute sagte er es dann zurück im Wohnzimmer nochmal und grinst dabei. Dann habe ich ihn in sein Zimmer geschickt. Da kam er dann tanzend noch 2 Mal raus bis er dort geblieben ist und ich ihm im Anschluss meine Reaktion erklären konnte. Er kann sich nicht gut alleine beschäftigen und mach sowas auch aus Langeweile. Er hat oft treffen mit Freunden aber halt nicht immer. Er muss ja auch Mal Langeweile aushalten. Gibt es solche renitenten 5 jährigen die immer über die strenge schlagen oder muss ich zu einer beratung?


Hallo, ich finde das Verhalten Ihres Kindes für einen 5jährigen nicht ungewöhnlich. Er testet Ihre Grenzen und Ihre Geduld aus, und das ist wichtig für die Beziehung. Den hilfreichsten Umgang damit nenne ich liebevolle Klarheit (s. den Text dazu auf dieser Seite), wobei für Sie der Anteil Klarheit am schwierigsten zu sein scheint. Grenzen muß und soll man nicht ausgiebig und langatmig erklären (eine kurze Begründung macht natürlich Sinn, aber keine Vorträge oder Rechtfertigungen) und das Kind muß sie auch nicht immer verstehen. Es reicht dann, dass Sie wissen, warum Sie diese Konsequenz/Haltung für richtig halten und dabei klar bleiben können. Und das in einer Haltung, die nicht entwertet und/oder demütigt. Ihr Kind versucht auf verschiedenen Wegen herauszufinden, was Sie richtig und falsch, gut und schlecht finden. Das ist nie ein gerader Weg, denn es ist ein Lernprozess mit vielen Kurven. Im Moment brauchen Sie sicher keine Beratung wegen Ihres Kindes, sondern eher mehr Zutrauen zur eigenen Haltung. Dr.Ludger Nohr


Katzenfreund

Danke für ihre Antwort, das bestärkt mich ...Kindererziehung ist echt anstrengend und eine sehr große Herausforderung.


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